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Brikett, schwarzer Qualm und dennoch jede Menge Dampf

Brikett, schwarzer Qualm und dennoch jede Menge Dampf

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Brikett, schwarzer Qualm und dennoch jede Menge Dampf

Winter Januar 1981 in der Mangelwirtschaft, auf einmal gab es kein Heizöl mehr. Da mußten die letzten eigentlich schon abgeschriebenen 01er mit der Kohlefeuerung erneut herhalten. Um die Züge ins rollen zu bringen, allen zeigen die DR lebt weil sich da irgendwie alles immerzu bewegt .
Nur wie, denn eins stand fest ohne das entsprechende Futter fuhr eine Dampflok ob Kohle oder Öl leider auch nicht einen Meter. Wird das Wasser im dem dicken 01.5 Kessel kaum zu Dampf, es dreht sich kein Rad.

Wir schreiben den 28. Januar 1981, einen Tag davor bekamen wir in Saalfeld sogar Verstärkung in Form einer aufgemöbelten Altbau 01 die aussah als sei sie einer Werksneuen Modellbahn Verpackung entsprungen.
So das einen ihr Anblick das Herz unwillkürlich höher schlagen lies. Obwohl ihre Farbe noch nicht richtig trocken war wurde das gute Stück auf ein Gleis im Bw abgeschoben das wir in der Umgangssprache von Betriebseisenbahnern als Friedhof bezeichneten.

Zum Dienstunterricht war ich Pflichtgemäß angetreten, kam an der Lokleitung vorbei. Sofort fiel mir auf da stimmt etwas nicht, die sonst so geprägte Gelassenheit war verschwunden, dahin.
Diesmal war die Kohle zu neige gegangen was sich in einer unübersehbaren Unruhe im ganzen Bw bis in die höheren Etagen auswirkte.
Irgendwo her erfuhr ich der P 8012/15 - Gera und zurück wurde deshalb schnell mit einer Diesellok der BR 110 abgedeckt.
Für den bei allen Eisenbahnfreunden bekannten D 504 nach Halle werkelte man an einer 119 herum damit sie nicht gleich wieder abtaucht bevor sie am Zug steht.
Nicht anders erging es den E 802 mit Ziel Gera - Leipzig vor dem sich ein anderes U-Boot hängte.
Folge dessen würde ich sagen das war nicht "der Tag" für einen Eisenbahnfan der eine 01 sehen wollte vor den Zügen.

29. Januar, - Klaus mein Heizer und ich hatten die ruhige Tour mit langer Pause in Gera, - den P 8012/15. Als Zuglok drückte man uns die 01 1511 mit wenig Kohle auf den Tender in die Hand. Wird schon gehen dachte ich denn in Gera lag noch was von dem Zeug herum das zu unrecht den Namen Kohle trug.
Alte Regel, - was man hat kann einen keiner mehr nehmen. Egal ob es wie Kohle aussah oder als wäre es besser damit Blumen zu beglücken.
So haben wir auserplanmäßig in Gera unsern Tender vollgeknallt.
Der Rest unserer nicht so anstrengenden Schicht verlief ohne Vorkommnisse.
Als ich meinen Lokdienstzettel zum Feierabend durch Fenster in der Reservestube warf teilte mir der Lokleiter beiläufig mit das für unseren E 802 morgen eine 119ner eingeplant sei. Weil der Zustand mit der Kohle immer kritischer wurde, grob gesagt noch kein Wägelschen sich nach Saalfeld verirrt hatte.
Dann fahren wir halt mal mit dem U-Boot murmelte ich in meinen Bart.

30. Januar, - melden beim Lokleiter der ein finsteres Gesicht zog und sprach.
Nix U-Boot, nix Kohle im Bw, also guter Rat war jetzt mehr als teuer.
Verhalten keineswegs bestimmend mit leiser Stimme fragte er uns, würdet ihr .........?
Nun lag es an Klaus und mir ob wir mit den letzten Brikett die im Bw Kohlebunker vereinsamt darum lag nach Leipzig fahren wollten.
Eisenbahnerehre, - auch Klaus sagte ja.

Damit begann eine unvergeßliche Fahrt mit einer stolzen Ankunft von vier Minuten vor Plan in der Messestadt.

