vorübergehend dem Zugriff eines arg humorlosen Partners entzogene Spontantänzerin
Man hatte uns gewarnt vor Salvador - Kriminalität und so eben, Ihr wißt schon.... Na ja, aber es sollte ja auch ganz schön dort sein, und so also nichts wie hin - es sollte sich ja lohnen.
Das, womit wir dann tatsächlich und im Übermaß konfrontiert wurden (und sonst nichts - also dieses Dings da, diese Kriminalität, fand vorübergehend nicht statt - jedenfalls nicht bei uns) war pure, unbändige Lebenslust in allen Lagen.
Auf einem spontan entstandenen Straßenfest traf ich sie - oder besser: sie mich, was der Wahrheit wohl deutlich näherkäme. Irgendjemand hatte überdimensionierte Lautsprecherboxen (was nicht wirklich verwunderlich war, denn in Brasilien gibt es keine kleinen Boxen in uns geläufigen Konfektionsgrößen - alles dort ist diesbezüglich XXL - mindestens...) auf die Straße gestellt, die darob umgehend eine einzige, lärmende Tanzfläche bildete.
Mit etwas steifem Hüftschwung tauchte der Wanderer ein in die wogende Masse, nachdem man ihn und die an ihm ausgemachte Kamera lachend hereingewunken hatte.
Das Schauspiel dann ging folgendermaßen: mulattische Schönheit in einem Hauch von Nichts, welches sie da beinahe trug, tanzt jenen Westler ungeniert und im vollen Bewußtsein der Kamera wieder und wieder an - ebenfalls mulattischer, aber griesgrämiger Partner jener Schönheit zerrt die Tanzende heftig gestikulierend am Arm aus der Masse und vor allem fort vom Westler. Mulattische Schönheit (künftig m.S.) schimpft, reißt sich los, läuft zurück und nimmt den alten Platz vor dem hüftsteifen Westler wieder ein. Mulattischer Griesgram (m.G.) kommt erneut, zerrt erneut und das Schauspiel wiederholt sich. Erneut reißt m.S. sich los und tanzt..... M.G. kommt, zerrt.... usw. - einige Male ging es so hin und her, um dann schließlich im vollständigem Triumph von m.S. zu enden - m.G. hatte sich schmollend verzogen.
Das ganze Schauspiel lachend verfolgt von einer ansonsten eher unbeteiligten Westlerin, die sich gleich mir längst jene unausweichliche Frage gestellt hatte, die während des gesamten Tanzes des Westlers Hirn zermarterte: "Hält er, oder hält er nicht...."
Daß das schließlich mit zittriger Hand verfertigte Dokument dieser Begebenheit dann reichlich unscharf geriet (jedenfalls im schnöden technischen Sinne), sei der Bequemlichkeit halber dem Tanz und abgelenkter Aufmerksamkeit zugeschrieben - so jedenfalls wird es wohl gewesen sein.... ;-)
Salvador de Bahia 1994, Scan vom Dia
Helmut Schadt 06/02/2007 21:48
Erlebnisse, von denen man ein Leben lang zehrt und an die man sich immer wieder gerne erinnert:-)Sehr lebendig eingefangen.
Weiterhin happy journey und alles Gute.
Helmut
P:S:: Den Gruß an Bin habe ich ausgerichtet. Er will trotz allen Horrorszenarien wieder nach Kashi, der Kerl ist unheilbar :-)
Northern Lights 07/01/2007 9:30
was für eine story, eigentlich viel besser als das bild das aber trotzdem ein hingucker ist.RB XuL 05/01/2007 10:01
superwitzige geschichte zu dem bild der m.S.LG RB
mademoiselle m. 05/01/2007 9:33
Danke für diese hochamüsante Geschichte! So fängt mein Tag gleich besser an :-)))LG, Maren
Heidi Schneider 05/01/2007 0:18
Auf diese Erklärung schau ich jetzt auch scheingeschockt und vor allem anerkennend...Heidi Schneider 04/01/2007 22:44
"Salvador de Bahia" ist ein magischer Name, der nun auch ein Gesicht hat.Was bindet sie sich da um?
Vielleicht hätte ich die Hand geschnitten, damit man sich eher den oberen Regionen :-) zuwendet.
Nein im Ernst, irritiert mich.
Susanne Güttler 04/01/2007 22:04
Das sieht nach ner Menge Spass aus und Deine Geschichte dazu ist zum Piepen.Grüße von der F.v.M. ;-))
philippa. 04/01/2007 19:40
... sowas ähnliches wollte ich auch gerade schreiben, aber du hast das schön treffend formuliert, Güll! ;-DDas Temperament der m.S. ist auch noch nach all den Jahren sehr präsent! ;-)
Christian Fürst 04/01/2007 19:39
ein hübscher schnappschuss. In Deutschland hätt der Partner vermutlich dezent das Oberteil etwas angezogen