Buchen-Sichelflügler - Watsonalla cultraria [+ kleiner Anleitung zur Raupenzucht]
Hallo Fc,
ich melde mich auch mal wieder mit einem Foto.
Ersteinmal etwas zu dem Foto:
Schon vorweg: Das Foto ist nicht perfekt, ich weiß. Darum geht es mir hier aber eigentlich auch gar nicht ;-) Das Foto entstand in einem dunklen Wald auf der dänischen Insel Langeland an einer kleinen Buche, sodass ich blitzen musste. Scharf ist es leider auch nicht überall, aber egal.
Nun zum Thema ;-)
Gestern erreichte mich eine Anfrage, wie das mit der Raupenzucht eigentlich so abläuft. Ich habe damit zwar auch nicht die große Erfahrung, aber so etwa 20 Raupen im Jahr krabbeln auch bei mir im Raupenkasten ;-)
Aus diesem Grund entschloss ich mich, auch hier mal eine kleine Anleitung zur Raupenzucht zu geben.
Die Raupenzucht ist extrem spannend, da man erstens die Entwicklung von der Raupe bis zum Schmetterling hautnah miterlebt und zweitens auch mal Schmetterlinge zu sehen bekommt, die sonst eher versteckt im Gestrüpp unauffindbar sind!
Wenn man eine Raupe findet, ist es als erstes wichtig zu wissen, welcher Art sie angehört. Dies findet man entweder mit einem Bestimmungsbuch heraus oder man fragt in den diversen Foren nach (ein kleiner Tipp: http://www.lepiforum.de/cgi-bin/bestimmung.pl)! Dies ist sehr wichtig, da man ja die Futterpflanze(n) wissen muss, falls man die Raupe nicht sowieso fressend gefunden hat. Wenn man die Raupe auf einem Weg oder ähnlichem gefunden hat und später feststellt, dass man die Futterpflanze gar nicht auftreiben kann, da entweder nicht vorhanden oder zu wenig vorhanden ist, sollte man die Raupe wieder dorthin zurückbringen, wo man sie fand.
Kommen wir nun zu dem Raupenkasten ;-):
Im Prinzip kann man einfach leere Plastikbehälter ála Langnese-Eis oder Schokokuss-Packungen verwenden. Hier sollte man allerdings aufpassen, dass genügend Luftlöcher vorhanden sind, damit in dem Behälter immer frische Luft ist. Eine Raupe brauch zwar nicht viel Luft, aber bei geringer Belüftung verwelken die Pflanzen sehr schnell und man muss mehrere Male am Tag Futter erneuern!
Am besten ist hier sicherlich ein richtiger Raupenkasten aus Holz mit Gaze. Dazu baut man sich einfach einen Kasten aus Holz und schneidet aus den Seitenwänden Löcher aus, die man anschließend mit Gaze wieder zuspannt. So ist die Belüftung ideal und es sieht gleichzeitig auch noch schöner aus ;-) Diesen Holzkasten sollte man aber, wenn eine Raupe drin herumläuft, mit Küchenpapier auslegen. Dies schadet der Raupe überhaupt nicht aber schützt den Holzboden vor dem ätzenden und farbechten Kot der Raupen. In meinem ersten Kasten hatte ich das leider nicht beachtet und nach einem Jahr war der Boden voller Flecken. Nicht gerade hygienisch.
Und nun zur Fütterung:
Es gibt viele Arten, die als Raupe wirklich alles fressen. Sehr beliebt ist unter anderem Schlehe, Weide und Eiche. Diese Pflanzen findet man ja eigentlich überall, sodass mit der Fütterung eigentlich keine Probleme auftreten dürften.
Allerdings gibt es auch viele Arten, die wirklich nur auf eine einzige Pflanze angewiesen sind. Paradebeispiel hier der Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae). Die Raupe dieser Art frisst ausschließlich Wolfsmilch. Wenn man diese Art züchten möchte, sollte man sich also vorher vergewissern, ob man die Pflanze in genügender Menge auftreiben kann.
Nun zu der Verpuppung:
Darüber sollte man sich vorher auch unbedingt informieren. Die meisten Tagfalterraupen hängen sich mithilfe eines Gürtelfadens an Äste oder hängen sich an die Decke des Raupenkastens. Schwärmerraupen und einige Eulen usw. vergraben sich zur Verpuppung in die Erde. Hier sollte man also die Raupen noch vor der Verpuppung am besten in einen Eimer mit lockerer Erde (und ein paar Blättern) setzen. Bei Schwärmerraupen sollte man eine etwa 20cm dicke Erdschicht bereitstellen. Nun ja, und dann gibt es noch etliche Schmetterlingsraupen, die sich einfach zwischen Blätter spinnen und sich dort einnisten.
