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Loslassen . . . .

Eine kleine Geschichte

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Ein reicher Jüngling

Ich ging zu diesem Mann, von dem man mir gesagt hatte: Der schaut dich an - und du hast das Gefühl, er weiß alles von dir. Da muß man nicht viel erklären. Ich ging also zu ihm. Er saß auf einer kleinen Wiese - mit einigen anderen um sich herum.
Ich ging also zu ihm hin. Er blieb sitzen, schaute mich an, tief in meine Augen.

Und ich stellt ihm meine Frage: "Wie finde ich das Glück?"

Ich weiß nicht, ob plötzlich alle aufhörten zu sprechen, oder ob ich nur das Gefühl hatte, es wäre ganz still geworden.

"Wie finde ich das Glück?"

Der Mann schaute mich noch immer an, und ich wusste, dass er
mich kannte und dass das, was er mir sagen würde, genau das
Richtige sein würde. Ich wusste es einfach. Wir sahen uns direkt in die Augen.

Und dann sagte er - das heißt, ich glaube, er hat es gesagt, aber es kann ganz gut sein, dass er gar nichts gesagt hat und dass ich einfach begriff:

"Lass alles. Gib alles frei, was du besitzt. Lass alles, was dich festhält. Und geh."

Mir schnürte sich der Hals zu, mein Herz schlug heftig und in meinen Augen stiegen die Tränen hoch. Ich wusste, dass ich das nicht konnte. Er wusste es auch, und doch ließ er mich nicht aus
seinem wissenden Blick. Ich konnte mich ihm kaum entziehen.
Langsam nun drehte ich mich um, langsam ging ich weg. Schritt für
Schritt. Die anderen fingen wieder an zu murmeln. Ich ging weiter.
Und ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Bis heute.

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Die Bilder in dieser Serie sind Mitbringsel aus meinem Urlaub auf Baltrum. Eine stille Insel, ohne Auto- und wenig Fahrradverkehr; ein ruhiger und besinnlicher Ort, an dem es mir anfänglich sehr schwer gefallen ist, den Alltag zu vergessen und mich auf dieses kleine Abenteuer "Stille" einzulassen.

Diese Bilder sind fotografisch nicht perfekt und wurden hier und da von mir nachbearbeitet.

Der Bildtitel ist nur ein Vorschlag für eine mögliche Denkrichtung.
Ob man diesen Vorschlag aufgreift,
oder aber seine Gedanken in völlig andere Richtung schweifen lässt,
bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen.

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* Danke für Eure Kritik, Anmerkungen, Anregungen *
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Wind, soviel Wind . . .
Wind, soviel Wind . . .
Michael Hartmann-1








Commentaire 13

  • ENIWA 20/07/2006 16:30

    Deine Geschichte berührend ...Dein Titel erinert mich sofort an die zeile von Ernst Ferstl:
    "Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens: Zulassen - Weglassen - Loslassen."
    wenn es nur im leben das zulasssen-weglassen und loslassen so einfach wäre....

    GLG, EWa
  • Gaby K 20/07/2006 15:11

    sehr berührende arbeit
    bevor wir etwas loslassen können, müssen wir wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden. und wenn wir loslassen können, schaffen wir platz für neue energien (TCM)
    lg gaby
  • Kay Holtmann 20/07/2006 0:11

    erst sah ich das photo und es gefiel mir auf anhieb, diese art von minimalismus im bild ist einfach nur klasse...
    dann las ich den text und war fasziniert weil dein photo diese geschichte auch tragen kann, man kann sehr lange darüber nachdenken, bild und text sind hier eine einheit...
    kompliment!!!!
    sehr sehr gute arbeit
  • Renate Bonow 19/07/2006 21:43

    loslassen - die dauernden inneren und äußeren "check-listen", das funktionieren....scheinbar zum eigenen glück...und die inneren pirouetten, die man dreht, um das eigene dunktionieren zu rechtfertige: mein chef, mein job, meine schülerInnen, meine freunde, meine...erwarten das.
    einfach - mnachmal - los lassen. und die wundersame erfahrung machen, dass alle gennanten das nicht nur verstehen, sondern einen deshalb nicht ablehnen, verurteilen...
    du siehst...du rennst offenen türen bei mir ein...
    danke dafür.
    lg renate
  • Raggio di Sole 19/07/2006 21:37

    Das ist schwere Kost, Michael ....

    Du bringst hier bildlich und textlich etwas zum Ausdruck,
    was wohl keiner so richtig 'gelernt' hat. Im Bild mag nicht
    viel zu sehen sein, jedoch ist sehr sehr viel drin. Zwei
    Möglichkeiten lässt es zu. Es sieht momentan noch sta-
    bil aus, jedoch leichte Neigung ist zu sehen. Also weiter-
    hin festhalten, so fest man kann. Nur, über kurz oder lang
    wird die Basis immer instabiler ...... und zweifelsohne muss
    man am Ende doch loslassen .... ungewollt, unkontrolliert,
    um es auch nicht mehr im Griff zu haben.
    Und dan gibt es die schwerste aller Entscheidungen ......
    von selbst loszulassen, rechtzeitig, im Einvernehmen, in
    einer kontrollierten Weise ........
    Denken und schreiben läßt sich schön darüber, aber ich
    glaube ich kann es auch nicht. Zuviel spricht dagegen, aus
    meiner Sicht. Viele Gründe suche ich, um nicht loszulassen.
    Ja, das hier drückt deine Arbeit für mich aus .... sorry, dass
    es so lange geworden ist.

    Danke und vg Ra.
  • 5 Snow 19/07/2006 21:28

    ein wunderschönen bild ,zu einen nachdeklichen text.
    ich mag´s
    lg
    sven
  • Angie Hoffmann 19/07/2006 20:57

    Eine gelungene Komposition ist dir da gelungen!
    Sehr schön dargestellt... und so wahr!

    lg
    Angie
  • Andre Helbig 19/07/2006 20:10

    die Geschichte berührt mich absolut, ja da steckt einiges an substanz dahinter. Der Mensch ist sein Leben lang auf der Suche nach seinem Glück. 100%ig glücklich ist wohl niemand .. Und das Hauptproblem ist meistens: Nicht loslassen zu können ..

    Deine Sichtweise, deine Interpretation gefällt mir, ich will meine Gedanken in keine andere Richtung schweifen lassen ...
  • Lady Bathory 19/07/2006 18:28

    weite ferne..Klasse...


  • Michael Hartmann-1 19/07/2006 16:00

    @alle
    dank euch

    @thais
    machs los ........
  • Anjas Augen - Blicke 19/07/2006 15:11

    Sehr wahr Michael, eine Geschichte die mich tief betroffen macht, und das passende Bild dazu.
    LG Anja
  • Diana Cruz 19/07/2006 13:54

    ich bin tief berührt von deinem bild und der geschichte ... loslassen ... wenn dies doch nur so einfach wäre ........................................... lg diana
  • Vera Boldt 19/07/2006 13:50

    Er hat recht der alte Mann ...loslassen ist absolut schwierig
    Klasse Foto dazu.
    Lgvera