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Jean Albert Richard


Premium (World), Runkel

Paris-Brest-Paris (1)

Am Ende des XIX.Jahrhunderts wurden die großen Klassiker des
Radsports, die heute noch gefahren werden, kreiert, und paralell dazu lief eine gewisse Eskalation zwischen verschiedenen
Sportzeitungen: es ging darum, wer würde das schwerste von
allen Radrennen veranstalten. Etappenrennen hatte man noch nicht
erfunden, und alles wurde am Stück gefahren. Es gab schon eine
Fahrt Paris-Bordeaux-Paris (später als Bordeaux-Paris auf 550
Kilometer "verkürzt", heute nicht mehr gefahren), und der Sportjournalist Pierre Giffard ("Le Petit Journal") kam auf die Idee
eine Stadt zu Stadt Fahrt über 1.200 Kilometer ohne Schrittmacher
(gegen den damaligen Brauch) auszutragen. In Frankreich geht alles
bekannterweise von Paris aus, und die Wahl fiel auf Brest als die
Stadt, die, in einer Entfernung von 600 Kilometern von der Hauptstadt, am schwierigsten zu erreichen war.
Es erklärt sich folgendermaßen: nach Norden und Osten waren es
keine 600 Kilometer bis zur Grenze, und nach Süden gab es keine
Großstadt, die 600 Kilometer von Paris entfernt war. Außerdem ist
das Profil nach Westen besonders wellig mit der Region Perche, und
der Bretagne, wo zahlreiche Tälerchen überquert werden müßen
bis Brest in Sichtweite ist. Die absolute Höhe ist es nicht, aber es geht ständig herauf und herunter, die Schwierigkeiten summieren
und wiederholen sich, und schließlich tut es weh...
Das Rennen fand im Jahre 1891 zum ersten Mal statt, und sollte alle
zehn Jahre ausgetragen werden, was auch bis 1931 geschah.
1941 fiel das Rennen aus. Da man nach Kriegsende nicht bis 1951 warten wollte, wurde PBP (Kurzbezeichnung) im Jahre 1948
ausnahmsweise wieder aufgenommen. Dann kehrte man zurück zu
den Jahrgängen mit "1" in 1951, und beschloß das Rennen nicht mehr alle zehn, sondern alle fünf Jahre auszutragen.
1966 war ich zum ersten Mal dabei als der jüngste Teilnehmer mit 18.
Das Bild wurde von einem anonymen Fan am Straßenrand aufgenommen, und zeigt mich nach 1.150 gefahrenen Kilometern,
also kurz vor dem Ziel nach ungefähr 50 Stunden auf dem Sattel.
Da die Strecke nicht abgesperrt war, und die Teilnehmer auch nachts fuhren, mußten die Fahrräder der Straßenverkehrsordnung entsprechen, mit Beleuchtung.

Paris-Brest-Paris 1966 (2)
Paris-Brest-Paris 1966 (2)
Jean Albert Richard


Paris-Brest-Paris 1966 (3)
Paris-Brest-Paris 1966 (3)
Jean Albert Richard


Paris-Brest-Paris 1966 (4)
Paris-Brest-Paris 1966 (4)
Jean Albert Richard

Commentaire 14

  • Ivo Miesen 19/06/2009 19:15

    Hast du nocht irgendwo eine Detailserie von einer deiner PBP Räder?
  • RobbyTUT 05/08/2008 1:05

    Naja, du sollst ja keine Bestseller schreiben aber ich denke das es viele gibt die an deinen Erlebnissen interessiert sind. An deiner Stelle würde ich einfach mal ein Buch (oder Ordner) mit den Erlebnissen aufschreiben und dann mal im Bekanntenkreis lesen lassen und deren Meinung hören und dann könnte man das über Internet vertreiben. Es wär doch schon gut wenn du deine Selbstkosten rein holst und noch paar Euro obendrauf. Es wäre schade wenn man diese Geschichten vergessen würde.
    LG Robby
  • Jean Albert Richard 04/08/2008 12:46

    @Robby,

    schönen Dank für Anmerkung und Anregung: gewiß
    habe ich schon mit dem Gedanken gespielt ein Buch
    darüber zu schreiben, habe auch ohnehin zahlreiche
    Berichte und Artikel verfaßt, und publiziert, allerdings innerhalb von unserem Kreis, der nicht allzu groß ist.
    Sowas ist zwar sehr interessant, aber leider nur für
    eine Minderheit.
    Man muß auch einen Draht zu einem Verlag haben,
    oder vielleicht das Internet dafür nutzen.

