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Glück im Unglück.......

Glück im Unglück.......

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Sylvia M.


Free Account, Austria

Glück im Unglück.......

....hatte wohl dieser Junge. Unter seinem Tuch versteckte er einen fachgerechten, sauberen Verband. Keine Selbstverständlichkeit im Jemen.

Da der Jemen viele Jahre des Krieges hinter sich hat, befinden sich im Land etwa 60 Mio. Schusswaffen bei nur ca. 20 Mio. Einwohnern. Das führt sowohl bei Stammesfehden, aber noch häufiger durch Unfälle, zu vielen Schussverletzungen. Fehlende Verkehrsführung, ein sehr riskanter Fahrstil, überfüllte Autos und fehlende Sicherheitsgurte führen zu schlimmsten Autounfällen. Die dritte große Gruppe der chirurgischen Notfälle neben den „gun-shots“ und „car-accidents“ stellen die „fell-downs“ von den nicht gesicherten Flachdächern dar.

Die Zustände in manchen Krankenhäusern sind für uns kaum vorstellbar. Abgesehen von den Menschenmassen, die man keiner Funktion zuordnen kann, die einfach nur zum Grüßen und Palavern da sind, den Kat-kauenden Ärzten („jemenitische Alltagsdroge“), den 8-12 Bett Zimmern mit einfachen Pritschen, dem vielen Sicherheitspersonal und vielem mehr, fehlt neben der Hygiene besonders das, was man im Krankenhaus vermuten sollte: Medikamente, Verbandsmaterial und sogar Nadel und Faden müssen zunächst von den Angehörigen aus umliegenden Apotheken besorgt werden, bevor der Arzt behandeln kann! Viele Notaufnahmen befinden sich in einem desolaten Zustand, was nicht nur an der schlechten materiellen Versorgung, niedrigen Bezahlung der Ärzte und mangelhaften medizinischen Ausbildung liegt. So lagen z.B. mehrere Patienten mit Knochenbrüchen seit mehr als vier Wochen in der Notaufnahme, ohne auch nur eine Röntgenaufnahme o.ä. bekommen zu haben, weil sie die Kosten dafür nicht tragen konnten. Mittlerweile rochen ihre einfachen Verbände nach Eiter und selbst die Fäkalien waren nicht vollständig beseitigt worden. Besonders häufig stellten sich Kinder mit deformierten Armen und Beinen vor, die oft nach nur kleinen, aber mangelhaft versorgten Verletzungen oder unbehandelt durchlaufenen Infektionen an schwerer Osteomyelitis litten. (Erzählung von 2 Ärzten die in Taiz eine Famulatur absolvierten).

Ich kann vom Krankenhaus in Sanaa nur POSITIVES berichten: Richtige Diagnosestellung, sehr engagiertes Personal, saubere Klinik. War allerdings eine Privatklinik für Touristen.



Foto: Vielen Dank an Woici für die Hilfe!



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