Als der Grinkel dem Weihnachtsfrieden begegnete
Weihnachtsbonus zur Grinkel-Trilogie
Sollte jemand etwa nicht wissen, was ein Grinkel ist, so sei ihm gesagt, dass diese Wesen die Eigenart haben, sich von den Gedanken der Menschen zu ernähren … vorzugsweise von den edlen, aber eben auch – wie Grinkel Magal - von den niederen, deren Verbreitungsgrad ungleich höher ist.
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Der Herbst hatte Magal seiner Wohnstatt beraubt, denn die Frauenmantelblätter waren abgeschnitten und die kahlen Rabatten damit den Unbilden der Natur preisgegeben. In aller Hast war der Vertriebene in eine unwirtliche Ecke bei den Mülltonnen umgesiedelt. Dort hockte er nun im nassen November, zitternd und missmutig, und schon früh in diesem Winter fiel auch der erste Schnee.
Magal fühlte sich gar nicht wohl in letzter Zeit. Sein Magen sperrte sich zunehmend gegen die ständige Reizkost,
seine Haut war nicht mehr fahl, sondern inzwischen asphaltgrau geworden von all der verschluckten Schlechtigkeit.
So ein Grinkel kann durchaus ein Alter von vierzig Jahren und mehr erreichen, aber eben nur, wenn er entsprechend lebt. Magal aber fühlte sich elend und leer, sterbenselend und unendlich leer, um es genauer zu sagen.
Gelegentlich nahm er ein Häppchen zu sich, wenn die Leute kamen und tratschten, während sie die Mülltonnen befüllten. Aber insgesamt betrachtet war das keine Ernährung für einen Grinkel im besten Alter.
So gingen denn die Wochen dahin, und man hätte sich schon Sorgen um Magal machen müssen, wenn da nicht eines Tages eine Fügung des Schicksals es gewollt hätte, dass er bedingt durch einen Schwächeanfall in einen Tannenbaum purzelte, der nach kurzfristiger Zwischenlagerung bei den Mülltonnen seinen Weg in eine geräumige, warme Stube fand.
Die neue Umgebung behagte Magal ungemein, denn die laufenden Festvorbereitungen deckten seinen Tisch auf wunderbare Weise. Allerlei unwirsche Gedanken füllten die Luft, und der Bauch des Grinkels drohte nachgerade
zu platzen.
Doch dann geschah etwas sehr Merkwürdiges. Glockenklang erfüllte mit einem Mal den Raum, liebliche Weisen drangen an Magals Ohr und von einem Moment zum nächsten schienen alle unschönen Gedanken wie
weggeblasen und gaben neuem Gedankengut Raum. Fett und schwer, aber auch unendlich süß schienen
die ersten Kostproben der ungewohnten Nahrung, doch der neugierige Nimmersatt stopfte all diese Gedanken von Liebe, Frieden und Freundlichkeit in sich hinein, ungeachtet der Tatsache, dass manche davon sich lediglich in einer Verpackung befanden, eben einfach nur schön aussahen, an Bekömmlichkeit aber erheblich zu wünschen übrig ließen.
Erst als eine Magenverstimmung den Grinkel Magal gar übel beutelte, bedauerte er seine Leichfertigkeit im Umgang mit der ungewohnten Nahrung, deren Süße und genussvolle Cremigkeit ihn getrogen hatte. Was nützte ihm eine glatte Haut von ansehnlicher Farbe, wenn er sich innerlich nicht wohl fühlte.
… und so beschloss er, in sein altes Leben zu fliehen und lieber einen frühen, aber ehrlichen Tod in Kauf zu nehmen.
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Trilogie vom Grinkel:
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Ich „klebe“ das Bild nun in das Foto-Geschichten-Buch
Wer sich dazu äußern möchte, kann das gerne hier (oder auch dort unter dem Bild) tun.
Vielen Dank für das Interesse!
:-)
marant 23/12/2019 20:02
mehr schein als sein wird uns wohl immer begleitenan tagen wie diese sowieso :)
Günter7 21/12/2019 18:17
Den Weihnachtsfrieden gibt in vielen Familien nur am hl .Abend und nimmt dann von Weihnachtsstag zu Weihnachtstag weiter ab.............Klacky 21/12/2019 13:37
Mit Weihnachten ist das immer so eine Sache wir mit den guten Vorsätzen, im Augenblick des Augenblix ist es besinnlich und schön, kurz hinterher vergangen und vergessen.Mira Culix 21/12/2019 13:22
Ja, das mit dem Weihnachtsfrieden ist so eine Sache. Und ich fürchte, das war auch zu Zeiten von weniger Elektronik, Hektik und Konsum nicht wesentlich anders, weil ein Fest, das einerseits so voller Erwartungen, zweiterseits so anfällig für Pannen, dritterseits so voll von lange geschlucktem Groll und vierterseits so voll von süßem Seim ist, halt ziemlich viele schwer bekömmliche Gedanken produziert.