CHEMINOT, Église paroissiale Saint-Maurice, Ansicht des Innenraums von WSW
Die bestehende Kirche ist ein bemerkenswerter frühgotischer Bau mit einem doppeltem Querschiff (das östliche Gewölbejoch deutlich breiter als das westliche), gerade schließendem Chor mit Dreifach-Lanzettfenster und hohem Turm über dem Querschiff-Ostjoch. Sie wurde im Auftrag des Abbés Richier, Abt des Metzer Klosters St. Arnould in Metz zwischen 1208 und 1231, als neue Pfarrkirche des Abtei-eigenen Ortes errichtet und wohl bis 1229 fertiggestellt. Georg Dehio charakterisiert die Ostteile als „in knappen graziösen Formen, etwa wie Offenbach am Glan“ (Landkreis Kusel). Die sehr qualitätvoll gearbeiteten Konsolen und Kapitelle zumeist mit Laubwerk, ähnlich Hof Iben (Gem. Fürfeld, Landkreis Bad Kreuznach), einige auch mit Masken bzw. menschlichen Köpfen. Es existieren einige formale Parallelen zur Kirche St. Hubert im ehemals zum Kloster Gorze gehörenden Ort Waville (Meurthe-et-Moselle), einer kleinen Hallenkirche zu drei Jochen mit langgestrecktem, polygonal schließendem Chor.
Die Kirche ist nach ONO gerichtet, die Achse des etwas niedrigeren Chorquadrats knickt gegenüber der des Querschiffs spürbar nach Süden ab. Die Gewölbehöhe des Querhauses beträgt ca. 13 Meter.
Die 1735 angebaute Sakristei und die gleichzeitige Ausstattung – hölzerne Wandverkleidung des Chorraums und der ebenfalls 1735 datierte Hochaltar aus Eichenholz – sind nicht erhalten, ebenso wie das 1545 datierte Beinhaus im Winkel zwischen Chor und südlichem Querhausarm. Das bereits mehrfach nach Kriegsbeschädigungen (1308, 1404, 1443, 1444) erneuerte Schiff wurde 1856–1860 als dreijochige Stufenhalle nach Plänen von Architekt Gautier, Metz, völlig neu errichtet. Leider konnte ich über den Architekten "mit Bordmitteln" kaum etwas herausfinden. Kriegsschäden im 1. Weltkrieg. Beim bis 1962 erfolgten Wiederaufbau nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg im Herbst 1944 wurde u. a. die Außenhaut fast komplett erneuert, was eine Bauforschung an der verbliebenen Substanz fast unmöglich macht.
Aufgenommen mit einer Nikon D 700 und dem AF-S 1:2,8/14-24mm von einem Novoflex Quadropod. Die "stürzenden Linien" und die Objektivverzeichnung wurden korrigiert und die fehlende Ecke links unten angestückt. Die notwendigen Tonwertkorrekturen sind recht zurückhaltend durchgeführt, weil ansonsten der Helligkeitskontrast zwischen der Gewölbezone des Mittelschiffs und den helleren Ostteilen verwischt wird.
Die Farbtemperatur wurde etwas "angewärmt", um den leichten Grünstich zu dämpfen, der teils von der Verglasung, teils von dem verwendeten hellen Kalkstein herrühren dürfte.
Literaturhinweise:
[HENRI MAGUIN, L’église de Cheminot] (notice), in: Bulletin de la Société d'archéologie et d'histoire de la Moselle, Troisième année, 1860, S. 32–34 (hier sind nur die beiden Bildtafeln interessant)];
HENRI MAGUIN, Notice sur Cheminot, in: Mémoires de la Société d'archéologie et d'histoire de la Moselle, Année 1860 (1861), S. 31–39;
FRANZ XAVER KRAUS, Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen – Beschreibende Statistik im Auftr. d. kaiserl. Ministeriums von Elsaß-Lothringen hrsg., 3. Bd., Lothringen, Strassburg (1886–) 1889, S. 66–72, Abb. S. 73;
N.N., Cheminot – Quelques élements historiques sur le village et son église, [Cheminot] 2005 (DIN A3-Faltblatt).
https://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89glise_Saint-Maurice_de_Cheminot
Andy-p 17/01/2016 20:05
Eine besonders schöne Kirche. Die Säulen gefallen mir besonders gut und gute Ausrichtung.LG Andy
Ela Ge 13/10/2015 1:19
Seltsam, genau dieses Kahle hat mich jetzt ungemein angesprochen. Das is Architektur pur, durch nichts verstellt. Gefällt mir total gut!SilvFox 11/10/2015 23:34
ein sehr schöner mittig ausgerichteter Blick in den Innenraum der Kirche.gruß SilvFox
Uwe Welz 11/10/2015 17:49
Leider gibt es von Cheminot kaum historische Ansichtskarten oder andere Bilddokumente. Mir scheint es so so, dass viele der z. T. außerordentlich bemerkenswerten Einzelformen außen wie innen original sind oder mit hoher Sorgfalt in der alten Form erneuert wurden, mit Ausnahme der alten Anbauten. Das Ganze wirkt heute sehr purifiziert und kahl, und der Charme fehlt auch innen, was es schwierig macht, die Qualität der Architektur wirklich zu würdigen.Stefan W. Wirtz 11/10/2015 11:04
Eine schöne Kirche, und sehr gut von Dir bearbeitet.Wie man Deinem Text entnehmen kann, hat diese Kirche im Laufe ihrer langen Geschichte einige Kriegsschäden erlitten. Oft ist es dann so, dass man dann dem Zeitgeschmack entsprechend repariert oder wiederaufgebaut hat. Meinen Erfahrungen zufolge, handelt es sich dabei meistens (nicht immer), um Verschlimmbesserungen.
LG
-Stefan-
Tavor 11/10/2015 8:14
Ich kenne die Kirche von außen, leider war sie bislang immer verschlossen. Und das leider unschön wieder hergestellte Äußere beschränkt sich nur auf die ursprünglichen Formen ohne den Charme des alten Bauwerks wieder zu geben. Jetzt weiß ich endlich wie es Innen aussieht.Gruß und schönen Sonntag. Stefan