Im Elsbeer-Reich 2
Die Elsbeere (Sorbus torminalis) gehört zu den seltensten Bäumen Mitteleuropas; die wenigsten kennen sie, die meisten haben noch nicht einmal ihren Namen gehört. Sie fällt v.a. deswegen kaum auf, weil sie in den Entwicklungsstadien der Waldgesellschaften ausgedunkelt und unterdrückt wird. Das trifft nicht nur für die dominanten Buchengesellschaften zu. Sie ist ein Postpionier, der dann eine Chance hat, wenn sich Lücken im ansonsten geschlossenen Wald auftun, sei es durch natürliche Ereignisse oder durch den Menschen, in die der lichthungrige Baum vorstoßen kann. Das hält allerdings nicht lange an, denn auch die Konkurrenz, allen voran wieder die Buche, strebt in diese Lücken. Und so führt die Elsbeere in Mitteleuropa eben ein Schattendasein, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Als der Speierling (S. domestica), ein ebenfalls extrem seltener Baum unserer Flora, zum Baum des Jahres gewählt wurde (1993), rückte die Gattung stärker in das öffentliche Bewusstsein. Ende der 1990er Jahre wünschten sich viele die gleiche Ehre für die Elsbeere. Es dauerte dann zwar noch bis 2011, aber bereits ab 1995 fuhren wir regelmäßig nach Niederösterreich in den kleinen Ort Michelbach, das erste Mal einer Internet-Annonce folgend, in der Erntehelfer für die Elsbeerfrüchte auf dem Hof der Familie Mayer gesucht wurden. Nicht nur Freunde fanden wir dort in den Mayers, sondern entdeckten auch unsere Liebe zu den Elsbeeren. 2007 gründeten Norbert Mayer, seine Frau Vroni, Familie Vonwald und andere „Elsbeerbauern“ den Verein Elsbeereich, wurden Genussregion und Slowfood-Partner und sind inzwischen sogar mit der traditionellen Verarbeitung der Früchte Teil des immateriellen UNESCO-Weltkulturerbes.
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