Das Dorf Spenrath verliert an Substanz
Im wie Garzweiler II im Rheinischen Braunkohlerevier haben Dörfer eine sehr begrenzte Standzeit. Wenn die Schaufelradbagger anrücken muss weichen, was über Jahrhunderte gewachsen ist. So eben auch der Ort Spenrath, ein Dorf im Gebiet der Gemeinde Jüchen. Teils beginnt der Abriss der Häuser sobald der Bergbautreibende sie erwerben kann und noch weitere Bewohner im Dorf leben. Teils geht der Abriss in großen Schritten in kurzer Zeit vonstatten.
Hier an diesem kleinen westlich gelegenen Platz des Straßendorfes ist bereits ein Haus inklusive Keller ausgehoben. Von einem anderen einst recht modern wirkendes Haus ist nur noch der Keller und einige Gartenmauerreste vorhanden. Ein weiteres büßt bereits einen Großteil der zeitweise typischen Verblendung ein. In wieder einem anderen sind die Fenster schon ausgehöhlt. Der große Komplex ist ein Bauernhof, der noch in Betrieb und bewohnt ist, als einziges Gebäude im Ort. Dafür konnten noch kein Alternativstandort gefunden werden, um den großen Betrieb weiterführen zu können.
Für die Gemeinde bedeutet es eine Zeitlang doppelte Kosten für den Unterhalt der Infrastruktur, denn ein Betrieb muss schließlich versorgt werden, auch wenn am neuen Ort die Versorgungseinrichtungen ebenfalls bereits ihren Dienst verrichten. Mit den schwindenen Häusern nehmen auch die Zerstörungen an der Infrastruktur zu, wie etwa fehlende Gullideckel und verstopfte Kanäle.
An diesem Platz, jetzt mit dem Durchblick über das schon teilweise leergeräumte Grundstück in den ferneren Straßenabschnitt, wirkt die Zerstörung durch ihr geballtes Ausmaß noch härter. Nach und nach, mit dem Verschwinden von immer mehr Häusern verliert der Ort Zug um Zug sein altes Gesicht, die Orientierung fällt zusehends schwerer. Bei einem Stück ländliche Geschichte wird der Buchdeckel zugeklappt. Eine Fortsetzung gibt es nicht. Der neu entstandene kleiner gewordene Ort hat kaum etwas vom alten Charkter.
Die Lage des Ortes:
http://maps.google.com/maps?f=q&hl=de&geocode=&time=&date=&ttype=&q=spenrath&sll=37.0625,-95.677068&sspn=41.767874,70.3125&ie=UTF8&ll=51.06369,6.45421&spn=0.004059,0.008583&t=h&z=17&iwloc=addr&om=1
Der Aufnahmestandpunkt ist an dem Knick der Hauptstraße links.
Der neue Doppelort Otzenrath-Spenrath ist hier angelegt:
http://maps.google.com/maps?f=q&hl=de&geocode=&time=&date=&ttype=&q=otzenrath&sll=51.06369,6.45421&sspn=0.004059,0.008583&ie=UTF8&ll=51.109167,6.464295&spn=0.00811,0.017166&t=h&z=16&om=1
Das Panorama ist zugegebenermaßen eher ein "Panorama für Arme", keine richtige Ausrichtung der Drehachse, kein Nodalpunktadapter, keine erschütterungsfreie Auslösung, kein manueller konstanter Weißabgleich, keine manuelle Angleichung der Einzelbilder. Insgesamt sind es 17 Hochformataufnahmen, die mit Hugin/nona/enblend zusammengesetzt wurden. Zwei Aufnahmen fallen durch den Sonnenschein heraus. Belichtet wurde immerhin mit konstanten manuellen Einstellungen.
So oder so, das Bild lässt vielleicht ahnen, wie es dort aussieht, aber mehr auch nicht. Man muss es wirklich mal mit eigenen Augen gesehen haben.
