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Floating Virgin in a Frame

Floating Virgin in a Frame

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Floating Virgin in a Frame

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Für den heutigen

WORLD FRAME FAME DAY



Zauberer Jochen hatte seine Proben beendet, der Tag war für ihn gut gelaufen. Am nächsten Tag erst sollte er seinen Aufritt haben. So hing er abends in der Bar ab, als eine flotte Biene sich neben ihn auf den Barhocker setzte. Oha, dachte er sich, hocherfreut. Die Blondine winkte den Barmann herbei und bestellte einen trockenen Martine, geschüttelt und nicht gerührt. Als er kam, rührte sie gedankenverloren mit der Olive am Stecken in ihm herum, im Martini. Dann nahm sie einen kleinen Schluck und stellte ihn wieder ab. Dann drehte sie sich zu Jochen um und lächelte ihn an. "Jolanta" hauchte sie und streckte ihm die Hand hin. Jochen fand das etwas ungewöhnlich, aber sein Tag war gut gelaufen, und er war guter Laune, und sie sah gut aus. Das ließ sich gut an. "Jochen" entgegnete er und nahm ihre Hand. Sie war weich, nicht zuuu weich, und gepflegt. Ihr Händedruck war bestimmt und vielleicht einen kleinen Augenblick zu lange. Aber das gefiel ihm, denn er hatte ohnehin nix Besseres vor an diesem Abend, und das hier konnte sich noch gut entwickeln. Sie kamen ins Gespräch und redeten über Gott und die Welt.

Nach dem vierten Martini wurde Jolanta direkt. "Was tust Du?" fragte sie. "Heute Abend?" fragte er zurück, nicht ganz wissend aber hoffend, worauf sie hinauswollte. Jolanta nickte und nahm einen Schluck. Dann sah sie ihn lange an. Er grübelte. Sollte er darauf eingehen oder etwas Allgemeines sagen? "Ich übe," erwiderte er. "Oh!" war ihr gehauchter Kommentar. Er sah, daß er etwas erklären mußte und holte ein paar Schwammbälle aus der Tasche. Sie sah ihn erstaunt an. Doch ihr Erstaunen wuchs, als er ihr ein Bällchen in die Hand drückte und die anderen verschwinden ließ und sie in ihrer Hand wieder auftauchten. Jolanta stieß spitze Schreie des Entzückens aus. "Ich bin Zauberer," meinte Jochen stolz. "Und ich bewundere Zauberer, " hauchte Jolanta. Das gab ihm Auftrieb. Er holte Spielkarten aus der Tasche und zeigte ein paar Tricks, dann zauberte er mit Fingerhüten. Jolanta zeigte sich begeistert. Nach dem sechsten Martini sah sie Jochen lange in die Augen, und er wußte, jetzt würde es kommen. "Zauberer können ganz tolle Dinge tun, sie können die Welt verändern" schmeichelte Jolanta ihm. Jochen schmolz hin. "Mach mich zur glücklichsten Frau der Welt!" bat sie ihn mit keckem Augenaufschlag. "Ich werde Dir jeden Wunsch erfüllen, meine liebe Jolanta!" Jochen war hin und weg und wähnte sich am Ziel. "Laß mich schweben," bat Jolanta. "Nichts lieber als das," gab Jochen zurück. Doch bei ihrer Antwort erstarrte er.

"Ja, laß mich schweben, als Jungfrau, ich möchte wieder Jungfrau sein." Jochen fuhr zurück. Wie meinte sie das? Was nun folgte, war einerseits eine große Ernüchterung und andererseits die Entwicklung eines Geschäftsmodells. Er, Jochen, würde Jolanta in eine Jungfrau verzaubern und sie würde im Gegenzug für ihn schweben, frei, ohne jegliche Halterung, ohne Fäden oder Gestänge, vor und hinter und über ihm und links und rechts auf der Bühne und sogar über dem Publikum im Saal. Sogar am hellerlichten Tag. Und so geschah es. Unter Verzicht auf ein einmaliges Vergnügen verwandelte Jochen Jolanta vermittels mehrerer Zaubersprüche und noch ein paar Kannen Martini in ihren vorigen Zustand zurück. Und tatsächlich, es funktionierte. Hier oben seht Ihr die beiden bei ihrerer ersten Probe, da sah noch nicht alles so perfekt aus, aber könnt Ihr Seile oder Gestänge entdecken oder unsichtbare Gase? Na also, dies ist der Beleg dafür, daß meine Geschichte mal wieder wahr ist.

Und so reisten sie durch die Lande als
"Jochen und die schwebende Jungfrau Jolanta"

Doch nicht nur sie gingen ins Land, auch die Zeit tat es. Lange ging alles gut. Es gab eine leichte Veränderung in Jolanta. Sie wurde immer jünger. Der Zauberspruch hatte also gewirkt, stärker gewirkt, als beabsichtigt. Bald hieß es nur noch "Ach schaut mal, da ist der Zauberer mit seiner netten Tochter, wie gut sie schweben kann." Doch die Wirkung des Zaubers machte nicht Halt. Jolanta wurde noch jünger. Und dann setzte ein Raunen ein, wenn sie auftraten. "Schaut mal den alten Knacker mit dem Kind," hieß es. Und es kam, wie es kommen mußte. Eine dieser stets besorgten Damen glaubte, einen Lustmolch in Jochen zu erkennen, einen Kinderschänder. Sie wandte sich in einem vertrauensvollen und anonymen Brief an die Polizei. Diese setzte sich mit Jochen in Verbindung, mal erst, um nachzufragen, und Jochen beging einen Fehler. Er gab tatsächlich Jolanta als seine Tochter aus. Nein, er versuchte es nur, konnte aber keine Dokumente als Beleg vorweisen. Und so nahm die Sache ihren Lauf. Er wurde per Gerichtsbeschluß aus dem Verkehr gezogen, und die dann vierjährige Jolanta, so sah sie aus, in ein Heim gesteckt. Das war das Ende der Karriere, beider Karriere.



Und die Moral von der Geschicht,
mache keinen Zauber nicht.





P. S.
Wegen einiger Bemerkungen unten.
Diese Aufnahme stammt vom nächsten Tag, zeigt also die allererste Probe von Jochen und Jolanta. Da stimmte noch nicht alles, bis auf das Alter der beiden. Jolanta wurde danach immer jünger und Jochen immer älter.






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