Erdpuppen kann man entweder die ganze Zeit in der Erde belassen und nur ab und an die Erde anfeuchten. Oder man gräbt sie nach etwa 4 Wochen vorsichtig aus. Dann muss man die Puppe nur noch auf die Erde legen und alle paar Tage leicht mit Wasser beträufeln. Ich handhabe es immer so, dass ich die Puppen ausgrabe, da man dann auch sehen kann, ob die Puppe überhaupt noch lebt. Bisher ist es auch noch zu keinem Ausfall gekommen.
Bei den sich einspinnenden Raupen gibt es noch oft heiße Diskussionen, ob man sie nun in den Blättern o.Ä. belassen soll oder ob es besser ist, sie aus den Blättern zu holen. Ich schneide die Puppen nach einiger Zeit immer aus den Blättern heraus. Die Blätter verwelken nun mal nach einiger Zeit oder fangen sogar an zu schimmeln und ich bezweifel, dass das gut für das Tier ist ;-)
So das soll es jetzt erstmal gewesen sein. Ist ja wieder ein langer Text geworden, aber vielleicht hilft es dem einem oder Anderen ja!?
Wer übrigens noch weitere Fragen hat oder auch mal eine Bestimmungsfrage hat, kann sich gerne an mich wenden. Ich kann aber mit Sicherheit auch nicht immer mit einer Bestimmung dienen ;-)
Liebe Grüße,
Mario ^^
EXIF-Daten:
Canon EOS300d
Tamron SP AF Di 90mm Macro
Belichtungszeit: 1/60sec
Blende: 4.0
ISO: 400
freihand
Blitz
Annette Meves 29/08/2014 21:12
Das ist eine tolle Raupe! Habe ich noch nie gesehen. Bei Dir kann man allerhand lernen.LG Annette
† Dieter Goebel-Berggold 22/03/2008 13:03
Das ist ja eine tolle Raupe.Klasse auch die Info, danke.Gruss DIeter
Martina Brich 09/10/2006 22:38
auch wenn die Qualität nicht perfekt ist....dafür aber der gesamte Text darunter......
für diese viele Mühe gibt es von mir: **********
lg Martina
† Dieter Goebel-Berggold 14/04/2006 11:44
Ein nicht alltägliches Foto, gratuliere. Da kommt es nicht auf die Schärfe an.lg Dieter
Gunther Hasler 13/04/2006 17:37
Schön wieder was von dir zu hören/sehen Mario! :)) Deine Raupe ist auf alle Fälle ganz gelungen geworden!Deine Anleitung zur Raupenzucht finde ich interessant, ich denke aber, man muß hier schon genügend Kenntnisse und Sorgfalt mitbringen (so wie z. B. du sie hast), um einen Erfolg zu garantieren, sonst sollte man die Raupen da lassen wo sie sind und lieber zu gegebener Zeit wieder vorbeischauen, ob ein Schmetterling herumfliegt...
Und geschützte Arten darf man ohnehin nicht sammeln, das solltest du in deinem Text deutlich erwähnen!
Gruß, Gunther
Mario Finkel 09/04/2006 12:33
Hallo Elke,vielen Dank für deine nette Anmerkung!
Bei deinen anderen Vogelfotos helfe ich dir sehr gern mit den deutschen Bezeichnungen! Ich setz dich mal auf Buddy, damit ich auch kein Bild verpasse ^^
Liebe Grüße,
Mario ^^
Elke Jatzkowski 08/04/2006 21:01
Danke für die tollen Informationen.Und auch danke für die Bestimmung meiner Elsterscharbe. Ich habe noch mehr Vögel Neuseelands wo ich nur die engliche Bezeichnung habe. Vielleicht kannst du mir bei der Übersetzung da auch helfen. Grüße Elke
Elli Mc Nelli 29/03/2006 16:20
Ein fazinierendes Bild präsentierst Du hier.So verschieden wie die Schmetterlinge,
genauso verschieden sind auch ihre Raupen.
Dein Text ist sehr lehrreich. Danke.
lg.Elli
J. Und J. Mehwald 05/03/2006 16:24
Ein faszinierendes Foto ist allemal dabei entstanden und wieder durften wir etwas bei Dir lernen. :-))Einen schönen Sonntag wünscht Dir Jutta,
die sich allerdings auch auf weitere Schmetterlinge bei Dir freut.
Niels Feldmann 05/03/2006 1:50
Hi Mario,Das ist ja toll, wieder ein Bild von Dir !
Und ein hochinteressanter Text noch dazu.
Wirklich Klasse !
Hast Du hierbei den eingebauten Blitz in der 300D verwendet oder einen externen Blitz zum oben drauf schrauben ?
Gruß,
Niels
Heiko Heddergott 13/02/2006 12:33
Wieder klasse festgehalten.Gefällt mir sehr gut.
Auch dein Text zur Zucht finde ich sehr interesant.
LG Heiko
Jörg Kammel 12/02/2006 18:21
danke für die tolle info mario.ich habe mir für das neue raupenjahr ein mini plastikgewächshaus von aldi besorgt. mal sehen was cdas kann.....:)