Das Land der Dichter und Denker
zerstört seine kulturellen Wurzeln.
So gingen durch die kürzlich erfolgte Sprengung des hier gezeigten Stahlwerks der Henrichshütte unwiederbringlich verloren:
- einer der ältesten deutschen Lichtbogenöfen
- eine der letzten Siemens-Martin Stahlwerkshallen
- Oxygen- und Elektro-Stahlwerk unter einem Dach
- Deutschlands älteste Stranggussanlage
- ein historischer Stripperkran
Technik:
Linhof Technikardan S, Schneider Symmar-S 210/5.6, Blende 22, 30 sec, FP4 4x5'', ID11
Mehr dazu unter:
http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-Henrichshuette-de.html
Harald Finster 25/01/2005 22:05
@Horst: genau das ist der Punkt - die kulturelle Zweiklassengesellschaft:auf der einen Seite "hochstehende Kulturgüter" (von "hochstehenden" Persönlichkeiten initiierte Bauten, also Kirchen, Schlösser, Rathäuser...), andererseits "alter Schrott", den es zu entsorgen gilt, oder der doch wenigstens aufpoliert, bunt angehübscht oder "künstlerisch aufgewertet" werden muss.
Meine (absurde) Forderung "Abriss Neuschwanstein" ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern soll vor Augen führen, dass absurdes Handeln, die Zerstörung von Kulturgut, hierzulande tägliche Realität ist.
Gruss Harald
Henning Gothe 25/01/2005 20:51
@Harald - und ich bin ab und zu mal in Aachen - dienstlich.Gruß
Henning
Harald Finster 25/01/2005 20:46
@Henning: "Fototour": Du wohnst im Westerwald? Da sollte sich doch mal ein Treffen einrichten lassen.Henning Gothe 25/01/2005 20:02
@D.R.Dark - und genau Das erlebt man jeden Tag neu. Mir bleibt da lediglich noch eine Frage: Wer kauft denn dann die Autos "noch Made in Germany", um nur mal ein Beispiel zu nennen. Die Gehälter, wie sie dort z.B. bezahlt werden, gibt es im Dienstleistungsbereich nicht. Die 3 wohlhabenden Leute in Deutschland sind jetzt schon übersättigt!Gruß
Henning
PS: Mit Dir würde ich mich gern mal länger unterhalten oder auch mal ne´ Fototour machen
D.R. Dark 25/01/2005 19:16
@Henning: es ist ja nicht so, dass hier Menschen durch Maschinen ersetzt werden (wobei zu diskutieren wäre, inwieweit der Ersatz menschlicher manueller Arbeit durch Maschinen problematisch ist).Die derzeit in Deutschland laufende Deindustrialisierung geht ja weiter: unser materialler Wohlstand basierte bisher auf technischem Know-How, und genau dieses wird derzeit zu Schleuderpreisen an Billiglohnländer mit nicht vorhandenen Umweltstandards und problematischem Umgang mit Menschenrechten verscherbelt. (Man spricht beispielsweise von jährlich 20.000 Toten Bergleuten allein in China.)
Die Ergebnisse jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung, also Milliardenwerte, werde für wenige Millionen Euro verkauft. Den Gewinn streichen dabei einige wenige Manager ein, die Dummen sind diejenigen, die das alles mit ehrlicher, harter Arbeit aufgebaut und entwickelt haben.
Jüngste Beispiele: Kokerei Kaiserstuhl, Oxygen-Stahlwerk Dortmund, Schmiedepressen Hattingen (direkt neben dem Stahlwerk).
Von einem leitenden Mitarbeiter eines grossen deutschen Stahlherstellers wurde mir hinter vorgehaltener Hand berichtet, dass chinesische Firmen mittlerweise heimlich Firmen in Europa aufkaufen, um an die Patente zu gelangen.
Das technologisch führende Deutschland ist also auf dem besten Wege, zum Know-How Importeur zu werden.
So war z.B. die Henrichshütte einer der letzten (der letzte?) Betrieb in Deutschland, in dem Stahlgussteile von meheren hundert Tonnen Gewicht hergestellt werden konnten. Dieser extrem komplexe technische Prozess ist nicht vollständig theoretisch zu beschreiben, und man benötigt 'Fingerspitzengefühl' und einen 'Riecher', um solche Gussteile herzustellen. Mit der Schliessung einer solchen Anlage verschwinden also nicht nur die entsprechenden Anlagen, sondern es geht auch menschliches Know-How verloren, eingespielte Teams werden auseinandergerissen und die Kette der Wissensvermittlung reisst ab.
Die politisch Verantwortlichen scheinen aber zu glauben, dass unser Wirtschaftssystem auf reiner Dienstleistung aufbauen sollte.
Nur, wer soll die im Dienstleistungssektor 'Handel' verkauften Produkte produzieren, wo entsteht der Gegenwert zu den in Banken hin und hergeschobenen Geldern ... ?
Gruss Harald
Henning Gothe 25/01/2005 18:17
Wieder mal ein technisch geniales Bild und eine traurige Unterschrift. Hier gehen nicht nur die kulturellen Wurzeln den Bach herunter, sondern auch ein Stück Industriegeschichte, die Deutschland einstmals so erfolgreich gemacht hat, bevor die jetzigen "Banausen" alles in Frage stellen. Und immer wieder daran denken: Eine gekaufte Maschine, die Arbeitsplätze vernichtet, kann von der Steuer abgesetzt werden - die menschliche Arbeitskraft verursacht nur Kosten :o(Mit nachdenklichen Gruß
Henning
Harald Finster 25/01/2005 16:23
Siehe auchwestfalenhuette punkt de 25/01/2005 15:35
Zwei Anlagen der Sekundärmetallurgie nach verschiedenen Verfahren (1xTN + 1xRH) direkt nebeneinander nicht zu vergessen.D.R. Dark 25/01/2005 13:37
@Kurt: stimmt, dann sollte man konsequenterweise auch so antiquierte Objekte wie Neuschwanstein, Herrenchiemsee oder den Kölner Dom abreissen.http://www.hfinster.de/StahlArt2/Feudalkultur-de.html
Gruss Harald
Kurt Salzmann 25/01/2005 11:23
ohne kommen und vergehen wäre stillstand...