Retour à la liste
Eine mutige Fotografin

Eine mutige Fotografin

3 886 11

smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Eine mutige Fotografin

Anja Niedringhaus (12. Oktober 1965 Höxter – 4. April 2014 Bandakhil/Afganistan)
war Bildberichterstatterin für The Associated Press Images (Genf) in den Bereichen "Nahost-Krise" und "Sport".

Für ihre Reportage über die Schlacht um Falludja im Irakkrieg erhielt sie 2005 den "Pulitzer Prize", die höchste Auszeichnung für Journalisten,
und den "Courage in Journalism Award" der International Women’s Media Foundation.

Heute Vormittag wurde sie von einem Taliban in Polizeiuniform erschossen, ihre kanadische Kollegin Kathy Gannon schwer verletzt.
Sie berichtete über die Vorbereitung der Präsidentschaftswahlen in der afghanischen Provinz; hiervon stammt ihr letztes Bild vom 2.4. [links oben].

Sie muss die Menschen in Afghanistan geliebt haben, sonst hätte sie nicht auch spielende Kinder fotografiert.
Andererseits wachsen manche Kinder dort schon mit der Waffe in der Hand auf, der Machismo der patriarchalischen Tradition befördert dies noch.

Was sind die Taliban, die sich selbst als Befreier, Helden, Gotteskrieger und Märtyrer feiern, für feige "Menschen"!
Sie kämpfen in zivil oder gegnerischer Uniform, benutzen die Bevölkerung als lebenden Schutzschild und töten alles, was nicht heimisch aussieht.
Sie erpressen Unterstützung bei der Bevölkerung, finanzieren sich aus dem Drogenhandel und bomben ohne Rücksicht auf Frauen und Kinder.
Sie begeistern schon die Kinder für Waffen und das Töten und legitimieren die Verheiratung kleiner Mädchen mit geilen alten Böcken.
Sie führen Allah im Mund und sind doch durch ihre Taten seiner nicht im Geringsten würdig und diskreditieren damit den gesamten Islam.
Auch ihnen geht es nur um Macht und keineswegs um das Wohl der Menschen. Darin sind sie der westlichen Welt, die sie bekämpfen, ähnlich.

Und woher kommen die beschissenen Waffen? Aus Saudi-Arabien und aus Pakistan, wo der religiöse Fanatismus seine Wurzeln hat.
Und woher bekommen diese Länder die Waffen? Von den üblichen Verdächtigen: USA, Deutschland, Russland, Frankreich, Italien ...

Nur die Verfügbarkeit von Waffen und Munition ermöglicht das Töten. Und Deutschland … schickt Friedenstruppen … und verdient am Waffendeal.
Dann ist es auch egal, ob der Islam zu Deutschland gehört (Wulff) oder nicht (Gauck). So steht uns ein Urteil gar nicht zu.
Und nicht unsere Sicherheit wird am Hindukusch verteidigt (Struck), sondern das von den US-amerikanischen Konzernen beanspruchte Erdöl.

[Fotos: Anja Niedringhaus / AP]
http://www.anjaniedringhaus.com/

Commentaire 11

  • Christiane Dreher 10/04/2014 11:05

    Durch ihre Arbeit, durch ihre persönliche Art die Dinge zu sehen und in ihren Bildern zu zeigen, hat sie unserer Gesellschaft einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Ihr Blick für das Motiv und den richtigen Moment war beneidenswert.

    Zu deiner ausführlichen Beschreibung fällt mir ein Sprichwort ein, das bereits im 18. Jh. zitiert wurde und auch heute nicht an Bedeutung verloren hat. Im Gegenteil es hat m.E. heute mehr Bedeutung denn je.

    "Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen." Edmund Burke

    Anja N. gehörte mit ihrer Arbeit zu den Guten.

    LG Christiane
  • smokeonthewater 06/04/2014 23:09

    @Andreas: Katholiken und Protestanten haben sich immerhin 30 Jahre lang auf deutschem Boden bekriegt. Ist zwar schon eine Weile her, aber deswegen möchte ich auch keine Rückschlüsse auf die Friedlichkeit der christlichen Religion ziehen. Und die Kreuzzüge waren auch keine friedliche Missionstätigkeit des Christentums.
    Warum sich die Strömungen des Islam gegenseitig bekriegen, liegt wiederum an den Europäern, genauer gesagt an den Briten, die nach dem Ersten Weltkrieg das Osmanische Reich in die heute bekannten Länder des Nahen Ostens zerteilten, ohne Rücksicht auf religiöse und ethnische Gebiete, sondern mittendurch.
    Ein Urteil über den Islam steht uns nicht zu.
  • Andreas E.S. 06/04/2014 22:54

