Neue deutsche Eisenbahnlandschaft

Neue deutsche Eisenbahnlandschaft

Schaue ich heute aus dem Fenster meiner Schule in Finsterwalde/Niederlausitz, so komme ich manchmal ins Grübeln darüber, was sich da im benachbarten Bahnhof abspielt. Ich, der zu einer Zeit die ersten Fototouren mit dem Vater am Gleis unternahm, als Lokomotiven der Deutschen Reichsbahn schon DB-Nummern in Form von Metallschildern trugen, aber noch immer in Weinrot mit weiß-grünen Wagen unterwegs waren, muss nun sehen, dass selbst der heutige rote Einheitsbrei von unseren Schienen verdrängt wird. Bunt ist es geworden. Damit meine ich weniger die Blumen, die im Sommer zahlreich zwischen den Schwellen blühen, als viel mehr die Züge der Privatbahnen, teils mit ausländischen Lokomotiven.

Am 9. April 2008 war es die hier gezeigte Class 66, ein englischer Loktyp, der mich einige Schritte in den Güterbahnhof hinein laufen ließ. Ich selbst wurde von den Eisenbahnern argwöhnisch beäugt: Ich kam gerade vom Praktikum in einem ambulanten Pflegedienst und stand mit schneeweißer Pflegerjacke direkt am Gleis – ein Anblick, der wohl selbst den ältesten Rangierern neu war. Aber nicht nur ich mit meiner weißen Kutte, auch das Gelb-Grün der Lok wirkte in der Tristesse dieses Apriltages recht verloren. Eine demolierte Weichenlaterne klagt am Rande ihr stummes Leid, ebenso wie der marode Wasserturm im Hintergrund. Endzeitstimmung zwischen den vielen leeren Gleisen. Aber immerhin: Von hier aus werden noch mehrere Gleisanschlüsse von Firmen bedient – ganz tot ist sie noch nicht, die neue Eisenbahnlandschaft.

Das Bild wurde aufgenommen mit meiner neuen Olympus E-410 und nicht bearbeitet.
Brennweite: 17mm
Belichtungszeit: 1/80 Sekunde
Blende: 5,6
Lichtempfindlichkeit: ISO 100