. und . –.
"e" auf 687 kHz und "en" auf 423,5 kHz im Morsecode sendeten die beiden Türme mit jeweils 300-500 Watt.
Warum?
Zum Landesystem OSP-48 (oborudowanije sistem posadki) auf Flugplätzen gehörten zwei Funkfeuer pro Landerichtung, eines in ca 4000m Entfernung zum Aufsetzpunkt, das sog. Fernfunkfeuer (FFF) und eines in ca 1000m Entfernung zum Landepunkt, das sog. Nahfunkfeuer (NFF), beide in direkter Verlängerung der Mittellinie der Landebahn. Diese Funkfeuer sandten auf Mittelwellenfrequenzen (man bekam sie mühelos mit jedem Mittelwellenradio herein) die Kennung des Flugplatzes aus. Die Kennung bestand aus dem ersten und dem letzten Buchstaben des Funk-/Tarnnamens des Flugplatzes. Zusätzlich gehörte zu diesem aus optischen und funktechnischen Mitteln bestehenden Landesystem das sogenannte Codeleuchtfeuer am Ort des NFF, welches mit weithin sichtbaren roten (Neon- Hochspannungs-)Röhren ebenfalls im Takt des Morsecodes blinkte. Da traditionsgemäß (bis auf wenige Ausnahmen) Fluplätze von beiden Richtungen aus angeflogen werden können, gab es pro Landebahn auch je zwei FFF und NFF, in jede Richtung ein Paar. Zur Unterscheidung der Richtungen sendeten FFF und NFF zwar immer auf der jeweiligen Frequenz, jedoch in Hauptlanderichtung Anfangs- und Endbuchstaben des Namens in richtiger Reihenfolge in Nebenlanderichtung jedoch umgekehrt, also FFF erst den letzten, dann den ersten Buchstaben und NFF nur den letzten Buchstaben des Namens.
Für den Fluplatz Peenemünde gab es eine Besonderheit. Nachdem die Start- und Landebahn für den Einsatz größerer und schnellerer Flugzeuge in den 60iger Jahren bis fast an das Ufer der Ostsee heran verlängert worden waren, paßten die Funkfeuer in Nebenlanderichtung nicht mehr an Land. Deshalb errichtete man zwei spezielle Funkfeuertürme im Wassser vor der Insel Usedom und versah sie mit den gleichen funkttechnischen und optischen Mitteln wie die Stationen an Land. Der Flugplatz trug den Namen "Narkose", so daß in Hauptlanderichtung (also die Stationen an Land) die Buchstaben "NE" vom FFF und "E" vom NFF gesendet wurden. Die beiden hier sichtbaren Türme standen in Nebenlanderichtung, sodaß das FFF (der hintere Turm) die Buchstabenkombination "EN" und das NFF (der vordere Turm) den Buchstaben "E" sendete. Die Antennen dazu sind deutlich zu erkennen, es sind die drei Drähte, die sich (mit Einspeisung in der Mitte) zwischen den beiden nach außen geneigten Masten spannen. Am vorderen Turm scheint einer der drei Antennendrähte gerissen zu sein.
Auf dem vorderen Turm ist rechts oben auch noch die Glaseinhausung des Codeleuchtfeuers zu erkennen, welches ebenfalls den Morsecode des Buchstabens "E" blinkte.
Die beiden Inseln stehen heute noch im Wasser, man kann sie bei einer Fahrt in Richtung Ruden oder Greifswalder Oie gut beobachten.
Ausnahmsweise mal kein Flugzeug - aber etwas unmittelbar mit der Fliegerei verbundenes...
Sonja Grünbauer 13/07/2015 15:24
was du alles weisst. Danke auch für die lange story ;-)heute nachmittag noch etwas Zeit. Morgen geht es los. Gr Sonja
Claire Werk 08/07/2015 19:55
Danke für die tolle Erklärung!LG Claire
smokeonthewater 08/07/2015 2:02
Da stehen noch zwei mehr solche Türme rum, auch jenseits des Ruden. Und ich dachte immer, die stammen von den Nazis bzw. ihren V1- und V2-Versuchen.Eine wahre Expertenbeschreibung lieferst Du unter dem Foto ab. Da kann mancher Flieger oder Lotse noch was lernen.
VG Dieter
Lutz Matthias Berger 07/07/2015 20:01
Lehrreiche und hochinteressanteUnterrichtsstunde bei Dir. Du hast mich so
angefixt, daß ich mir gleichmal die Funkfeuer
von SYD; HKG; AKL; PPT...usw ansah.
Habe das noch alles auf Papier!
Danke für diese aero-maritime Aufklärung.
VG
Lutz
Tavor 07/07/2015 17:49
Tolle Aufnahme und der Text dazu...Großartig.
VG Stefan
Benny Jensen 07/07/2015 11:45
... ja Peenemünde hat schon so seine Besonderheiten !