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Die Wellness-Behandlung

Die Wellness-Behandlung

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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Die Wellness-Behandlung

„Was ist dir denn passiert?“, fragte ich die Ente entsetzt. „Du bist ja krebsrot!“
„Ich bin unter der Sonnenbank eingenickt“, antwortete die Ente verschämt.
„Das sieht ja ganz schön schlimm aus. Das muss ich sofort behandeln!“
„Tut das weh?“, wollte die Ente wissen.
„Nein, keine Sorge, leg´ dich mal hin!“ Die Ente machte es sich auf dem Boden bequem. „Das habe ich während meines Schüler-Praktikums in einem Schönheits-Salon gelernt.“
„Zuerst lege ich dir eine kühlende Kompresse auf.“ Die Ente seufzte wohlig, denn das tat ihr sehr gut.
„Jetzt trage ich dir ganz sanft eine lindernde Lotion auf.“ Das ließ sich die Ente ebenso wohl gefallen.
„Zum Schluss massiere ich dich noch vorsichtig mit einem beruhigenden Balsam.“ Die Ente fing an zu schnurren.
„Schnurrst du etwa?“, fragte ich irritiert.
„Ja, das tut so gut!“
„Das ist ungewöhnlich für eine Ente.“
„Ich bin bei Katzen groß geworden.“
„Ach so, verstehe. Aber wo ich schon mal dabei bin: Deine Füße sind sehr verhornt. Wenn du möchtest, mache ich das direkt mit.“
„Sehr gerne, hast du die Fußpflege auch im Schüler-Praktikum gelernt?“, fragte die Ente, während ich bereits mit einer Raspel ihre Füße bearbeitete und das Horn nur so durch die Gegend flog.
„Na klar!“ Ich trug noch eine Feuchtigkeitscreme auf ihre Schwimmhäute auf. „Dein Gefieder wirkt übrigens leicht struppig. Ich könnte es etwas aufpeppen, wenn du magst.“
„Du kannst Federn schneiden? Lass´ mich raten, im Praktikum gelernt?“
„Stimmt!“, sagte ich stolz und schwang die Schere. „Möchtest du auch etwas Gel ins Gefieder?“
„Nein danke, ich trage es heute so wie es ist.“
Die Ente war am Ende meiner Behandlung kaum wiederzuerkennen und ging zufrieden frisch gestylt nach Hause.
Am nächsten Tag klingelte es an meiner Haustür. Zehn Enten standen davor und wollten einen Termin für meine Wellness-Behandlung…

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