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Tore Straubhaar


Free Account, Höxter

das Treibholzmeer

Radtour auf Island, August 2014

Am Morgen hält ein Auto neben unserem Zelt. Das ist erstmal nicht verwunderlich, weil wir, zwar weniger schön als zweckmäßig, in einer Mulde direkt an einer Kreuzung stehen, im Windschutz der Straßendämme. Ein Mann steigt aus dem Auto und kommt auf mich zu. Er tippert ein wenig auf seinem Navi herum, zuckt mit seinen Schultern, und drückt mir sein Navi dann in die Hand, mehr oder weniger wortlos ...

Hääähh, wie meinen? Ich frage ihn, wo es denn hingehen soll. Genauer gesagt frage ich ihn das mehrmals, immer etwas anders umschrieben. Es ist schwierig den Mann zu verstehen, er muß aus einem mir fremden Land kommen. Schließlich sagt er ... "Bolungarvik". Oh! Da würden wir auch gerne hin, aber wir haben uns das schon abgeschminkt. Bolungarvik liegt ganz weit Draußen in den Nordwestfjorden. Ich hole meine Karte und versuche sie, so gut als dies bei dem Wind möglich ist, auszubreiten.

Auf englisch erkläre ich dem Mann ..., "Ihr müsst hier abbiegen, zuerst der Beschilderung nach Isafjördur folgen, dann weiter nach Bolungarvik fahren." Der Mann guckt mich verdutzt an und zuckt mit den Schultern. Wir gehen zu den Verkehrsschildern an der Kreuzung. Auf einem der Schilder steht "Isafjördur", "dort fahrt Ihr hin". Es geht hin und her, und immer wieder gestikuliere ich dem Schild nach Richtung "Isafjördur". Der Mann bleibt skeptisch, und bedankt sich dann doch recht herzlich.

Das Auto biegt korrekt ab, auf den Weg nach Isafjördur. Also weiter frühstücken. Es dauert keine zehn Minuten, und das Auto kommt zurück, fährt an uns vorbei, dorthin, wo es einst her gekommen ist. "Man glaubt uns nicht", wetten wir. 15 Minuten später kommt das Auto abermals, alle Insassen winken uns freundlich zu, und folgerichtig biegen sie ab, Richtung Isarfjördur. Wir müssen schmunzeln, gehen jede Wette, dass sie im Hotel waren, welches etwa 5 km von hier gelegen ist, und dort nach dem Weg gefragt haben.

Wir fragen uns, was diese Mannschaft aus dem Auto nur in Bolungarvik möchte, kommen dann zu dem Ergebnis, dass sie alle Mann in der dortigen Heringsfabrik anheuern möchten, so es denn eine Heringsfabrik geben sollte.

Einige Zeit später brechen wir auf, und schon sehr bald geht es bergauf. Es geht sogar sehr, sehr steil bergauf, und die Asphaltstraße geht spätestens nach 200 m in einen Schotterweg über. Dazu weht der Wind stark von vorn, so wie immer.

Uns wird klar, warum die Leute heute Morgen so schnell umgekehrt waren. Wahrscheinlich kamen sie aus einem fernen warmen Land nach Reykjavik geflogen und wollten von dort mit dem Mitauto zur Heringsfabrik nach Bolungarvik fahren. Angesichts der Verhältnisse wird ihnen auf dieser Straße Angst und Bange geworden sein. "Wer´s nicht kennt", sagen wir uns, dem kann hier durchaus mulmig werden.

Wir sehen zu, dass wir über den Fjellübergang kommen. Es ist irre schön, aber auch verrückt windig, dazu drohen aus allen Richtungen dunkle Wolkenbänke. Nach zwei, drei Stunden haben wir es geschafft und irgendwann sitzen wir im Kaufhaus von Holmavik, jeder einen dicken Fettkringel in der Hand... lecker! Nun gut, aber wir wollen ja zelten, also müssen wir noch etwas weiter fahren.

Die Küste gefällt uns, und vor allem sehen wir die dollsten Zeltplätze. Allerdings hätte der passende Wind leichtes Spiel mit uns, und würde uns samt Zelt vielerorts mit einem Abwasch auf´s Nordmeer befördern können, wenn es entsprechend dumm zuginge. Das Wetter ist ansprechend, um nicht zu sagen mittlerweile sehr schön. Wenige Kilometer weiter sehen wir riesige Treibholzhaufen, und schnell ist es abgemachte Sache, dass wir unser Zelt hinter einem solchen Treibholzhaufen postieren werden.

Der Abend entwickelt sich ganz positiv. Die Wolken schicken sich an zu verschwinden. Und da wir uns recht windgeschützt platziert haben, schläft der Wind für heute auch ein. Es ist kaum zu glauben, dieser Abend gibt sich beinahe sommerlich. Wir genießen den Sonnenuntergang, die Stille und den Ausblick auf das Treibholzmeer ...