Entstanden beim von Angela DS
initiierten Usertreffen am 30.09.2007.
Stimme aus dem Off 29/05/2008 23:51
Ja, so ist es besser!Franz-Josef Wirtz 29/05/2008 21:19
Eine Neuaufnahme derselben Stelle im April 2008:Franz-Josef Wirtz 01/02/2008 22:13
Diese Luftaufnahme zeigt die fortschreitende Zerstörung ebenfalls sehr eindringlich:Kalmia 31/01/2008 7:38
Uuuiii.Das sieht aber trostlos aus....
Gruß, Karin
Franz-Josef Wirtz 08/10/2007 12:11
Hinter dem Haus, dem die Verkleidung bereits teilweise fehlt aufgenommen:Vielleicht muss hier ein Panorama auch so stückelig aussehen, einfach weil das was man sieht so kaputt ist. Und in diesen Dörfern ist "Patchwork" schließlich auch charakterstiftend, ganz im Gegensatz zu den Umsiedlungsorten, die mit ihrem homogenen Entstehungszeitpunkt den Charakter eines Ortes vom Fließband haben. Da wird es noch lange dauern, bis die Strukturen sich auflockern. Die Busexkursion in den Tagebau hatte ja in Bedburg-Kaster begonnen, einem Ort, wo mehrere Umsiedlungsorte aus aus älteren Tagebauen angsiedelt worden waren. Mehr als zwei Jahrzehnte später ist es dort trotzdem nicht wirklich heimelig geworden.
Jochen Busch 08/10/2007 11:15
Dein Panorama gibt die Endzeitstimmung wirklich sehr gut wieder. Und für einen Pano-Laien wie mich (nur?) ist es auch technisch perfekt.Gruß
Jochen
Edith M. 02/10/2007 23:43
Da hat RWE die ersten Containerladungen schon weggebracht. ein eindrucksvolles Pano ist Dir gelungen.LG Edith
Theophanu 02/10/2007 23:20
hallo Franz-Josef,bin unlängst dort durch gekommen und fand es äußerst bedrückend und schockierend und kann mich noch sehr gut an dieses nachhaltige gefühl erinnern. wie muss es erst den bewohnern gehen.
auch wenn es, wie du beschreibst, keine high-end-produktion ist, vermittelt dein pano hinreichend einen eindruck um dem zustand des dorfes. ich fand das hier auch wie aus einer anderen welt:
lg uta
Roland Klecker 02/10/2007 23:14
Da hast Du Dir aber wirklich sehr viel Arbeit gemacht,hat sich gelohnt. Klasse Pano und Danke für die Info!
Liebe Grüße,
roland
Franz-Josef Wirtz 02/10/2007 18:05
Das ist zweifellos ein Problem. Wer mal kurz durch einen solchen Ort fährt kann nach einer Weile der Zerstörung nur schwer erahnen, dass der Ort mal viel größer war. In Spenrath fehlen an der Ostseite bereits seit langem etlich Häuser. Man erkennt allenthalben noch die abgesenkten Bordsteine der Zufahrten zu den Grundstücken. Manchmal bleiben noch die Obstbäume und Gehölze der Gärten eine Weile verlassen stehen.Aber hier setzt der Tagebaubetreiber nun anscheinend auf schnelle Bereinigung der Grundstücke, obwohl ja erst 2010 die Schaufelradbagger so weit sind. Und so gewinnen manche den Eindruck "für die paar Häuschen, da machen die so ein Theater". Nur, es waren ja mal viel mehr. Und wen es trifft...
-Gudrun- 02/10/2007 17:58
klasse zusammenstellung...man kann schon erkennen, wie die zerstörung voran gegangen ist...allerdings weiß ich nicht, ob es mir so sehr auffallen würde und ich so viel damit anfangen könnte, wenn ich die veränderungen nicht relativ regelmäßig verfolgt hätte...
lg,
gudrun