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Ein bißchen Farbe - Der Stern am Himmel Teil II

Ein bißchen Farbe - Der Stern am Himmel Teil II

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Klacky


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Ein bißchen Farbe - Der Stern am Himmel Teil II

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Vom Rütteln der Fensterläden im Wind wurde er wach. Daß er einen ganzen Tag und eine Nacht in seinem Sessel durchgeschlafen hatte, merkte er nicht, denn Hunger kannte er kaum noch und Durst auch nicht. Als er die Augen aufmachte und rausschaute, wunderte er sich. Da war auf einmal Farbe. Nicht viel, aber immerhin und erkennbar. Doch nur auf einem Auge. Er nahm die dicke Brille ab, rieb sich die Augen und setzte sie wieder auf. Immer noch nur auf einem Auge, auf dem unteren. Er stutzte. Dem unteren? Nein, das konnte nicht sein. Seine Augen lagen doch nebeneinander. Vorsichtig stahl sich seine Hand ins Gesicht und tastete nach den Augen. Er atmete auf, sie lagen noch nebeneinander, und keines war nach unten gerutscht. Bei allem, was man heutzutage in der Zeitung las, war ja alles möglich, auch wenn die Apothekenrundschau immer nette Artikel hatte, wo alles nicht so schlimm war. Er richtete sich auf. Also die Augen lagen nebeneinander und die Farbe war unten. Demnach konnte er auf beiden Augen wieder Farbe sehen. Doch ganz oben war ein gleißendes Licht. Das kannte er, das hatte er schon einmal gesehen. War es jetzt so weit?

Nun bekam er doch Durst, oder er erinnerte sich an die mahnenden Worte der Schwester von der Diakonie. Immer etwas trinken, sagte sie. Mühsam rappelte er sich auf, ging in die Küche und kochte sich einen riesigen Topf Tee. Ingwertee. Den mochte er eigentlich nicht, aber irgendjemand hatte ihm einmal einen Beutel geschenkt, und den konnte man doch nicht wegwerfen.

Es bollerte an der Tür. Mehrere Fäuste mußten es sein. Es waren auch mehrere Stimmen die aufgeregt nach ihm riefen. Er schlurfte an die Türe und öffnete sie. Da stand die ganze Rasselbande von Jungs aus der Nachbarschaft, die ihn erwartungsvoll und auch ein wenig erschrocken ansahen. "Wo bleibt der Stern von Bethlehem, Opa Röhrmöller?" riefen sie fast unisono.

"Der Stern von Bethlehem? Wieso, ist denn schon Heiligabend?"
Die Jungs schauten sich verwundert an.
"Weihnachten ist schon längst vorbei. Der Stern. Schnell, schnell!" riefen sie durcheinander.
Jetzt war auch er durcheinander. Das konnte doch nicht sein. Hatte er Weihnachten verpaßt? Er hatte doch einen Kalender, so einen, wo man jeden Tag ein Blatt abreißen konnte, um ja keinen Tag zu vergessen. Den hatte er von der Schwester von der Diakonie bekommen. Und den riß er immer gewissenhaft ab, oder auch nicht.

Egal, es mußte gehandelt werden. Er zog sich seine Fellfeldstiefel an und die dicke Steppjacke und stapfte mit der wuseligen Rasselbande rüber zur Scheune. Gemeinsam schwenkten sie die großen und schweren Flügel des Scheunentors auf, und da stand sein ganzer Stolz. Der Flakscheinwerfer Varta Volkssturm, mit dem er seit Jahrzehnten der Gemeinde Friede und Freude bescherte, indem er den Stern von Bethlehem an den Himmel zauberte. Bei wolkenlosem Himmel verblaßte er etwas, aber ein paar findige Geister hatten in den letzten Jahren eigens für diesen Zweck Kartoffelkraut aufgehoben, um ein Kartoffelfeuer anzuzünden, gleich mehrere, das dann dicke Schwaden wohlriechenden Rauches über das Dorf schickte und den Stern aufleuchten ließ. Einige der älteren Bewohner kamen dann sogar mit Kartoffeln an und bruzelten sie in der Glut. Und einige Kinder kamen auch auf den Geschmack und rannten dann freudig mit schwarzem Gesicht und halbgaren und halbschwarzen Kartofflen nach Hause.

Die Buben halfen am Alten, den Scheinwerfer auf die Wiese zu schieben. Boah, war der schwer, und alle waren außer Atem aber glücklich. Am meisten Opa August Röhrmöller, der von früheren Zeiten träumte, als es noch Flakhelferinnen gab ...






