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Nicht bewegen rettet Leben: Dünenspringer versus Bodenspinne

Nicht bewegen rettet Leben: Dünenspringer versus Bodenspinne

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Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Nicht bewegen rettet Leben: Dünenspringer versus Bodenspinne

Der Dünenspringer (Yllenus arenarius) ist eine Springspinne, die in der Roten Liste Deutschlands derzeit als „vom Aussterben bedroht“ geführt wird. In der älteren Rote Liste galt sie noch als „verschollen“, wurde aber seit der Jahrtausendwende mehrfach wiedergefunden. Sie lebt ausschließlich in natürlichen Binnendünen Ost- und Mitteleuropas; ähnlich ausgestattete Sekundärbiotope wie Sandgruben besiedelt sie nach bisherigen Kenntnissen nicht. Möglicherweise kommt die Art auch in Küstendünen vor, die Angaben dazu sind widersprüchlich.
Das Areal der Springspinne reicht im Osten vom Kaspischen Meer bis nach Mitteleuropa, die westlichsten Fundorte liegen an der Elbe und an der Aller. Die wenigen Funde aus Deutschland stammen also alle von ihrer westlichen Arealgrenze. Ob damit die Spinne tatsächlich „vom Aussterben bedroht“ ist, kann man durchaus kritisch hinterfragen. Der Lebensraumtyp gehört in kontinentale, trockene, sommerwarme und winterkalte Klimazonen, die im westlichen Mitteleuropa in atlantisch geprägte Bereiche übergehen. Y. arenarius kommt also aus streng natürlichen Gründen hierzulande selten vor und eher nicht aus solchen, die auf das Wirken des Menschen zurückzuführen sind. Allerdings ist in der Vergangenheit – und damit meine ich eine etwa tausendjährige – der Sand solcher Dünen immer wieder intensiv genutzt worden, so dass die Dünen schleichend verschwanden. Um die Springspinne heute hier zu halten, kann der Mensch auch nicht wirklich etwas tun; weiter ausbreiten kann sie sich ohnehin nicht.
Vor allem die Weibchen sind mit ihrer Körperzeichnung so gut getarnt, dass sie praktisch unsichtbar sind. Die Männchen sind zwar deutlich dunkler gezeichnet, aber immer noch kaum sichtbar. Man erkennt sie auf dem Sand erst dann, wenn sie sich bewegen; bleiben sie stehen, sind sie wieder praktisch unsichtbar. Sie läuft wenig und ist extrem sprungfreudig und überwindet Distanzen von 25 cm in der Weiter und 15 cm in der Höhe.
Springspinnen sind zwar Aktivjäger, die zum Beutefang keine Netze benötigen, legen aber trotzdem Gespinste an. Sie spielen für das Überleben eine enorm wichtige Rolle. Die Sandspringerin legt wenige Millimeter bis Zentimeter unter der Sandoberfläche viele Gespinste an, die im Laufe ihres Lebens und altersabhängig verschiedene Funktionen erfüllen und die sich im Wesentlichen vier Typen zuordnen lassen. Das erste Gespinst dient den abgelegten Eiern und den ersten Larvenstadien, den sog. Pulli, als Schutz. Für jede Häutung wird jeweils ein neues Gespinst zwischen die Sandkörner gewoben. Den dritten Typ legt sie für die Überwinterung an (der Dünenspringer überwintert zweimal und erreicht eine durchschnittliche Lebensdauer von 700 Tagen), und schließlich webt sie jeden Tag einen nächtlichen Unterschlupf. Dies ist naturgemäß der weitaus häufigste Gespinsttyp, mit dem bereits in den späten Nachmittagsstunden begonnen wird.
Für das Überleben der Spinne in Dünen, die beständig äolischen Prozessen ausgesetzt sind, ist der Nestbau essenziell. Y. arenarius demonstriert das in hoch spezialisierter Weise und ist deswegen auf natürliche, ungestörte Lebensräume angewiesen, wie sie – vom Menschen nicht nutzbare – Dünen aufweisen.
Auf zwei Dinge möchte ich in dem Bild hinweisen. Erstens hält sich die Springspinne auf einem kleinen Gespinst, wie man deutlich sieht. Alle Spinnen hinterlassen Fäden, wenn sie laufen, immer und das ganze Leben lang; genau genommen ist die Landschaft übersät von Spinnenseide. Ob es hier der eigene Faden oder der einer anderen Spinne ist, weiß ich nicht. Zumindest laufen um diese Zeit noch zwei drei andere Springspinnen, einige Wolfs- und einige Laufspinnen im Gebiet. Interessanter ist, wo der Dünenspringer so „angestrengt“ hinschaut: Er kann wie alle Springspinnen dank der großen, vorderen Mittelaugen gut sehen – und in seinem Blickfeld (unter links) hockt ein Männchen der Bodenspinne Hahnia nava. Mit 5,5 mm ist die Springspinne gewiss nicht groß, aber mit 2,3 mm ist die Bodenspinne leichte Beute. Dem Tod entgeht sie nur, wenn sie sich nicht bewegt. Und sie bewegt sich nicht, so lange, bis die Springspinne weiterläuft.
(Endlich, mein Rücken ist eine gefühlte Ruine …)

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Exif

APN NIKON D810
Objectif 105.0 mm f/2.8
Ouverture 20
Temps de pose 1/125
Focale 105.0 mm
ISO 100

Plébiscité par