Komödie der Irrungen - Bad Hersfelder Festspiel 2015
Wie der neue Intendant Dieter Wedel schon im Vorfeld der Bad Hersfelder Festspiele versprochenen hatte, soll „der Theaterbesuch in der Stiftsruine zu einem festlichen Höhepunkt des Jahres werden und jeder Zuschauer soll sich wohlfühlen und einen unvergesslichen Abend erleben.“ Ein abwechslungsreiches Programm mit renommierten Theater- und Filmschauspielern, eine neue Tribüne, die jetzt eine Pause ermöglicht, sowie ein „Foyer im Grünen“ mit einer glanzvollen Illumination und einem vielfältigen gastronomischen Angebot bieten schon einmal hervorragende Voraussetzungen für ein gutes Gelingen der Festspiele.
Zum Auftakt der Bad Hersfelder Festspiele 2015 am Samstag, 06.06.2015, inszenierte Festspielintendant Dieter Wedel mit der „Komödie der Irrungen“ - in einer von ihm geschriebenen Neufassung - ein weitgehend unbekanntes Shakespeare-Stück als seine erste Regiearbeit in der Stiftsruine. Die Handlung verlegte er dabei in eine Zirkusarena (Bühnenbild: Jens Kilian und Eva-Maria van Acker) mit einer variablen Ringmanege auf der vorderen Bühnenebene. Schon vor Beginn der Premiere gab es viel Applaus für die zahlreichen prominenten Gäste aus Film- und Fernsehen und der Politik auf dem roten Teppich vor der Stiftsruine.
Inhaltlich geht es in dem Stück um Verwechslungen und die daraus entstehenden Verwirrungen und schließlich auch um die eigene Identitätssuche der Protagonisten im Spannungsfeld zwischen christlicher Herkunft und dem muslimischen Umfeld. Antipholus sucht seinen verschollenen Zwillingsbruder in Ephesus, der auch Antipholus heißt. Beide Rollen werden von dem erst vor kurzem verpflichteten Christian Schmidt überzeugend gespielt. Die Brüder haben jeweils auch einen Diener. Sie tragen ebenfalls denselben Namen: Dromio. Lars Rudolph zeigt dabei eine facettenreiche schauspielerische Leistung, sowohl als Vertrauter seines Herrn, wie auch als Liebhaber der Köchin Emmelina (Sonja Kirchberger mit sehr gute Bühnenpräsenz). Erst nach vielen Missverständnissen erkennen sie, dass sie sich in Ephesus endlich wiedergefunden haben. Dramaturgisch gut umgesetzt wurde auch die spannungsreiche Beziehung der beiden Schwestern Adriana (Cosma Shiva Hagen) und Samira (Theresa Rizos), die sich in gewisser Weise ähnlich sind und auch schwesterliche Liebe empfinden, aber auch zugleich bekämpfen. Die Handlungsstränge laufen bei Robert Joseph Bartl als Zirkusdirektor zusammen und er gibt immer dann, wenn die Verwirrung für die Zuschauer zu groß zu werden scheint, hilfreiche Erklärungen. Zum neuen Konzept von Dieter Wedel gehört es auch, prominente Stars auf die Bühne zu holen - wenn auch nicht immer in einer Hauptrolle. Mathieu Carrière als Emir, mit seiner schwerbewaffneten Truppe, Heinz Hönig als Kaufmann Kamal, Stefan Reck (Polizeibeamter), Rudolf Krause (Goldschmied) oder Markus Majowski (Kaufmann) zählen sicherlich dazu und erhöhen das Medien- und Zuschauerinteresse. Eine wichtige Stütze der gesamten Produktion ist auch das ausgezeichnete Musik-Trio unter der Leitung von Jörg Gollasch.
Insgesamt eine gelungene Premiere, die sehr gut den Stoff von Shakespeare in das Zirkusspektakel integriert. Das Verwirrspiel um Sein und Schein, Wirklichkeit und Traum wurde von Dieter Wedel locker und leicht inszeniert und hat einen hohen Unterhaltungswert. Obwohl auch die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen immer wieder angesprochen werden, sind sie in der Manegen-Atmosphäre manchmal für den Zuschauer nicht sehr deutlich erkennbar. In der ausverkauften Stiftsruine gab es am Premierenabend viel Applaus für das Stück.
(Elke Baron/Fotos: Fred Rehberg)
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Danny Liska 09/06/2015 22:51
Eine aufwendige Collage.Sehr interessant.
LG Danny