3 797 6

smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Maria schaut sauer

Anlässlich des "Lutherjahrs" 1983 (500. Geburtstag) gab die antikirchlich eingestellte DDR-Regierung tatsächlich Geld aus, um Stätten und Bauwerke zu restaurieren, die mit dem Reformator in Beziehung standen.

Davon profitierte die Lutherstadt Wittenberg (wie sie bereits damals offiziell hieß) in großem Maße.
Restauriert wurde u.a. auch der Tympanon "Maria mit dem Kinde" (14. Jahrhundert) über dem Portal der Stadtkirche Sankt Marien.

Die darauffolgenden sechs Jahre bis zur politischen Wende genügten jedoch, dass der "saure Regen" Mariens Gesichtszüge wieder zerstörte und auch sonst das Sandsteinrelief beschädigte.

Sauerer Regen ist Regenwasser, das sich mit Schwefeldioxid aus den Rauchgasen verbrannter Braunkohle anreichert und zu Schwefelsäure reagiert. Braunkohle war der einzige Brennstoff zur Energiegewinnung in der DDR.

**************************************************
Die Lutherstadt Wittenberg ist unbedingt eine Reise wert – auch für Menschen mit katholischem Glauben.
In keiner anderen Stadt Deutschlands ist Geschichte so hautnah erlebbar.
Im 16. Jh. hinterließen fast alle großen Persönlichkeiten des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens dieser Zeit in Wittenberg ihre Spuren.
Nahezu an jedem Haus erinnert eine Tafel an herausragende Bewohner und Besucher.
Zusammen mit dem benachbarten Gartenreich Dessau-Wörlitz bietet Wittenberg den dichtesten Bestand an UNESCO-Welterbe-Stätten der Welt.
**************************************************

Analogfoto, Ostern 2007

Commentaire 6

  • Wmr Wolfgang Müller 09/02/2014 13:33

    kommt trotz analogen Materials sehr gut rüber ...Belichtung und Schärfe sind I.O...gelungen
    wolfgang
  • smokeonthewater 08/02/2013 22:03

    @utico:
    Es gibt eben zu viele Altlasten, die zu sanieren sind, nachdem die DDR nicht nur die Wohnhäuser, sondern auch und erst recht die Kirchen verfallen ließ. Da weiß die EKD auch nach über 20 Jahren nicht, wo zuerst sanieren. Und ich weiß, dass es dringendere Sanierungsfälle gibt als "Maria nach dem Säureanschlag".

    Außerdem sind die Bilder Ostern 2007 entstanden. Vielleicht hat sich ja inzwischen was getan an der Wittenberger Stadtkirche, vielleicht hat sie ja dafür sogar UNESCO-Gelder erhalten.

    Für mich sind alte Kirchen nicht unbedingt Gebäude, die ausschließlich in eine klerikale Verantwortung fallen. Sie gehören zum kulturellen Erbe aller Deutschen oder in diesem Falle der ganzen Menschheit. Die DDR hat dieses Erbe mit Füßen getreten, indem sie sogar einzigartige Kirchen wie die Leipziger Universitätskirche sprengen ließ. Kulterelles Erbe und Geschichte begannen für die SED-Führung erst mit Beginn der deutschen Arbeiterbewegung. Insofern hat die BRD als Rechtsnachfolger der DDR auch eine Pflicht, die Behebung dieser kulturellen Sünden zu unterstützen.
  • smokeonthewater 08/02/2013 20:29

    @utico:
    Das alles ändert nichts daran, dass der saure Regen aus der Braunkohle die Bemühungen zum Lutherjahr wieder kaputtgemacht hat. Was hier die DDR mit ihren Händen Lobenswertes erbrachte, hat sie mit ihrem Arsch wieder eingerissen. Und diese Metapher passt für viele anfänglich guten und letztlich gescheiterten Dinge in der DDR.
  • smokeonthewater 08/02/2013 20:07

    @utico:
    Wäre sicher sinnvoll, wenn die beiden Kirchen ihre Steuer selbst eintreiben, wie das in anderen Ländern üblich ist.
    In den Niederlanden und in Frankreich ist es aber auch gesetzlich möglich, dass herausragende kulturhistorsch wertvolle Objekte mit dem Steuergeld aller Bürger saniert werden können. Das ist dann nämlich eines der Resultate konsequenter Trennung von Kirche und Staat. Daran hättest Du bestimmt erst recht herumzumäkeln, wenn Dein atheistisches Steuergeld dafür aufgewendet werden würde.
  • smokeonthewater 08/02/2013 19:47

    @utico:
    Nach dem Verursacherprinzip ist ganz klar die (alternativlose) Braunkohlenverfeuerung in der DDR schuld. Außerdem verwechselst Du die wirklich arme "Evangelische Kirche in Deutschland" mit dem reichen Weltkonzern der römisch-katholischen Kirche, die sich gewiss hüten wird, Geld für die "Konkurrenz" auszugeben. Geld für die erneute Restaurierung könnte aus dem UNESCO-Welterbe-Topf kommen.
  • Foto-Nomade 08/02/2013 19:45

    Und wenn die Maria noch so sauer dreinschaut... !
    Ich schaue hingegen sauer auf einseitig motivierte Sprüche und ihre Klopfer auf diesen Seiten.
    Nicht ohne Grund und seit Jahren ROT.
    ~
    Danke zu

    ~