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Neydhart von Gmunden


Premium (Basic), Hamburg

Der Wächter

Pfingstwochenende, meine Zeit ! Ich fand das Loch im Zaun und betrat das Gelände.
Dickicht umgab mich. Optimale Voraussetzung für meinen unangemeldeten Besuch
im Objekt meiner Begierde. Vorsichtig schlich ich durchs Unterholz. Nichts zu sehen.
Kein Wachdienst weit und breit. Stille lag über dem Ort. Ich hatte es mal wieder gut
getroffen; meine Rechnung ging auf. Da tauchte es auch schon auf, das alte Gebäu-
de, mit seinem unbeschreiblichem Charme. Beelitz in kleinerem Format. Überschau-
barer und somit für den geplanten halben Tag gut zu bewältigen. Ohne großen Auf-
wand fand ich eine offene Türe. Was mich erwartete übertraf alle meine Erwartung-
en. Ein gut erhaltener Lost Places und ganz für mich alleine, Wahnsinn ! Ich konnte
mein Glück nicht fassen. Rasch holte ich meine Kamera hervor und tauchte in ein La-
byrinth aus Fluren und Räumlichkeiten. Nach vier Stunden spürte ich Sättigung und
Erschöpfung. Obwohl nicht alles gesehen und fotografiert, entschied ich mich zum Ab-
bruch meiner Tour. Es ging einfach nicht mehr. Lieber würde ich ein weiteres mal her-
kommen; Zeit hatte ich ja genug eingeplant. Gerade in solch alten Gebäuden muß
man hellwach sein, sonst kann es schnell zu einem Unfall kommen. Ich fand den Weg
zurück zum Eingang, den ich in das Gebäude gewählt hatte. Mittlerweile hatte ich die
Kamera wieder verstaut und näherte mich dem Ausgang, als ich ein Geräusch ver-
nahm. Ich dreht mich vorsichtig um und späte ins Halbdunkle des langen Flures, den
ich zurückgelegt hatte. Nichts ! Vielleicht hatte der Wind irgendwo eine Türe oder ein
Fenster bewegt. Erleichtert dreht ich mich um und betrat den Raum mit dem Ausgang.
Bevor ich in Ohnmacht fiel hörte ich das satte schadenfreudige Lachen des Wächters
und spürte auch schon seine rauhe Hand an meiner Kehle . . . .

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