Orion Nebel M42 / M43 mit kleiner Brennweite (330 mm) und Schmalbandfiltern
Fast geisterhaft glühen die Gaswirbel des berühmten Orion-Nebels M42/M43, der eine Geburtsstätte neuer Sterne ist. Etwa 1350 bis 1500 Lichtjahre ist der Orionnebel von uns entfernt und hat eine Ausdehnung von 20 bis 30 Lichtjahre.
Er ist so hell, dass er bei guten Bedingungen bereits mit dem bloßen Auge als diffuser Fleck im Schwert des Sternbilds Orion sichtbar ist.
Wegen dieser hohen Helligkeit im Vergleich zu allen anderen Astro-Gasnebeln kann man generell sogar schon mit ein paar Sekunden bis Minuten Belichtungszeit die Gaswirbel-Strukturen fotografisch auflösen. Für diese Aufnahme habe ich bei Verwendung von Schmalbandfiltern ca. 26 Minuten Gesamtbelichtungszeit verwendet - immer noch "fast nichts" im Vergleich zu den mehrstündigen Belichtungszeiten lichtschwächerer Astro-Nebel und Galaxien.
Die beste Zeit, den Orion-Nebel zu fotografieren, ist eigentlich die Winterzeit (ca. Januar), wenn der Nebel möglichst hoch am Firmament steht.
Ende März/ Anfang April waren die Bedingungen schon gar nicht mehr ideal, da der Orion zu Beginn der Dämmerung um die Jahreszeit schon wieder tiefer in südwestlicher Richtung stand, doch als ich für andere Astro-Objekte, die deutlich lichtschwächer sind
(siehe z.B. der Quallen-Nebel oder die Galaxie M101) noch auf dunkleren Himmel wartete, habe ich, obwohl die Dämmerungsphase gerad erst zu Ende ging, kurz entschlossen auf den Orion-Nebel gehalten, um die Zeit bis zur Aufnahme der lichtschwachen Objekte zu überbrücken.
Insbesondere interessierte mich hier die Auflösung von Details, die das kurz-brennweitige APO-Teleskop (bei Öffnung 70 mm) im Vergleich zu Aufnahmen des Orion-Nebels mit hoher Brennweite und großer Öffnung (jedoch geringerem Öffnungsverhältnis) hervorbringen würde. Dazu verwendete ich die
Schmalbandfilter für H-Alpha-Licht (7 nm) für den Rot-Kanal und für O-III-Licht (20 nm) für den Grün- und den Blau-Kanal.
Das Bild zeigt nun in der linken Hälfte den Original-Himmelsausschnitt, aufgenommen mit ca. 330 mm Brennweite. Es umfasst somit einen Himmelsausschnitt von etwa 3,5 x 5 Grad. (Der Vollmond würde in vertikaler Richtung ca. 7 mal in das Bild passen, in die Fläche des Orionnebels passt der Vollmond ca. 4 mal.)
Um die Details des Nebels besser mit meinen früheren Aufnahmen (damals mit dem Celestron EHD800 und ca. 2000 bzw. 1400 mm Brennweite sowie 200 mm Öffnung gemacht) vergleichen zu können, zeigt die rechte Hälfte des Bildes einen etwa 1/4 großen Ausschnitt des Originals, welcher im wesentlichen von M42/ M43 ausgefüllt wird.
(Dieser Bild-Ausschnitt entspricht damit einer scheinbaren Brennweite von 1300 mm bei Verwendung des APS-C-Sensors wie im Fall meiner EOS-Kamera.)
Trotz der geringen Brennweite 330 mm und der kleinen Öffnung (70 mm) der verwendeten Optik ist im Zentrum noch das aus 4 Sternen bestehende "Trapezium", direkt neben der
Spitze einer dunklen Störung, welche gelegentlich als "Fischmaul" bezeichnet wird, erkennbar.
