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Sighard Schraebler


Free Account, Frankfurt am Main

Im Gürtel des Orion

Direkt morgens vor dem Abflug erfuhren Andreas und ich aus dem Radio, dass ISON vor der Sonne verdunstet ist. Den Kometen benannten wir kurzerhand um in ISOFF und nutzten den zu 30% traumhaften Himmel über Teneriffa anderweitig. Eines der Ziele war es, die Ergebnisse der österreichischen Kollegen nachzuvollziehen und zu schauen, was sich da so alles zwischen den Gürtelsternen des Orion tummelt, aber nicht nur in H-Alpha, sondern in allen Farben, also Breitband. Daheim tummeln sich an meinem Beobachtungsplatz im Orion meist Bäume, Schornsteine, Flugzeuge und die Frankfurter Lichtglocke. In den Canadas, dem über 2100m hoch gelegenen Plateau von Teneriffa mit einer gemessenen Hintergrundhelligkeit von 21.8 mag/arcsec^2 und nur 28° nördlicher Breite steht Orion dagegen hoch am dunklen Himmel, das sind also deutlich bessere Voraussetzungen. Die Nachttemperaturen liegen Anfang Dezember um -4 bis 4 Grad Celsius.

Zum Objekt muss ich nicht mehr viel sagen, diese Pferdekopf-förmige Globule hat irgendwie jeder schon mal gesehen oder sogar selber fotografiert. Aber genau das hat neben der nutzlosen auch eine ganz praktische Komponente, denn es ist damit ein hervorragender Prüfstein für die kombinierte Qualität von Himmel, Ausrüstung und Nachverarbeitungs-Prozess. Hier hat jeder Fotograf seinen ganz eigenen Stil und seine ganz eigenen Methoden. An diesem Prüfstein kann man recht gut seinen Geschmack in Hinblick auf den Rot-Blau Kontrast und die Kompression der Lichter festmachen. Ich tendiere z.B. zu einem starken Rot-Blau Kontrast, jedoch nur wenig Lichter-Kompression. Andererseits lege ich Wert auf einen nicht zu dunklen Hintergrund, der die Farbe der Molekülwolke im Summenlicht aller Sterne hervorbringt, d.h. da ist durchaus eine starke Kompression und Rauschreduktion in den Schatten, aber die Lichter lasse ich hell, eine druckvolle Abstimmung, aber nicht zu stark gesättigt und bloß nicht zu viel Strukturkontrast. Ja, da gibt es Stellschrauben, aber hier lässt man besser die Finger davon.

Am besten macht man sich klar, dass es keine von der Natur bevorzugte, objektive Farbskala gibt. Es gibt jedoch einige Regeln, so werden Sterne z.B. nie grüner als unsere Sonne und die erscheint uns ja bekanntlich eher gelb als grün. In so fern ist die Rot-Blau Präferenz gegenüber Grün den Menschen ein Stück weit angeboren. Wir möchten ein weißes Blatt Papier im Sonnenlicht als weiß und nicht als grün wahrnehmen.

Aufnahme mit Pentax 3'' Refraktor und Reducer, effektiv 360mm f/4.8, QSI583ws-Kühlkamera 31x5x60s, Filter Cls + Astrodon RGB2E + Ha5nm, Binning 2x2, freilaufend auf einer AstroTrac Montierung mit EOS5Da MKII huckepack obendrauf. Ja, die Montierung trägt tatsächlich 14kg Nutzlast. Feste Polwiege aus dem 3D-Drucker sage ich nur. Nachverarbeitung in Pixinsight 1.8. Die Aufnahme entstand oben in den Canadas neben dem einzigen Hotel im Nationalpark, dem Parador. Die sind auf Astrofotografen gut vorbereitet, das Personal ist sehr hilfsbereit, es gibt abgehängte Fenster, Säulen und Strom im Garten, kaum störende Lampen, optional ein kleiner Balkon zur Südseite. Auf die Küche kann man verzichten, Frühstück braucht niemand, der nachts auf ist und im 20km entfernten Vilaflor ist es möglich, gut zu essen und günstig einzukaufen. Die Lapilli-Felder, freigelegten Vulkanschlote, Lavaschichtungen, sowie Pinien- und Eukalyptus-Wälder des Nationalparks haben eine ganz eigene Faszination und bieten Alternativen, wenn der Himmel keine Beobachtungen zulässt. Auf 10 Tage hat man im Dezember etwa 3 klare Nächte, das ist damit der schwierigste Monat.

höhere Auflösung:
http://astro.square7.ch/!hires/Pferdekopf_360mm_f4_8_31x5x60s_ClsRGBHa5_Schraebler.jpg
Ausrüstung:
http://astro.square7.ch/!hires/AstroTrac_Parador_Tenerife_Schraebler_201312.jpg

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