Nun ein paar Worte zum Foto.
Vielleicht denkt einer jetzt beim aufmerksamen Betrachten die sind ja liegen geblieben. Der E 802 wurde an die Seite ins Überholgleis abgestellt um erst mal Wasser zu kochen.
Nein so verhält es sich ganz und gar nicht, alles ist planmäßig wir stehen hier in Bad Köstritz um betriebsbedingt eine Kreuzung abzuwarten.
Kreuzung mit E 803 der von Leipzig kommend mit einer 118 bespannt ist.
In der Ferne sich die 118 schon hörbar ankündigte was mein Heizer Klaus als Achtungssignal zum stark machen für unsere Weiterfahrt ansah.
Wie das ausgesehen hat was er da zustande brachte wurde von meine Kamera bildlich festgehalten.
Eine gute Mischung werden die Einen sagen oder ein herrlicher Kontrast die Anderen. Ganz andere wiederum wären bestimmt dafür gewesen den Dampfloks das Rauchen ab zu gewöhnen.
Keiner wird meinen Heizer Nachreden können es hätte an Dampf gemangelt. Denn nicht nur einer von den drei Ackermännern auf unseren Hochleistungskessel stand kurz davor den gefesselten Dampfüberdruck in die freie Atmosphäre mit viel ohrenbetäubenden Lärm entweichen zu lassen.
Dazu kam es natürlich nicht, es reichte überaus das wir Bad Köstritz so verräucherten. Zusätzlich noch auf sich Aufmerksam zu machen durch das ansprechen der Sicherheitsventile war fehl am Platz.
Ein langgezogenes Achtungssignal vor der zügigen jedoch nicht zu überhörbaren Abfahrt mußte seien, allein wegen den Spaß an der Sache.

Ralf

Commentaire 10

  • Steffen°Conrad 16/12/2008 10:07

    Sorry, ich rangiere hier mit Verspätung ;-))
    Abgesehen von dem sehr dynamisch und geradezu martialisch wirkendem Bild regt die Geschichte hier doch sehr zum Zurückdenken an..

    Ständige Mangelwirtschaft- egal wie rollen muß es,
    wie ein Anmerker schon schrieb-"Raubbau" von Ersatzteilen..
    (wenn eine Elektrische ins RAW Schöneweide zur HU ging, war sie ein hohler Vogel, nur alle alten Teile mussten drinneliegen, zum Aufarbeiten.)

    Die Leistung aller damals, das Rollen möglich zu machen, das erkennt uns keiner ab..
    Vgconni
  • D.R. Dark 14/12/2008 13:01

    Vor allem wegen der Geschichte einfach großartig!
    Gruss Harald
  • Ralf Göhl 13/12/2008 20:10

    @ Alle,
    - es erfreut mich sehr das sowohl die Bilder und Geschichte so gut hier und nicht nur hier angekommen sind.
    Meine benötigte Zeit dafür nicht umsonst war.
    Wer noch etwas sehen will zu der Fahrt mit Brikett schaut auch hier mal herein.
    http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/forum/read.php?17,4079705
    Viel Spaß wünscht Ralf
  • Henning Gothe 13/12/2008 17:08

    Wieder eine amüsant geschriebene Geschichte von Dir, Ralf! Die Zeiten waren irre damals, man darf gar nicht dran denken, ist jetzt schon 28 Jahre her - wahnsinn!
    Gruß
    Henning
  • Andreas Tsrebo 12/12/2008 18:40

    schöne (typische) DDR - Geschichte, zu der Zeit haben wir aus defekten LKW "Langstehern" (wegen Ersatzteilmangel) Diesel abgepumpt und die intakten Reifen demontiert, um mit den restlichen LKW's fahren zu können ... :-(
    VG
    andreas
  • FDL Bernsbach 12/12/2008 16:41

    Letzte Nachtschicht-Aufstehen,den PC anschalten-FC an und mit Ralfs tollen Texten und Bildern ins verdiente WE-Klasse!
    Aber so wars damals eben....aus Sch... Gold gemacht!

    Grüsse Bernd
  • Thomas Reitzel 12/12/2008 16:02

    Gratuliere, aber ohne die Verdienste Deines Linksaußen schmälern zu wollen, der 01.5-Kessel wird doch mit allem fertig, oder?
    Quod erat demonstrandum - was Ihr bewiesen habt!
    Gruß
    Tom
  • Klaus Kieslich 12/12/2008 15:29

    Top präsentiert
    Gruß Klaus
  • Volker Thalhäuser 12/12/2008 12:47

    1000 Punkte

    Gruß Volker
  • Thomas Pf. 12/12/2008 12:28

    Ein interessantes Bild, sowas sieht man heute auf keiner Lok mehr!
    Eine überaus schöne und interessante Geschichte hast du da geschrieben, könnte ewig weiterlesen... (schonmal über ein Buch nachgedacht?;-))
    Viele Grüße von einem Heizerazubi, der noch nie solche Kohle gesehen hat,
    Thomas