Spuren des Kriegs: Das Altranstädter Friedenszimmer

Spuren des Kriegs: Das Altranstädter Friedenszimmer

Über das Schloss Altranstädt bei Leipzig wissen die Schulkinder in Polen und Schweden besser Bescheid als in Deutschland.

Altranstädt war 1706/07 die sächsische Residenz König Carls XII. von Schweden während des Großen Nordischen Kriegs (1700–1721).
(Zufall: Das Dorf liegt nur unweit von Lützen, wo 1632 in einer Schlacht des Dreißigjährigen Kriegs sein Vorfahre König Gustaf II. Adolf fiel.)

Carl XII. hatte seinen Hauptgegener Tsar Peter I. von Russland an den Rand einer Niederlage gebracht.
Doch anstelle Peter I. den Frieden aufzuzwingen, ließ Carl von Russland ab und wollte dessen Hauptverbündetem, Sachsen-Polen, schaden.
Als Lutheraner verzieh Carl dem sächsischen Kurfürsten, August II. "der Starke", nicht, seinen Glauben verraten zu haben.
(August war 1697 zum katholischen Glauben übergetreten, um im selben Jahr den polnischen Königsthron besteigen zu können.)

Im "Friedenszimmer" des Schlosses unterzeichnete im September 1706 das von Carl militärisch geschlagene Sachsen-Polen die Kapitulation.
1 Jahr später resultierte daraus die "Altranstädter Konvention", die die katholische Unterdrückung der Protestanten in Schlesien beendete.
August der Starke verlor damit außerdem die polnische Krone zu Krakau, die er sich aber 1709 auf diplomatischem Wege zurückholte.
An Stelle von August unterzeichnete die Konvention Kaiser Joseph I., der in jenem Krieg Schlesien besetzt und den Katholizismus bewahrt hatte.

Auf Geheiß des Schwedenkönigs Oscar II. wurde 1907 der Gedenkstein im Altranstädter Schlossgarten errichtet.
Altranstädt war 2006 Gründungsmitglied des "European Network of Places of Peace".
http://www.placesofpeace.eu/file.php/2/orte%20des%20friedens.deutsch.jahr.04062009alfa.pdf