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Driftwood


Premium (Basic), Schönefeld

unbekanntes Schicksal

Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man von einer Katastrophe liest oder hört oder - mitten drin ist.
Am Morgen des 27.Mai 2006 sah ich in mein Spiegelbild im Bad eines Hotels im Zentrum von Yogyakarta auf Java; Indonesien, als eine U-Bahn durch das Apartment fuhr, so war mein Gefühl.
Harte Vibrationsschläge rissen den TV aus der Wandhalterung, dunkle Risse fraßen sich durch Wände, die Deckenleuchte zitterte wie von Geisterhand bewegt im Raum.
Im Türrahmen sehnte ich auf ein gutes Ende. Ein "Revue passieren des Lebens" hatte ich nicht. Nach 57 Sekunden war alles vorbei.
Nun vernahm ich die Schreie und hastigen Schritte auf den Fluren.
Später; auf der Flucht der Menschen nach Norden kam der Verkehr zum Erliegen. Das Wort "Tsunami" ließ die gequälten Gesichter erstarren. Erinnerungen an 2004 wurden gegenwärtig.
In der Menge Einzelschicksale, wie es diese junge Frau erleben musste.
Zu den Fakten: die Aussagen differieren; ein Seebeben mit einer Amplitude von 5,9 bis 6,2 auf der Richterscala, das Epizentrum lag etwa 50 km von Yogyakarta entfernt in einer Tiefe von 10 km. Die letzten Zahlen besagen; über 4000 Häuser wurden zerstört; 46.000 Verletzte und 6234 Todesopfer waren zu beklagen.
Der befürchtete Tsunami war nur schwach in seiner Wirkung.
Ich habe es unbeschadet überstanden, bis auf die Narben im Gedächtnis.

Commentaire 7

  • Driftwood 26/03/2015 22:09

    ...Danke für deine Worte und Gedanken, Martha.
    Es sollte nicht die einzige Erfahrung bleiben, welche das Leben in einem anderen Licht erscheinen lassen würde. Doch du hast recht, bewusster Leben ist die wunderbare Erkenntnis - auch aus einem "Monolog"!
    LG, Dietmar
  • Granny Smith 26/03/2015 22:01

    Lieber Dietmar, ich kann verstehen, dass die gedanklichen Narben wohl nie verheilen, wenn man die von dir geschilderte Naturkatastrophe erlebt hat.
    Das Foto unterstreicht deine Schilderung auch optisch.
    Oft erschüttern mich derartige Meldungen bis ins Mark , aber sie sind wirken manchmal auch positiv, weil man hinterher viel bewußter jeden Tag erlebt, der einem geschenkt wird. Für die Betroffenen ist es natürlich eine Katastrophe.
    Danke, dass du solche Bilder zeigst. LG Martha
  • Doris Werner 23/03/2015 14:31

    Auch mich berührt Bild und Geschichte!
    LG
    Doris
  • Lana 1 15/03/2015 16:22

    Das Leben geht weiter, für andere ist es zerbrochen. Darin liegt für mich die Dynamik des Bildes. Ausdrucksstark! LG Lana
  • G. H. H. 15/03/2015 14:04

    @ dietmar,

    ahhh, jetzt verstehe ich das auch ;-) und ich sehe du hast den bildtext entsprechend ergänzt :), also doch ein bisschen auf der leitung gestanden ,...

    danke und einen schönen sonntag
  • Driftwood 15/03/2015 13:47

    Danke für deine Worte, gabY.
    Die U-Bahn ist symbolisch für das Gefühl, das das Zimmer in heftigen und hart ruckelnden Bewegungen erzitterte. Stell dir vor, du stehst in einer Tunnelwand an den Gleisen und die Bahn donnert an dir vorbei. Ich kann es nur so beschreiben.
    LG, Dietmar
  • G. H. H. 15/03/2015 13:36

    lieber dietmar!

    wieder einmal eine geschichte, die zum nachdenken anregt! du hast das schwere seebeben zum glück unbeschadet überlebt ... welchen unbändigen schmerz diese einheimische zu beklagen hat? du wirst sie nicht gefragt haben ... aber man kann es sich denken!

    eine doku aus dem leben!

    hilf mir ... ich kann mit der "u-bahn durch das apartement" nix anfangen ;-/ lies das jetzt schon zum xten mal ---> stehe ich soo auf der leitung?

    lg

    gabY