Bei sehr hoch eingestellten Monitor-Helligkeiten sind ferner auch die äußeren, jedoch deutlich lichtschwächeren, Ausläufer des Orion-Nebels sichtbar, im Gesamt-Bild ist etwas weiter rechts vom Orion-Nebel dann auch noch der Astro-Nebel "Running Man" zu erahnen. Sowohl dieser wie auch die äußeren Ausläufer des Orionnebels sind auf meiner Aufnahme jedoch relativ stark verrauscht. Hier bräuchte es bei Verwendung der Schmalbandfilter halt doch noch deutlich längere
Belichtungszeiten als für die inneren, viele tausend mal leuchtkräftigeren, Bereiche.
Na ja , ... ab ca. Oktober/November erscheint der Orionnebel wieder (dann früh morgens) am Firmament. Dann schauen wir weiter ... :-) .
Infos zur Aufnahme-Ausrüstung und den Einzelaufnahmen:
Teleskop: TS-APO 704, f_eff= 331 mm mittels Reducer TS-RED279, f/4.74
Montierung: Cel. AVX, Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2, Kamera: CANON EOS 760d (unmod.),
Filter: 20 nm O-III(Teleskop-Service) sowie 7nm H-Alpha (Baader)
Einzelaufnahmen:
mit H-Alpha-Filter bei ISO 800
5 X 70 s....17 X 30 s
(Gesamtbelichtungszeit mit H-Alpha Filter: ca. 14,3 Minuten)
mit O-III-Filter bei ISO 800:
34 x 20 s
(Gesamtbelichtungszeit mit O-III Filter: ca. 11,3 Minuten)
Damit totale Belichtungszeit für dieses Foto: ca. 26 Minuten; Bias- und Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork und DPP4
Aufnahmedaten: 28.03.2017 (für O-III), 02.04.2017 (für H-Alpha)
loc: 51.3°n.Br., 310 m NHN
Roman Dullek 26/05/2019 14:39
Ausgezeichnete Präsentation und eine tolle Info. LG RomanAxel Küster 03/03/2019 12:37
Eine faszinierende Darstellung des Orionnebels. Erstaunlich was man noch alles mit schmalbandigen Filtern und Kameranachführung herausholen kann. LG AxelDirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 22/10/2017 23:15
Hallo alle zusammen,auch an alle anderen, die das Bild gelobt haben und/oder einfach nur angeschaut, meinen herzlichen Dank.
Vielen Dank auch an die FC-Redaktion, die das Foto vor etwa 2 Wochen für eine Stunde als Startseitenfoto ausgewählt hat. Das freut mich natürlich sehr.
Ich denke ehrlich gesagt, es ist nicht unbedingt mein bestes Astrofoto was die Qualität betrifft (und im Vergleich mit anderen Astrofotos anderer User erst Recht nicht.) Doch ich bin sehr erfreut, dass überhaupt seit langem mal wieder ein Astrofoto die Startseite geschmückt hat. Dass es dazu ausgerechnet eins meiner Astrofotos geworden ist , macht mich natürlich besonders froh .
Das besondere an diesem Bild ist, das denke ich schon, dass dieses Foto mit (für meine Verhältnisse eher selten) ziemlich geringer Belichtungszeit erstellt worden ist. Es zeigt, dass es bei lichtstarken Objekten wie dem faszinierenden Orion-Nebel eben doch schon sehr schnell gehen kann (was die Belichtungszeit betrifft), dieses Objekt aus den Tiefen unserer Galaxis im Bild festzuhalten.
Herzliche Grüße, Dirk
luth 09/10/2017 21:37
ganz wunderbar - im doppelten Sinne des Wortes :-)lg luise
Peter A. Reichart 09/10/2017 18:36
Faszinierend, Deine Astroaufnahmen - was für Blicke in den Kosmos - großartig!Beste Grüsse
Peter
Alexida 18/06/2017 22:46
..wunderschöne Bilder..bin beeindruckt und begeistert..LG Nadja