    Ein schlimmer unsinniger Tod ist dieser mutigen Frau widerfahren. So viel mir bekannt ist, hat ein Taliban in Polizeiuníform auf die beiden Frauen geschossen. Es gibt so viel unbegreifliches Morden auf dieser Welt, dass man es kaum fassen kann. Manchmal fragt man sich, ob es richtig ist, dass von anderen Staaten Soldaten und Ausbilder in solche chaotischen Staaten entsandt werden sollten. Können wir wirklich helfen, das Chaos zu verhindern oder müssen andere Staaten ähnliche geschichtliche Wirrungen erleben, wie sie bei uns stattgefunden haben? Kann man unsere Freiheit weit draußén in der Welt vetreidigen?
    Ein Story am Rande: In Ägypten erzählte unser Reiseführer jeden Tag vom ach so friedlichen Islam, bis ich es dann doch nicht mehr ertragen konnte und ihn fragte, warum denn eine Glaubenrichtung des Islam die anderen Angehörigen des gleichen Islams reihenweise in die Luft sprengten. Darauf erlebte unsere Gruppe eine blumenreiche Rede von einer halben Stunde, in der nichts Konkretes gesagt wurde.
    Müssen da auch solche Phasen durchgestanden werden wie bei uns?
    Andreas
  • smokeonthewater 06/04/2014 0:00

    @Uli: Es heißt, der Mord war die Rache für einen Nato-Angriff auf das Dorf des Mannes. Dass er ausgerechnet zwei Frauen tötet, die auf der Seite der afghanischen Menschen stehen, zeigt nur den blinden, sinnlosen Hass und die archaischen Ehrenmord-Traditionen in der orientalischen Welt. Nicht Demokratie müssen diese Leute zuerst lernen, sondern Toleranz und Verzeihen.
  • Uli.S.Photo 05/04/2014 17:55

    ...wieder einmal hat sinnloser Terror ein erfülltes Menschenleben ausgelöscht.
    Ich frage mich, welchen abgrundtiefen Hass man entwickeln muss um auf einen arglosen Menschen zuzugehen, nur mit dem Ziel diesen Menschen zu ermorden.
    Begrüßt man sich im arabischen Raum nicht mit
    "salam alejkum" - "Friede sei mit dir"
    und verabschiedet auch den Fremden mit den Worten
    "ma a salama" - "gehe in Frieden" ?
    Terroristen kennen keinen Frieden. Wenn Regierungen von Frieden faseln, andererseits aber Waffenexport genehmigen sind sie nicht besser als die Waffenhändler und Terroristen selbst, denn der Weg einer Waffe, ist sie erst einmal jenseits unserer Grenzen ist durch nichts mehr kontrollierbar.
    Du kennst noch aus der Schulzeit das Hans-Beimler-Lied.
    Dort heißt es:
    "...der Schuss war gut erwogen,
    der Lauf war gut gezogen -
    ein deutsches Schießgewehr..."
    Die Feindbilder haben sich geändert - sonst nichts.
    ...
    Mein herzliches Beileid ihren Angehörigen.
    Uli
  • Earl of Klueth 04/04/2014 22:45

    Sie war die Beste.
    vg.
  • Hans Mentzschel 04/04/2014 19:05

    Eine furchtbare Geschichte, ich hörte sie eben im Fernsehen SWR3.

    -Aber wie auch immer die Wahlen in Afghanistan ausfallen mögen, die Taliban erleben eine furchtbare Renaissance, menschenverachtend, frauenverachtend, von seltsamen religiösen Vorstellungen besessen.Uralte soziologische Strukturen brechen wieder hervor,warlords und Stammeskriegertum.

    Es ist unmöglich, diesen Völkern die Segnungen der Demokratie zu vermitteln,,das schafften die Sowjets nicht und "Dabbelju" Bush erst recht nicht. Auch wir Deutsche haben das ja erst vor sechzig Jahren so ein bissel gelernt in Deutschland . (Obwohl oft immer noch die alten Männerrituale durchbrechen) Und: Was Du zu der Waffengeschichte schreibst ist die pure Wahrheit!.
    Anja Niedringhaus müsste das alles gewußt haben. Sie erlitt ein furchtbares Schicksal!
    LG Hans Me.

  • Ursula Elise 04/04/2014 14:58

    Wieder einer deiner tagesaktuellen fotografischen Nachrufe - wie gut.
    Gruß Ursula
  • Foto-Nomade 04/04/2014 14:54

    Diese durch die Medien verbreitete Nachricht zu ihrem Tod in Afganistan macht betroffen.
    ~