Süddeutsches Kraftpaket

Süddeutsches Kraftpaket

Die Abmessungen und das Gewicht der schweren Güterzug-Elektrolok E 91 99 der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft aus dem Jahr 1929 beeindrucken auch heute noch: Mit knapp 3000 PS, 17,3 Metern Länge über Puffer und über 116 Tonnen Einsatzgewicht schleppten die Loks ab 1929 auf den bereits elektrifizierten Strecken schwere und lange Güterzüge durch teilweise auch hügeligeres Gebiet. Während ihre Schwestern überwiegend in Süddeutschland rund um Stuttgart und München zum Einsatz kamen wurde die E 91 99 der Reichsbahndirektion Breslau zugeordnet und vom Bahnbetriebswerk Dittersbach (heute Dzietrzychów) aus vor allem in den schlesischen Kohleverkehren eingesetzt.

Die beiden dreiachsigen Drehgestelle besaßen zwei Fahrmotoren, welche über einen Stangenantrieb die ihnen jeweils zugeordneten Radsätze antrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten die Loks nach und nach in untergeordnete Dienste ab, denn ihre Höchstgeschwindigkeit von 55 km/h und das hohe Gewicht verhinderten den freizügigen Einsatz.

Die E 91 99 gehörte dabei übrigens zu einer Serie von zwölf Loks, welche einige konstruktive Unterschiede aufwiesen und daher 60 Zentimeter länger als ihre Schwestern ausfielen. Unter Anderem wurde eine elektrische Widerstandsbremse verbaut, was für die damalige Zeit ein echtes Novum war.

1975 ereilte die Lok als letzte ihrer Bauart die Ausmusterung beim Bw München, ehe sie in den Bestand des DB Museum kam. Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten 1985 (150 Jahre Eisenbahn in Deutschland) wurde die Lok nochmals betriebsfähig aufgearbeitet und bis ins Jahr 1992 im Sonderzugdienst eingesetzt. Aufgrund verschiedener Schäden musste die Lok dann abgestellt werden und war viele Jahre als Exponat im Bahnpark Augsburg zu finden. Aktuell ist sie Bestandteil der Sonderausstellung "Bier, Bahn und Bananen", welche sich im DB Museum Nürnberg dem Schienengüterverkehr in Deutschland widmet.

Aufnahmedatum: Dienstag, 30. April 2019 - 12:40 Uhr