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Tromatobia ornata, die "Wespenspinnen-Schlupfwespe"

Tromatobia ornata, die "Wespenspinnen-Schlupfwespe"

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Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Tromatobia ornata, die "Wespenspinnen-Schlupfwespe"

Ende September ist die Wespen- oder Zebraspinne (Argiope bruennichi) nur noch damit beschäftigt, ihren Kokon zu bewachen, der ihre Eier enthält. Ein Fangnetz webt sie keines mehr, ernährt sich also auch nicht und verfällt allmählich. Der Kokon hängt nur wenige Zentimeter über dem Erdboden zwischen leicht zusammengesponnen oder etwas dichter stehenden Gräsern, er hat dort auch die Farbe der nun langsam vertrocknenden Vegetation.
Die Wache ist aber ziemlich nutzlos. Gegen potenzielle Räuber wie Eidechsen oder Vögel kann die Spinne sowieso nichts ausrichten, und die hoch spezialisierte und (sehr wahrscheinlich) an die Wespenspinne gebundene Schlupfwespe Tromatobia ornata bemerkt sie in den meisten Fällen gar nicht. Die Schlupfwespe leistet ganze Arbeit: eine halbe Stunde läuft sie ungehindert über den fast kugelförmigen Ballon und sticht ihn etwa 25 Mal mit ihrem langen Legebohrer an und führt ihn tief in das Innere, um an der richtigen Stelle ein Ei, meistens zwei, selten drei Eier abzulegen. Trotzdem gibt es auch Kokons, die sehr viel mehr Tromatobia-Larven enthalten, was mit der Parasitierung durch mehrere Schlupfwespen-Weibchen zu erklären ist. Währenddessen verharrt die Spinne über ihrem Kokon, zuckt nur einmal, als sich ein von der Schlupfwespe angestoßener Grashalm bewegt, mehr bekommt sie nicht mit.
Untersuchungen aus den 1980er Jahren ließen darauf schließen, dass die im August fertiggestellten Spinnenkokons umgehend parasitiert wurden und die Entwicklung der Schlupfwespen-Larven bis zur Überwinterung Mitte September bereits abgeschlossen war. Das sieht mittlerweile wohl ganz anders aus, wenn Tromatobia klimabegünstigt noch Ende September Eier ablegen kann und die Larven sich trotzdem bis zum einsetzenden Winter vollständig entwickeln können.
Die geschlüpften Wespen-Larven fressen von den ca. 400 bis 800 Spinneneiern (Oophagie), die ein Kokon enthalten kann, bis zum Ende ihrer Larvalentwicklung so viel wie sie schaffen. Anschließend verpuppen sie sich und überwintern mit dem Rest der geschlüpften, nur wenig beweglichen Spinnenjungtiere, den sog. Pulli. Im folgenden Frühjahr (März, April) schlüpfen die Wespen und verlassen den Kokon noch vor den übriggebliebenen Spinnen (Ende April). Bis zu einem Viertel aller Kokons einer Spinnen-Population können befallen sein; aus mehr als der Hälfte aller parasitierten schlüpft keine Spinne mehr.
Unklar ist, was die Schlupfwespe bis zum Spätsommer treibt, wenn die Wespenspinne mit der Eiablage und dem Kokonbau beginnt. Diskutiert werden zwei Alternativen: eine sommerliche Diapause und ein Zwischenwirt, bei dem es sich um eine andere, führjahrsreife (Radnetz-) Spinne oder gar ein Insekt handeln könnte.
Die enge Bindung beider Arten aneinander ermöglicht im Übrigen Rückschlüsse auf ihre Besiedlungsgeschichte in Mitteleuropa. Die ursprünglich mediterrane Wespenspinne wurde um die vorletzte Jahrhundertwende (1900) erstmals aus Deutschland gemeldet, aus dem Raum Berlin etwas früher. Da sich in einigen Sammlungen aber sicher determinierte Tromatobia ornata-Exemplare fanden, z.B. aus den 1880er Jahren für Fürstenberg (Brandenburg) und aus den 1890er Jahren für Meißen und Leipzig, muss hier ein bereits früheres Vordringen der Wespenspinne nach Norden angenommen werden. Nunmehr erreicht sie aktuell Südskandinavien und ostwärts das Baltikum, außerdem verdichten sich ihre Vorkommen auch vertikal, d.h. sie erschließt sich zunehmend montane Lebensräume.

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Exif

APN NIKON D300S
Objectif Sigma Macro 105mm F2.8 EX DG OS HSM
Ouverture 13
Temps de pose 1/50
Focale 105.0 mm
ISO 160

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