    Übrigens gab es schon sehr leichte Rennräder vor dem Zweiten Weltkrieg, manche waren sogar leichter als
    die 6,8 Kilogramm, die die U.C.I. heute zuläßt: es gab in Frankreich eine ganze Reihe von Rennen, die gleichzeitig auch technische Wettbewerbe waren; die Maschinen wurden vor dem Start, und nach der Zielankunft genau geprüft, und es gab Zeitstrafen, falls
    irgendwas defekt war.
    Viele Erfindungen von kleinen Firmen, die nicht überlebt
    haben, sind aus... Fernosten nach Europa zurückgekommen, als die entsprechenden Patentrechte verjährt wurden.
    LG

    Jean
  • RobbyTUT 04/08/2008 8:33

    Man kann von den Leistungen die früher erbracht worden sind nur den Hut ziehen. Wenn man bedenkt das die Räder damals ca. dreimal so schwer waren wie heutige Rennräder ist es fast unmöglich damalige Radrennen mit heutigen zu vergleichen.

    Hast du schon mal drüber nach gedacht deine Erlebnisse als Buch zu veröffentlichen?
    LG Robby
  • AlexanderA. 07/11/2007 19:55

    Ich bin von deinen Fotos und der dazugehörenden Geschichte sehr beeindruckt. Schön, sowas in der fc zu finden.

    Viele Grüße
    Alexander
  • Markus Peter 13/02/2007 14:10

    Danke für die ausführliche Erklärung

    VG Markus
  • Jean Albert Richard 09/02/2007 14:25

    Schönen Dank an Alle für Anmerkungen und Lob.

    @Markus,
    gerne beantworte ich diese Frage, und zwar durch eine kleine Anekdote aus dem Jahre 1966.
    Genau eine Woche nach der Zielankunft von PBP hatten wir ein Rennen (Mannschaftszeitfahren) über
    40 Kilometer. Viele Mannschaften hatten sich "geschont", indem sie PBP nicht gefahren hatten,
    und haben uns am Start freundlich angelächelt: wir
    waren nämlich alle dabei gewesen.
    Nach dem Rennen haben sich manche Gesichtsausdrücke etwas verändert, weil wir die
    zweitbeste Mannschaft ungefähr 5 Minuten hinter uns
    gelassen haben.

    Mit dem Schlaf ist es so eine Sache. Erstens möchte ich den Sieger vom Jahre 1956, Roger Baumann,
    zitieren. Bei ihm habe ich mir vor meiner ersten
    Teilnahme Informationen geholt, und er sagte mir:
    "-Um ein gutes PBP zu absolvieren, muß man schnell
    sein!" Es mag albern klingen, aber es stimmt.
    Wenn man in der Lage ist unter 60 Stunden zu bleiben,
    dann sind es "nur" zwei Nächte auf dem Sattel, und
    man kann es ohne Nickerchen schaffen (unter Einnahme von Unmengen Tee und/oder Kaffee).
    Diejenigen, die langsamer sind müßen irgendwann
    anhalten, und schlafen, weil die Zeit zu lang wird: man
    merkt es deutlich, wenn man die Ergebnisse betrachtet; es gibt Lücken oder große Abstände zwischen 60 und 65 Stunden, ab 70 Stunden wird es
    wieder dichter
    Es gibt darüber eine kanadische Homepage, wo ich
    mitgewirkt habe:
    http://www.randonneurs.bc.ca
    Es sei noch gesagt, daß man innerhalb von zwei Tagen im Durchschnitt 5 Kilo abnimmt, allerdings sind
    sie fast so schnell wieder darauf.
    Ich bin übrigens nicht der einzige PBP-Mann bei FC.
    Neulich hat sich mein alter Freund Jean-Pierre Gagneur bei der französischen Sektion angemeldet,
    sondern noch keine Zeit gehabt um Bilder einzustellen.

    Herzliche Grüße an Alle.

    JR
  • Markus Peter 09/02/2007 0:09

    Hallo Jean Albert,

    ich "arbeite" mich gerade durch Dein großes Bilderarchiv. Dann bin ich auf dieses gestoßen und sitze jetzt mit offenem Mund vor dem PC, ich bin sprachlos.
    Wie lange braucht man nach 1200km, in kürzester Zeit gefahren, um sich wieder zu erholen? 1200km am Stück zu radeln liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft, muss man da zwischendurch nicht mal ein Nickerchen machen?
    Meine Hochachtung

    Viele Grüße
    Markus
  • Gisela Kr. 26/01/2007 0:12

    Gute Doku......einschließlich Text...
    lgg
  • Klaus Kieslich 25/01/2007 21:43

    Eine starke Perspektive....und super Erläuterung !
    Gruß Klaus
  • Gabriele Benzler 25/01/2007 21:01

    Da hast du aber einen Kommentar - riesengroß und interessant - geschrieben. Schönes Doku und Bild.
    LG Gabi
  • Jean François Mottier 25/01/2007 20:07

    Les pavés du nord
    Bravo
    Jean
  • Regina Courtier 25/01/2007 19:10

    Sagenhaft deine Geschichen!
    lg
    Regina
  • Ingrid Sautel 25/01/2007 18:32

    Chapeau ! sacrée performance.

    LG ingrid