Und nun kommt mir alle gut in das neue Jahr, alles Gute und beste Gesundheit für 2015! ... :-)

die Ruhe im Sturm
die Ruhe im Sturm
Tore Straubhaar

Jökulsárlón
Jökulsárlón
Tore Straubhaar

das Ostfjordland
das Ostfjordland
Tore Straubhaar

Commentaire 19

  • JoLang 28/10/2015 11:32

    Beeindruckende Collektion an unterschiedlicher Fotos bestehend aus einer atemberaubenden Landschaft und einem einsamen Zelt :-)
  • PIXELIZER 26/01/2015 9:23

    Eine sehr schöne Stimmung hast du hier transportiert.
    Ganz große klasse!

    ..und immer wieder spannend: Deine Stories zum Bild...
    Danke für´s teilhaben lassen.

    Gruß
    Ralf
  • Doreen A. 12/01/2015 23:44

    Würde bei uns solch Treibholz herum liegen, dann wäre es schon weg. Naja, wir leben ja auch in Deutschland!
    Die Farben sind irre. Die roten Wolken hast du passend zu Deinem Zelt da oben bestellt, um solch ein schönes Bild zu fotografieren. Klasse Idee!
    ;o)
    L.Gr. Doreen
  • AGo. 05/01/2015 18:21

    hallo Tore,
    eine fantastische aufnahme vom nordmeer... da habt ihr zwei einen guten platz für euer zelt gefunden und dazu noch deine interessante geschichte... die aufnahme wirkt durch die farben ruhig, still und zeigt viel harmonie mit der natur... für euere abenteuer in diesem jahr wünsche ich viel glück und mögen die naturgewalten etwas milder gestimmt sein als im letztem jahr.
    glg Angelika
  • Skandinavienfreund 02/01/2015 16:49

    wiedermal absolute Klasse!
  • Stefan Johannsen 01/01/2015 22:33

    Ein klasse Zeltplatz. Wenn man die Geschichte nicht lesen würde, könnte man denken, welch eine friedliche Natur. Die Stimmung ist fantastisch und wie immer macht gerade die Geschichte das tolle Foto erst so richtig abenteuerlich.
    Wünsche Dir auch ein wunderbares neues Jahr 2015 mit vielen spannenden Reisegeschichten.....!
    Liebe Grüße
    stefan
  • Körnchen71 01/01/2015 11:23

    Lieber TOOOORE
    ich wünsche dir alles erdenklich Gute für 2015--- möge das Licht immer mit dir sein:-) lg Tanja
  • scanpics 29/12/2014 22:02

    n' Abend Tore!
    Na, das ist ja mal eine ordentliche Menge Treibholz. Damit hättest Du für alle Zeiten ausgesorgt und müsstest nie wieder Holz einsammeln, damit Du genug Rohmaterial für Deine selbst gestalteten und gefertigten Rahmen hast. Du könntest die wunderbarsten Formen und Varianten von Holzrahmen erstellen und Dir würde nie das Holz "ausgehen" ... Du bräuchtest halt einen "kleinen" Gepäckanhänger fürs Fahrrad, auf dem Du das Treibholz vom Treibholzmeer transportieren könntest ........ es bleibt schwierig.
    Zum Thema Kommunikation fällt mir eine Geschichte von einer unserer Norwegentouren ein. Wir hatten kein Brot mehr für's Frühstück und haben vergeblich versucht nach einer Bäckerei zu fragen. Der Mann wollte mein Norwegisch einfach nicht verstehen. Es kann aber auch an meiner Aussprache gelegen haben ;-) ... Irgendwann haben wir dann auch so einen Bäckerladen gefunden.
    Zu Deinem Panorama gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass es wieder so typisch Tore ist (roter Punkt) und wunderschön!
    Komm' gut ins neue Jahr 2015!!
    Viele liebe Grüße, Christian
  • David Oberholzer 29/12/2014 21:19

    Ein sehr schönes Panorama.
    Gruss David
  • Brigitte H... 29/12/2014 17:18

    Wunderbare Farben und Landschaft.. Eine abenteuerliche Reise,deren Bericht mich erfreut..
    Dir noch viele so einmalige Erlebnisse und alles Gute für das Jahr 2015,Tore..
    Bleib gesund !
    lg von Brigitte ..
  • gjm 29/12/2014 15:02

    Ein wiederum tolles Foto mit einer netten Gechichte dazu. Einfach herrlich.GLG Gary
  • kooria 29/12/2014 12:42

    unwirklich, ein bißchen surreal, aber fantastisch!!!
  • DEIWAT 29/12/2014 10:05

    Spitzenmässige Arbeit, alles sehr stimmig mein großes Kompliment! WD