Pashupatinath
Es ist ein merkwürdiges Gefühl auf der gegenüberliegenden Seite des Bagmati zu sitzen und zu beobachten, wie zunächst die Verbrennungsstätte von einigen Männern hergerichtet und geschmückt wird, und wie dann, Stunden später bei bereits einsetzender Dunkelheit, der Leichnam in einem weißen Leichentuch gehüllt noch einmal hinunter an den heiligen Fluss getragen und auf eigens dafür vorgesehene „Steinbahren“ aufgebahrt wird, umringt von etlichen Trauergästen.
Für Hindus ist der Körper nur eine Art vorübergehendes Heim für die Seele, die nach dem Tod wieder in einem anderen Körper weiterleben wird. Dies führt zwar zu einer größeren Gelassenheit, verhindert aber natürlich nicht den Schmerz, wenn ein geliebter Menschen gestorben ist.
Ich wusste zunächst nicht, wie ich mich verhalten sollte, geschweige denn, dass ich überhaupt einen Gedanken darauf verwendet hätte, dass es erlaubt sein könnte eine solche Verbrennungszeremonie zu fotografieren. Doch Hamid (ich hoffe, ich habe den Namen meines nepalischen Begleiters richtig behalten) erklärte mir den Ablauf der Zeremonie und ermunterte mich sogar zum Fotografieren. Und tatsächlich, zugleich sah ich, wie alle Menschen rundherum, auf der Brücke, von den Balkonen der Tempelanlage ruhig dabei zuschauten und einige der Trauergäste sogar den Toten aus nächster Nähe mit ihrem Fotohandy und Blitz fotografierten.
Pashupatinath, der heilige Ort am Flußufer des Bagmati, ist Shiva geweiht. Wer hier verbrannt und dessen Asche anschließend in den Fluss gestreut wird, hat eine bessere Chance auf eine gute Wiedergeburt. Das Feuer bewirkt eine große Reinigung und erlaubt der Seele, den Körper zu verlassen. Die Zeremonie wird immer von einem Brahmanen geleitet, die Ausführung obliegt dem ältesten Sohn, er muss auch mit dem in Butter getränkten brennenden Strohbüschel den Leichnam entzünden.
Auf dieser Seite des Bagmati, ich saß mittlerweile unter etlichen Nepalis jeglichen Alters, hatten die Menschen längst damit begonnen klatschend, singend und tanzend die Rhythmen der Tablaspieler und die Feuerzeremonie der Priester zu Ehren Shivas zu begleiten.
Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich es als wesentlich „menschlicher“ empfunden habe, der Verbrennung eines Verstorbenen beizuwohnen als in den Straßen oder auf Brücken Kathmandus Jugendliche, Männer und auch Frauen halbtot, mit wunden und geschwollenen Füßen im Straßendreck liegen zu sehen.
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