65 1049
Heute gibt es mal wieder ein Fahrzeugportrait.
Nach Ende des zweites Weltkrieges und Gründung der DDR litt die Deutsche Reichsbahn unter einem akuten Fahrzeugmangel. Durch den krieg gingen etliche Maschinen verloren, wurden zerschossen oder gar von Bomben völlig zerstört. Hinzu kam der Umstand, das die Sowjetunion Reparationen im großen Stil für den eigenen Wiederaufbau forderte und Lokomotiven waren ein großer Teil dieser Reparationsforderungen. So wurden unzählige Maschinen, deren Herstellungsort in den nun polnischen und tschechischen Gebieten jenseits der von der DDR anerkannten Oder-Neiße-Grenze lag, in die UdSSR bis in die 50er Jahre abgefahren.
Aufgrund dessen und des hohen Durchschnittsalters des Fahrzeugbestandes wurde ein Programm für Neubaulokomotiven zusammen mit allen Fahrzuegherstellern in der noch jungen DDR erstellt.
Darunter befanden sich zwei Projekte für 1´D2´-Tenderlokomotiven. Die eine (LOWA Entwurf L-Pr .145) wurde ausschließlich als Nebenbahnmaschine konzipiert und schließlich in 27 Exemplaren (2 Baumuster, 25 Nullserien-Maschinen) gebaut und bei der DR ab 1954/1955 als Baureihe 83.10 in Dienst gestellt. Das zweite Projekt (LOWA Entwurf L-Pr. 146) sah eine 1´D2´h2-Hauptbahn-Tenderlokomotive als Ersatz für die Baureihen 74, 75, 78, 86, 93 und 94 vor. Diese wurde als Baureihe 65.10 bei der DR in Dienst gestellt. 1954 wurde das erste Baumuster 65 1001 auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorgestellt. An ihr wurden alle damals neuen Verfahren im Lokomotivbau angewandt. Die Erprobung der beiden Baumuster brachte etliche Mängel an den Tag, die bei der Nullserie (65 1003 - 65 1027) nur noch bedingt einfließen konnten. Erst für die "erste" Serienbestellung (65 1028 - 65 1052) konnten diese Veränderungen und auch die ersten Erfahrungen aus dem täglichen Betrieb mit in die Konstruktion eingehen.
Aus dieser ersten Serie entstammt auch die heutige Museumslok 65 1049. Sie wurde am 12.09.1956 beim Bw Dresden Altstadt in Dienst gestellt und kam dort im Vorortverkehr und auch im Schnellzugdienst (über Tharandt nach Freiberg) zum Einsatz. Über die Jahre hinweg wurde sie unter einigen Bw`s herumgereicht, u.a. Reichbach und Gera, bis sie schließlich im November 1977 zum Bw Saalfeld umbeheimatet wurde. Dort stand sie bis noch fallweise bis 1979 im Einsatz und war damit die letzte im Plandienst befindliche 65.10 der DR. Im Dezember des selben Jahres erfolgte die z-Stellung der Maschine. Einige Eisenbahner bemühten sich um den Erhalt der Lokomotive, was schließlich zur Überführung in die Est Staßfurt führte. Ende 1981/Anfang 1982 erhielt sie eine L4/Hu im Raw Meiningen und wurde alsbald in die Liste der betriebsfähig vorzuhaltenden Traditionsloks der DR aufgenommen.
Nach der Wende und dem Zusammenschluss von DR und DB zur DB AG wurde sie dem DB Museum zugeordnet. 1998 kam sie schließlich nach Arnstadt und 2003 konnten die Arnstädter die Maschine wieder betriebsfähig aufarbeiten. Zuletzt wurde die bei der LEG eingestellte Maschine in Chemnitz stationiert und musste am 10. September 2011 wegen Ablauf aller Untersuchungsfristen abgestellt werden. Sie gelangte danach wieder nach Arnstadt und kann dort heute wieder besichtigt werden.
Bleibt zu hoffen, dass wir 65 1049 irgendwann wieder aus eigener Kraft auf den Strecken um Arnstadt zu erleben ist.
Wie auch bei 01 005, entstand die eigentliche Aufnahme wieder mit einer Großformatkamera auf Planfilm.
Ein großes Dankeschön richte ich hiermit an die Eisenbahnfreunde in Arnstadt die die Typenaufnahme möglich machten.
-Arnstadt, 15. August 2015-
Slg.: Fichtelmann/Günther
- Big Joe - 22/01/2017 16:38
Einfach immer noch eine wunderbare Lok ..Man sieht die Wertarbeit, die Liebe im Detail !!
Das waren noch EisenBahnen ;)
Klasse auch Deine ausführliche Beschreibung !!
Ist einfach ein gelungenes Gesamtwerk !!!!!
Denke das Du vielleicht irgendwann mal wieder kommst , Felix..
Schaue mir ab & an Deine Bilder an, würde mich aber auch über
NEUE Bilder freuen :))
Kannst ja ganz hinten ein paar löschen, damit Du unter das Limit
von 100 kommst :))
Werde es auch machen, wenn wieder 100 bei mir voll sind :))
Hab noch einen schönen winterlichen Januar :)
Bis bald vielleicht mal wieder :)
LG Joe (IDS) ..:))
94 2105 12/09/2015 23:41
Danke für eure Anmerkungen. :-)@Manfred
Ja der Umgang mit dem Medium Film bringt eine völlig andere Arbeitsweise mit sich. Hinzu kommt die Handhabung der Planfilmkamera, bei der man nur zum Einstellen des bildausschnitts und der Schärfe unter dem Dunkeltuch die Mattscheibe betrachtet. Bei allen anderen Aufgaben kann man getrost und entspannt das Objekt der Begierde mit eigenem Auge betrachten.
Beim Scannen entstehen schon Verluste, aber das kommt natürlich auf den Scanner an. Der Verwendete Film, ein Hochauflösungsfilm auf ISO 10 belichtet, bringt bei 4x5 inch Filmformat sowieso noch einen signifikanten Vorsprung zur einer digitalen Vollformatkamera. Auch die aktuelle Canon 5 Ds kann das nicht überbieten.
VG Felix
makna 12/09/2015 0:43
Während Andy schaut, was er auf den Chip bannen kann,
hast Du hier eine Technik bevorzugt, die natürlich
von allerhöchster Qualität ist - das kann auch
die beste Vollformat-Digitalkamera nicht,
nur der Scanner bringt dann vielleicht
noch Abstriche ?!
In jedem Fall also: Ein Top-Fahrzeugportrait !
In Bild UND Text !
BG Manfred
BR 45 11/09/2015 23:15
Schön die 65er mal wieder im Freien zu sehenDa hast Du eine feine Portraiaufnahme am Arnstädter Giebel hinbekommen, Du hast ja schon davon geschwärmt.
Mal sehen, was ich nächstes WE am Giebel auf den Chip bannen kann
Grüsse Andy