So fing es an

Der letzte Weg - Der Stern am Himmel Teil I
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Klacky



So geht es weiter
Mehr Farbe - Der Stern am Himmel Teil III
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Klacky



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Commentaire 28

  • Klacky 31/12/2011 10:38

    Christiane,
    ich werde es dem Opa sagen.
    Und das sind ja keine Fotos, genau wie Du es sagst, das ist genau das, was Opa Röhrmöller sah, so soll es ja sein, dann versteht man ihn am besten.
    :-)))
    Und danke.
  • WendenBlende 31/12/2011 1:06

    Doch, er sollte wirklich ins Altenheim. Im Altenheim gibt es altrige Flakhelferinnen. Im nächsten Jahr schieben sie das rostige Teil gemeinsam durch das Scheunentor. Und alles ist wieder gut.
    Deine Fotos wirken am besten von ferne, mit leicht zusammen gekniffenen Augen. Durch Opa Röhrmöllers Augen eben.
    Du hast mich im vergangenen Jahr so manches Mal zum Lachen gebracht, lieber Klacky. Mach weiter so, dann kann das nächste Jahr ja nur gut werden.
    LG Christiane
  • Klacky 30/12/2011 17:05

    Gaby,
    zum Glück hatte er heute Besuch, mit dem er was anfangen konnte.

    Insu,
    danke.
    Dir auch alles Gute.
  • Insulaire 30/12/2011 16:00

    Heute nahm ich mir endlich Zeit, die Geschichte zu den
    3 Fotos genau zu lesen. Wunderschön geschrieben!
    Und dieses Foto hier gefällt mir am besten.
    LG und allesalles Gute für das kommende Jahr.
    Insu
  • MacMaus 30/12/2011 12:51

    ...eine wehmütig und traurig machende Geschichte, die von Einsamkeit erzählt... dann verschälft die arme Seele fast seinen Jahreshöhepunkt *tzzztzzzz*... da möchte man sich sofort kümmern!!
    Tschüßken mit nachdenklichen Grüßen verabschiede ich mich und versichere meine Freude, das es hier im nächsten Jahr weiter geht
    :-)) Gaby
    Lichtstreif
    Lichtstreif
    MacMaus
  • Klacky 30/12/2011 6:04

    Micha,
    oha, das sind aber neue und bislang geheime Erkenntnisse. Das Regime hatte offenbar doch Vorzüge.

    Cody,
    da bin ich auch mal gespannt.

    Rolf,
    genau, man muß der historischen Wahrheit zum Recht verhelfen. So ist das richtig.

    Christine,
    genau.

    Corry,
    meine Schriftstellerkarriere wurde schon früh im Keim erstickt. Ich hatte mal einen Roman angefangen, der schon allein wegen des Titels in den Charts in nullkommanix nach oben geschossen wäre, "Der gro0e Brimselbramsel" hieß er. Zwei bis vier Seiten hatte ich schon fertig, als jemand meine literarischen Ergüsse - angeblich aus Versehen - löschte. Also ich möchte jetzt und hier keine Namen nennen ...
    Seither bin ich verzagt.

    Wolfgang,
    klar, wie der Widerstand im Wendland.

    Sonja,
    hussa, das wird eine Sause.

    Genchen,
    Du kennst Dich aus. Ja, so ist es.
  • Fotogenchen 30/12/2011 1:06

    die Kinder wunderten sich,....wie kann man nur Weihnachten vergessen?
    doch für Opa ist jeder Tag gleich,...egal ob Werktag oder Wochenende,.....Feiertag oder nicht,.... Tage verstreichen, addieren sich zu Monaten und Jahren,...und die Schwester hat auch immer so wenig Zeit für ihn,...die Pflegekasse hat ausgerechnet, wieviel Minuten sie täglich bei ihm verbringen darf,....und schon hetzt sie weiter,...der nächste warte ja schon,..... so ist das also wenn man alt ist,...so hatte er sich das nicht vorgestellt und denkt zurück an die alten Zeiten,....damals,.....als es noch Flakhelferinnen gab,....
    und beginnt zu lächeln
  • Sonja.A 30/12/2011 0:31

    ...und ne Flasche Rum soll er auch noch bekommen !
  • Sonja.A 30/12/2011 0:26

    Mein Köfferchen ist gepackt !
  • Wolfgang Nowak 29/12/2011 21:53

    cool, die Story geht ja weiter!
  • Corry DeLaan 29/12/2011 21:12

    Wann gibst Du Dein Buch mit den all den spannenden Geschichten heraus? Das wird ein mehrbändiges Werk... Also, eines kannst Du ja ruhig schon mal herausgeben!
    LG, Corry
  • Christine L 29/12/2011 21:09

    ist ja rührend......
    ciao
    christine
  • roponn 29/12/2011 18:55

    ne ne Michael, was Du meinst war der Lebensborn. Glücklicherweise ist das alles vorbei, und die Flakhelferinnen kennen die jungen Leute von heute auch nicht mehr, gottseidank! Da sind mir unsere schrägen Teenies doch lieber.
    Nix für ungut und einen guten Rutsch
    Rolf
  • CODY EIGEN 29/12/2011 18:27

    Wenn Sonja als Flakhelferin dort erscheint,
    wird der Opa denken,
    wir haben Weihnachten und Ostern auf einen Tag gelegt...;-)))

    LG CODY
  • Klacky 29/12/2011 18:00

    ... dann doch besser nicht ...