CABARET – Bad Hersfelder Festspiele 2015
Mit einer bildstarken und ideenreichen, aber auch nachdenklich stimmenden Inszenierung ist die Musical-Premiere von „Cabaret“ am Freitag, 17.06.2015, bei den Bad Hersfelder Festspielen über die Bühne gegangen.
Regisseur Gil Mehmert , der u. a. das Musical „Das Wunder von Bern“ in Hamburg inszeniert hatte, und seine Bühnenbildnerin Heike Meixner, platziert die beiden Spielorte der Geschichte im Berlin des Jahres 1930, den Kit-Kat-Club und die Zimmer einer Pension, auf eine Drehbühne. Wie auf einem Karussell kann dadurch die Szene immer verändert werden. Die Bühne des Clubs ist ein riesiger, abschüssiger Flügel, auf dessen Oberseite getanzt wird (Choreografie: Melissa King).
Mehmert nutzt für seine Inszenierungen alle Musiknummern, die für „Cabaret“ komponiert wurden. Für ihn stellen gerade die Balladen „die Chance für ein Close-up auf die Figur“ dar und sind für ihn somit unverzichtbar. Dazu zählt u.a. auch das jüdische Lied „Miskite“ und das Chanson „Wie geht es weiter …“, das von Helmut Baumann bzw. Judy Winter sehr eindringlich und anrührend vorgetragen wird. Ihre Auftritte gehören sicherlich zu den Höhepunkten des Abends. Bettina Mönch als Sally Bowles überzeugt mit ihrer großen Stimmkraft, wenn sie die bekannten Songs wie z. B. „Mein Herr“ und „Maybe This Time“ singt, dabei über die Bühne wirbelt und dann aber auch wieder total verletzlich wirkt. Dafür wurde sie vom Publikum mehrfach mit Szenenapplaus belohnt. Durch einen Steg vor dem Orchestergraben wird die Bühne praktisch noch näher an die Zuschauer herangebracht und lässt sie so noch intensiver am Geschehen teilhaben. Die männliche Hauptrolle des Cliff Bradshaw wird von Rasmus Borkowski gelungen und überzeugend dargebracht. Auf der Flucht vor sich selbst begegnet der junge amerikanische Schriftsteller im Kit-Kat-Club und der Pension von Fräulein Schneider zahlreichen Personen, die sich in ihrem persönlichen Umfeld und auch politisch entscheiden müssen.
Zu den emotionalsten Momenten der Aufführung zählen die kammerspielartigen Szenen zwischen Judy Winter als ältliche Pensionswirtin Fräulein Schneider und Helmut Baumann als betagter jüdischer Obsthändler Herr Schultz. Besonders ihr witziges Ananas-Duett wird vielen Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben. Musikalisch begleitet wird das ganze Musical durch das hervorragend Orchester unter der Leitung von Christof Wohlleben. Ein echter Hingucker sind auch die fantasievollen Kostüme von Falk Bauer, z. B. der Tänzer, bei denen die eine Körperseite feminin geschminkt und gekleidet, die andere maskulin gestaltet ist. Im Zentrum der Inszenierung steht Publikumsliebling Helen Schneider in der herausragenden Rolle des Conférencier, der durch das Geschehen führt. Ihre einzigartige Bühnenpräsenz wird schon in den ersten Minuten des Stücks deutlich, wenn sie im androgynen Look, mit weißer Pagenkopffrisur und übergroßen weißen Handschuhen, die ihre Arme verlängern, durch den Zuschauerraum die Bühne betritt. Mit ihrer starken, ausdrucksvollen und facettenreichen Stimme gelingt es ihr immer wieder, das Publikum zu begeistern.
Die 1200 Zuschauer belohnten die glanzvolle Inszenierung mit ihren tollen Darsteller, Bühnenmusiker, Tänzer und Sänger am Premierenabend mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen. (Elke Baron/Fotos: Fred Rehberg)
Info und Tickets unter: BAD HERSFELDER FESTSPIELE TICKET SERVICE Telefon: 06621 640200
Fax: 06621 6402040
E-Mail: ticket-service@bad-hersfelder-festspiele.de -
http://www.bad-hersfelder-festspiele.de/spielplan/cabaret.html
Einzelbilder unter: http://www.fotocommunity.de/meine-community/fotos/cabaret-2015/859500
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