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der Hauch eines Lächelns

der Hauch eines Lächelns

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Angelika Witt-Schomber


Premium (World), Heiligenhaus

der Hauch eines Lächelns

Hoody 14. März 2009

Wenn ich anderen erkläre, daß Hoody fast vollkommen erblindet ist und wir uns deswegen teilweise etwas seltsam benehmen, kommen fast immer zuerst die gleichen Ooooooooooooch - Laute aus ihren Mündern ;), bevor der Satz "Die arme Maus!" in verschiedenen Varianten folgt.

Ich erkläre dann ganz ehrlich, daß Hoody seither vieles gelassener - eben nicht mehr - sieht, dann fühlen die Leute sich veräppelt. Dabei ist es so!
Laut Auskunft der Ärztin hat das rechte Auge noch einen einzigen Punkt, der Licht durchläßt, vielleicht ist der Seheindruck wie durch eine der alten Lochkameras. Wenn sie rennt, kneift sie das linke Auge zu und ab die Post.


Unser einziges Problem sind Leute, die ihre großen Hunde hinter meinen Fußhupen herrennen lassen, Hoody flüchtet, sobald die Erde unter großen angaloppierenden Pfoten bebt und hat dann eben nicht mehr die Orientierung, die sie aus Brombeergestrüpp fernhalten würde. Der Ausdruck völliger Hilflosigkeit von Leuten, deren Hunde nur tun, wozu sie Lust haben, ist dann, mir zu raten, sie nicht mehr abzuleinen. Dabei ist die Queen Mum sehr ungehalten, wenn sie als einzige angeleint bleiben muß, egal, ob sie eh fast nur hinter mir herläuft oder nicht.

Wir haben uns also darauf geeinigt, daß sie weiterhin frei laufen kann und ich regelmäßig Laut gebe, damit sie mich in den Weiten der Prärie nicht verliert. So ziehen wir also durch die Gegend und ich plappere munter drauflos, das Thema ist egal, es darf auch schonmal was Politisches sein oder die Entrüstung über Nachbarn, die den Müll nicht trennen.

Peinlich, wenn hinter der nächsten Biegung Leute auf einen prallen, die auch Zeugen meiner etwas einseitigen Unterhaltung werden.

Hinter Hoodies grauer Stirn tummeln sich eine Menge sehr konkreter Gedanken.
"Erst wird mit uns ein Morgenspaziergang gemacht und nicht erst die Wäsche in den Keller gebracht!" ist gefolgt von "Ok, Du hast es nicht anders gewollt, Frauchen, nehm ich halt den Boden!" und der wiederum von "Mit der Queen Mum wir nicht geschimpft!"
Ein anderer ist "Gib mir was von Deinem Pfefferminztee!" in Kombination mit "Mehr Zucker!" und grundsätzlich "Erst ich!!!"

Wenn ich Knochen kaufe, sind das immer mehr als drei, denn Hoody sammelt, weil Hector das auch getan hat und sie ja einige Dinge als notwendig für eine Führungskraft gespeichert hat. Wenn Iris ihren wie ein Staubsauger eingeschlürft hat, darf sie Hoody noch ungefähr 1,50m näher kommen, dann gibts Ärger. "Noch einen Schritt und Du bist so tot!" braut sich dann in ihrem Kopf zusammen und verlangt nach Ausdruck.

Nur einmal hab ich echt rätseln müssen, was die Königinmutter von mir wollte. Ich saß am PC und wie es so ist, wenn meine telepathischen Fähigkeiten versagen, man muß mir dann am Oberschenkel kratzen, was eigentlich nur wirklich Spaß macht, wenn die Beine höchstens von einer Strumpfhose bedeckt sind. Hatte ich vergessen, das Rotlicht über dem Korb einzuschalten? Nein. Hatte es kein Willkommensleckerchen gegeben? Doch. Ich hab alles durchprobiert, was sie sonst so möchte, sogar die Balkontür zugemacht (auch das gehört zu ihrem Repertoire, im Sommer zu nerven, bis ich abends die Tür schließe!). Auch nicht. Hoody begann langsam, die Geduld zu verlieren und schripste schon etwas heftiger an meinem Bein, diesmal an der anderen Seite. Bevor sich ihr Glaube an mich endgültig verflüchtigte kam mir die erlösende Idee: Die Musik war ihr zu laut. Kaum hatte ich das geregelt, ließ sie sich auch in den Korb plumpsen und döste unter der warmen Lampe.

Ich hatte nochmal echt Schwein gehabt.

Canon EOS 1000D
ISO 200
1/60 sec Belichtungszeit

Die Datei ist bis auf leichtes Nachschärfen völlig unverändert.

Commentaire 8

  • Inalein 16/01/2010 22:23

    Wunderschön..da fehlen einem glatt die Worte..
  • Achim L. 17/03/2009 16:15

    Du erzählst wieder einmal eine spannende Geschichte. Ganz schön kapriziös, die Hundedame! Das Portrait ist dir sehr gut gelungen, du hast ihre Mimik wunderbar eingefangen. Ja, man sieht, dass es so ein ganz kleines Lächeln ist ...
    LG, Achim
  • Martina Keller 17/03/2009 11:12

    Tolle Geschichte zu dieser kleinen "großen" Persönlichkeit. Auch wir haben solch ein herrliches Geschöpf, welches der Fraktion "Grauer Panter" angehört. 14,5 Jahre, blind und fast taub, aber die Verständigung klappt. Da ich sie nicht mehr auf Spaziergänge mitnehmen kann, bekommt sie dann halt Beschäftigung in Form von Suchmahlzeiten, das heißt ich verstreue Futter und sie sucht sich dann alles bis auf den letzten Krümmel zusammen - das liebt sie total. Und wehe ich bin mal nicht da und die restliche Familie kapiert nicht gleich was sie will, wird sie total kirre und protestiert lauthals.
    Ich hoffe, dass sie das noch lange so macht.
    Die liebsten und besten Wünsche für Deine Hoody,
    Martina
  • erica conzett ec 17/03/2009 9:59

    immer spannend zu lesen
    eine richtig schöne ältere lady
    ric
  • Sabine Hempel 17/03/2009 9:41

    deine geschichten und bilder berühren mich jedesmal sehr...
    LG Sabine
  • Simone Kochanek 17/03/2009 7:27

    ich danke dir :o)
  • Angelika Witt-Schomber 17/03/2009 5:50

    @ Barbara: Danke für die guten Wünsche! Das Mädel wird 13 im April. Dann gibts Fleischwursttoast! :))))

    LG A
  • Barbara Brinz 17/03/2009 5:47

    Guten Morgen. Nun mit Euch möchte ich meinen Morgenspaziergang machen. Darf ich fragen wie alt Hoodie? ist ? Man sagt ja, daß Hunse mit Blindheit gut zurecht kommen und sie alles mit Nase und Gehör regeln. Obwohl meine Chica nicht blind ist, erzähl ich ihr auch morgens, wenn wir spazieren gehen, jeden Quatsch. Meinen Ärger und Sorgen. Alles hört sie sich geduldig an und wackelt dann auch noch freudig mit dem Schwanz. Wenn ich ruhif bin, schaut sie mich erstaunt an. Hunde sind ein Geschenk des Himmels. Nur ist ihr Leben leider zu kurz. Nur würden sie uns überleben, was amnchmal vorkommt, wäre es eine Katastrophe. Nun, ich ich wünsche Ihnen und Hoodie alles alles Gute, beschützen sie ihn gut, denn sie haben es verdient.
    Alles Gute von
    Barbara und ihrer Chica