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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Weimar am Sonntag # 9

Weitgehend bei Eisenbahnfreunden unbekannt sind die Mitte der 1980er Jahre gestarteten Bemühungen der DDR sich im Bereich der Drehstrom-Antriebs-Technik (kurz: DAT) im Lokfahrdienst zu emanzipieren. Erste Beratungen hierüber begannen bereits 1982, die dann später in der Konzeption von zwei Baureihen mündeten: Die als Baureihen 208 (Rangierlok, 1000 kW Stundenleistung) und 210 (Streckenlok, 1300-1500 kWh) bezeichneten Projekte wurden als Mittelführerstandslokomotiven mit Vorbauten geplant. Zahlreiche weitere Besprechungen folgten, ehe sich die beteiligten Projektpartner auf den Bau bzw. die Umrüstung eines Prototypen verständigten.

Hierzu erkor man 1986 - nachdem der Hersteller LEW 1985 zuerst bekanntgab, dass sie dafür ungeeignet sei - den Prototypen 243 001-5 aus, welcher Mitte 1986 von der DR an LEW zurückgegeben wurde. Da man in Hennigsdorf allerdings mit der Fertigung von Industrielokomotiven und den Baureihen 243 und 250 voll ausgelastet war überführte man die Lok zum Umbau ins Raw Dessau. Die Planungen sahen dabei nur den Umbau einer halben Lok auf DAT vor, um im Störungsfall die Räumung der Strecke zu gewährleisten. Die in einem Drehgestell verwendeten Drehstrommotoren erreichten dabei eine Leistung von 250 kW. Statt des Kegelringfederantrieb wurde ein einfacherer Tatzlagerantrieb verwendet, wodurch sich die Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h reduzierte.

Der Platz in der Lokomotive selbst war jedoch nicht ausreichend, um die für die Umwandlung des Einphasenwechselstroms in Dreiphasenwechselstrom notwendigen Ausrüstungen unterzubringen. Die Planungen sahen ein separates Fahrzeug vor, welches sämtliche Bauteile für die Steuerung und Leistungsübertragung zwischen Transformator und Fahrmotoren aufnehmen sollte. Hierfür wurde ein Wagen der Bauart Bmhe mit der Nummer 51 50 21-40 336-2 ausgesucht, welcher mit einem von LEW gelieferten Kopfteil der Baureihe 143 versehen wurde.

Der fortan als 60 50 09-11 015-2 bezeichnete Meßwagen (Gattung: Dmzf(Mess) 099) wurde ab 1988/1989 bei den Versuchsfahrten zusammen mit der umgerüsteten "Weißen Lady" eingesetzt, die übrigens eine geänderte Lackierung erhielt. Nach der Wende 1989 wurde die LEW von der westdeutschen AEG übernommen, welche jedoch - da man selbst bereits umfangreiche Erfahrungen besaß - kein weiteres Interesse an der DDR-Entwicklung DAT hatte.

Das Werk Hennigsdorf wurde später von ADtranz bzw. Bombardier übernommen, welche den Steuerwagen (neue Nummer: 51 80 09-85 001-8) im Zusammenhang mit der Erprobung der neuen Baureihen 145, 146 und 185 einsetzte. Der Wagen blieb der Nachwelt zum Glück erhalten und befindet sich heute im Besitz des Eisenbahnverein Hei Na Ganzlin Eisenbahnfreunde Röbel e.V.

Weitere umfangreiche Informationen zur DAT und deren Einbau in die 243 001-5 kann man übrigens im EK-Themen-Heft 47 ("Die DR vor 25 Jahren" - 1986) nachlesen.

Aufnahmedatum: Sonntag, 20. Mai 2012 - 12:07 Uhr || Aufnahmeort: Weimar, ehemaliges Bahnbetriebswerk
(Vereinsgelände des Thüringer Eisenbahnverein)

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Commentaire 5

  • PodoFoto 11/06/2012 21:45

    Das ist ja ein interessantes Fahrzeug!
    Auch der Text ist sehr informativ.

    Gruß aus Oberhausen
  • T478 - Fan 29/05/2012 11:48

    Wußte gar nicht, daß sich ein Verein um den Wagen kümmert, finde es aber klasse - genau wie das Bild.

    Schöne Aufnahme, aber das weißt Du ja selbst. ;-)

    Gruß Carsten
  • Patrick Rehn 27/05/2012 0:49

    @ Krokofan: Klick mal die Bilder unterhalb des Textes an. :-) Bei der in Weimar ausgestellten "243 001" handelt es sich um die Leihgabe 143 117.

    Mit der Umzeichnung hast du Recht: Die damalige echte "Weiße Lady" 243 001 entstand nach einem Umbau aus der 212 001.

    Schöne Pfingsten euch beiden! :-)

    Mfg, Patrick
  • Krokofan 26/05/2012 23:21

    Hmm etwas verwirrend... denn ich habe gelesen das die 243 001 eine ex 212 001 war. Betreiber können ja ihre Lokomotiven ja umzeichnen und sie nennen wie sie möchten.
    Den Loktaufnamen behält die Lok allerdings ein leben lang. Also wie z.B. 194 580 jetzt 194 178 frage ist jetzt um welche es sich hier bei handelt wenn es nicht die echte 243 001 ist....

    aber zu dem Bild kann ich nur sagen das es klasse ist ...


    Lg
    Micha
  • Dieter Jüngling 26/05/2012 20:04

    Dein Foto und dein Text sind völlig in Ordnung.
    Aber wie viele andere Fotofreunde, wird einfach nicht erklärt, dass es sich bei dieser Lok nicht um die richtige Maschine handelt. Sie ist eine für diesen Zweck nachlackierte Lok.
    Die echte 143 001 ist immer noch bei Arcelor in Eisenhüttenstadt im Einsatz und fährt jeden Tag mehrmals an meinem Haus vorbei.
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    Gruß D. J.

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