2 074 2

Mona-Lee


Free Account, Liebenburg

Bäumchen im Moosbett



Baum und Bach

Sprach der Baum zum Bach:
"Geselle Mit verworrnem, wilden Sinn!
Warum rauschest du so schnelle.
Eilest rastlos, Well' auf Welle,
Zwischen süßen Blumen hin?

"Willst dich immer selbst verlieren.
Jeden Schritt ein Andrer sein?
Bleib' in waldigen Revieren,
Wo dich Blumen rings umzieren,
Sei beständig, still und rein!"

Sprach der Bach zum Baum:
"Auf Erden Find' ich Ruh' an keinem Ort.
Wohl muß ich ein Andrer werden,
Jeden Schritt mich neu geberden,
Kämpfen, ringen fort und fort."

"Blüthenthal ist eng und schwüle,
Und mein Sehnen ist so weit!
Will nicht ruh'n, bis ich mich kühle,
Bis ich mich unendlich fühle
In des Meer's Unendlichkeit."

Sprach der Baum: "Du bist betrogen!
Schau! ich prange hier im Glanz,
Habe Licht in mich gesogen,
Lasse frei die Blätter wogen,
Wurzle fest und bleibe ganz.'

"Was du suchst, hab' ich zur Stelle,
Ueberall ist's! weit und breit.
Schau' nur! meines Laub's Gezelle
Greift hinauf zur Himmelshelle
Badend in Unendlichkeit."

Friedrich von Sallet

Commentaire 2