Ciao Longarone
Bei der Ankunft in Longarone nimmt man vor allem eins wahr: Beton. Unglaublich viel Beton. – Brutaler Beton, der schnell hochgezogen und gesichtslos scheint; Beton, der aber auch aussieht als wolle er sagen: Macht euch keine Sorgen, hier seid ihr sicher. Info-Tafeln in der Stadt informieren, warum Longarone aussieht wie es aussieht. Welch leidvollen Grund dieser ganze 60er-Jahre-Beton hat. Das Undenkbare, Unbegreifliche passierte am 9. Oktober 1963, um 22:39 Uhr: Durch das Aufstauen des Vajont-Stausees kam es am labilen Monte Toc zu einem riesigen Bergrutsch, der wiederum eine große Flutwelle nach sich zog. Das Wasser stürzte über die Mauerkrone, die wie durch ein Wunder stehen blieb, schwappte innerhalb kürzester Zeit über Longarone im Piavetal und zerstörte den Ort vollständig. Rund 2.000 Menschen starben, nur einige wenige Einwohner überlebten. Die Hälfte der Toten wurde nie gefunden. Einige Leichname wurden mit der Flutwelle bis in die Adria gespült, in die der Piave beim Badeort Jesolo mündet.
Angesichts der Tragik geht für mich hier nur SW.
Für mich war der Besuch in Longarone auch eine Zeitreise in meine Kindheit. Ab 1967 fuhren wir jeden Sommer durch diese Stadt, am Vajont vorbei und durchs Val Celina in den Sommerurlaub an die Adria. Dies waren damals noch richtige Expeditionen, denn es gab noch keine Tauern-Autobahn oder die ausgebaute "Allemagna".
Anfang Juni 2022
Stefan Jo Fuchs 17/06/2022 6:15
Mit Mut das weniger Schöne gezeigt, die Geschichte dazu ist auch beim zweiten Lesen und zeitlicher Distanz zum Geschehen erschütternd.lg stefan