Der Taufstein der Mark Brandenburg
[Gotisches Taufbecken im Chor des Doms St. Peter und Paul • Brandenburg an der Havel, 5. August 2023]
Wenn der Dom als "die Wiege der Mark Brandenburg" gilt, dann dieses Objekt als ihr Taufstein.
Er stammt vom Ende 13./Anfang 14. Jahrhundert und zeigt Szenen aus dem Neuen Testament.
Hier ist meiner Ansicht nach eine Fußwaschung mit den Tränen der Maria Magdalena dargestellt.
Interessanterweise hält Maria auf dem Schoß nicht ihren Jesus nach der Kreuzabnahme, sondern als Kind.
Das Absurdum ergibt insofern Sinn, als dass es sich um ein Taufbecken und nicht einen Altar handelt.
Die Bedeutung des Doms ist aber nicht nur für die Mark Brandenburg essentiell, sondern auch für Berlin.
Im "Brandenburger Zehntstreit" 1210 bis 1238 ging es darum, wer wem den Kirchenzehnt entrichten muss.
Der Streit reichte bis ins Odergebiet und betraf demnach auch die Siedlungen Cölln und Berlin.
Im "Brandenburger Vertrag" vom 28. Oktober 1237 wurde der Zehntstreit für die Propstei Berlin beigelegt.
Fälschlich feierten Hitler (700 Jahre) und Honecker (750 Jahre) dieses Datum als Stadtgründung.
Aus Urkunden geht aber nur hervor, dass Berlin das Stadtrecht zwischen 1230 und 1240 erhielt, Kölln später.
(Die besagten Urkunden lagern im Archiv des Brandenburger Domstifts.)
Ältester Teil des heutigen Berlins ist übrigens Spandau, dessen Zitadelle bereits vor 1230 Stadtrecht hatte.
sabiri 17/08/2023 13:15
Dürfen dort alle nur mit Peter und Paul getauft werden?Meine Witze waren auch schon mal besser.
Aber ganz im Ernst - schön gezeigt und beste Beschreibung.
Taufbecken fotografier ich auch gerne.
LG Gerhard
homwico 17/08/2023 10:36
Ein schöner Taufstein mit lebendigen Geschichten.LG homwico