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Nachschuß

Es liegt schon Jahre zurück, aber es ist nicht gänzlich in Vergessenheit geraten. Unser Arbeitspferd 38 2267 war in der Hauptuntersuchung, aber der planmäßige Dampfzugverkehr musste weiter laufen. Deshalb waren wir dankbar, daß zumindest für eine kurze Zeit Dampflok 52 8095 einspringen konnte und diesen Dienst verrichtete. Aber irgendwann musste die Lok an den Eigentümer zurück gebracht werden und das bedeutete „Überführungsfahrt“. Warum die Wahl ausgerechnet auf mich fiel, weiß ich heute nicht mehr, vielleicht hatte ich am nächsten Tag frei und war deshalb verfügbar, außerdem hatte ich die Spätschicht und somit noch genug Puffer bevor die Lenkzeit überschritten wird. Die Frühschicht war ja schon seit 6 Uhr im Dienst und hatte am Vortag die Lok angeheizt. Die Jungs waren froh, daß sie um 14 Uhr abgelöst worden sind.

Das einzige was mir Sorgen machte, war die Fahrt durchs Aggertal ins Oberbergische Land. Hier bin ich nur als Fahrgast im Zug gefahren und zudem ist die Strecke betrieblich verändert worden. Deshalb wurde mir ein Lotse beigegeben. Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Mein Heizer und ich schauten die Maschine noch kurz nach, ölten die wichtigsten Verbrauchsstellen noch einmal ab, füllten im Tender den Wasservorrat noch auf und dann ging es los. Zuerst in die Lokleitung, um Buchfahrplan und Fahrplananordnung zu holen und dann mit der Lok in den Bahnhof. Zunächst war noch Warten angesagt, da erst die S-Bahn nach Steele vorbei musste. Aber hinter ihr konnten wir dann gemütlich hinterdreinzuckeln. Nach Essen ging es nicht wie üblich über das Gütergleis, sondern über die S-Bahn, weil wir vor dem Stellwerk Ef in die Kaiserkurve in Richtung Werden abbiegen mussten. Ich konnte es auch hier wegen der vorausfahrenden S-Bahn gemütlich rollen lassen. Sie musste dagegen an jeder Milchkanne halten und wieder beschleunigen. In Düsseldorf Rath hatte das Spielchen ein Ende. Jetzt konnte etwas strammer gefahren werden. Was wegen der Steigung im Stauffenplatztunnel sowieso erforderlich war.

Über Eller, Hilden und Langenfeld ging es nach Opladen. In späteren Jahren haben wir hier immer Wasser genommen, was bei der Wanne mit 30 m³ und ohne Anhängelast diesmal nicht nötig war. Am Abzweig Siedlung Bruder Klaus erreichten wir Kölner Stadtgebiet. Mit nur 40 km/h wurden wir außen am Güterbahnhof Kalk Nord vorbei gelassen. Jetzt begannen die Sorgen des Lotsen. Bis hierher war ich kundig, aber was hinter dem Abzweig Vingst liegt, das ist alles Neuland für mich. Die größte Sorge war es jetzt, zügig am Abzweig vorbei auf die Aggertalbahn zu kommen, Denn durch die Vertaktung auf der Bahn ergeben sich sonst große Wartezeiten. Aber da wir als Lz pünktlich waren und auch der Regionalverkehr heute keine Störung hatte, kamen wir nach nur 5 Minuten Wartezeit rüber. Na ja der Rest der Fahrt war auch kein Problem und wir konnten die Lok in Dieringhausen wohlbehalten übergeben. Abrüsten brauchten wir nicht, das übernahmen die Kollegen vor Ort. Uns lud man noch auf ein Würstchen an den Grill ein und war dann noch so freundlich, uns am selben Tag mit dem Auto zurück zubringen. Das ersparte eine Übernachtung und am nächsten Morgen das lange Suchen in Fahrplänen.

Wer hätte gedacht, daß ich dieser Lok (jetzt als 52 6106 bezeichnet) noch einmal begegnen würde.

Scan aus einem Video

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