.... der Grenzgänger ....
oder
wie Bewunderung und Angst in mir erwachen und mich in den Bann ziehen
Da sitzt er nun, der Meister ... und ... wartet, auf mich, dass ich endlich so weit
bin, mit meiner Kamera ... und ihn, den Grenzgänger, banne auf dieses Bild.
Ich beeile mich, aber irgendwie auch nicht, gefühlt, aus Sicht des Meisters. Da
sitzt er und wartet und ich, ich hantiere mechanisch, nicht wirklich anwesend
und vergesse, in den RAW-Modus zu stellen. Nein, ich habe in den RAW-Mo-
dus gestellt, aber irgendwie nicht richtig. Aber das weiss ich erst Stunden später.
Jetzt weiss ich nur, das Angst mich ergriffen hat, eine Angst um einen Mensch-
en, dort auf dem Träger, gefühlt hundert Meter über einem offenen Sarg. Was ?
.... Wenn ? ... hämmert es in meinem Kopf. „Bist du bald soweit ? Es wird eng
auf diesem Träger“, drängt Er. Ich bin und mache ein paar Fotos. Fotos, die mich
befreien sollen, aus dieser komischen Lage. Die Sitz-Position war der Kompro-
miss an mich; der Meister hatte stehen wollen. Danach steht er neben mir und
schaut auf die Bilder. Er ist zufrieden und auch nicht und lotet eine andere Ka-
meraposition aus. Dann sitzt er wieder und ich mache noch ein paar Fotos. Ir-
gendwie sind wir beide etwas entspannter. Er erzählt mir beim Betrachten der
Bild-Ergebnisse, was er gefühlt hatte, dort, über dem Abgrund. Ich habe es aber
wieder vergessen. Nur der Träger, der wurde irgendwie immer schmaler und
schien zu schwinden, habe ich mir merken können. Danach bitte ich ihn, mit mir
„das Weite“ zu suchen, also diesen Ort endlich zu verlassen und uns den schö-
neren Motiven in diesem Werk zu widmen. Der Grenzgänger ist gnädig, wir ge-
hen zu den „schönen“ Motiven. So ist er, der Meister; ein Grenzgänger. Das war
er immer schon, so lange ich ihn kenne. Immer, nein .... immer mal die Grenzen
auslotend, oft ganz plötzlich, spontan, aus heiterem Himmel heraus. Im Wasser
liegend, Stunden lang, gefühlt, den Biber naturnah einzufangen, mit seiner Ka-
mera. Kälte, was ist das ? Mühsal, kennt er nicht. Umwege gibt es nicht. Er ist
ein Entdecker, ein Erkunder, vielleicht ein Wikinger, ein Indianer vielleicht ? Im-
mer neugierig, immer in Grenzgängerlaune und immer findet er sie, die Heraus-
forderung, so wie ich Geschichten finde. Ich muß an Thomas Bernhard denken,
an diesen Satz aus „Gehen“: „Es ist ein ständiges zwischen allen Möglichkeiten
eines menschlichen Kopfes Denken und zwischen allen Möglichkeiten eines men-
schlichen Hirns Empfinden und zwischen allen Möglichkeiten eines menschlich-
en Charakters Hinundhergezogenwerden“.
Ob ich den Meister mag ? Ja, ich mag ihn; aber ihn ständig um mich zu haben,
würde mich immerzu an meine Grenzen bringen; dafür bin ich nun doch zu alt.
Ich danke meinem Meister für diesen spannenden und aufregenden Ausflug !
Susan A. Sense 27/07/2021 11:58
Ist er menschlich oder ein Androide … und hüpft er dann nach unten und will Sigourney zum xten mal töten … Fragen über Fragen … AliceReinhard Müller 27/04/2021 20:23
Von Weitem gesehen war mir der Fall klar: Aus 2 Bildern einmontiert, wie das bekannte Bild mit den Jungs auf dem Stahlträger.Näher hingeschaut, muss es sich doch um einen unerschrockenen Bürger handeln, dessen Rente in oder auch nach jeder Problem Situation sicher zu sein scheint.
Norbert Blüm hatte also doch Recht.
Dann dein Text. Besser konntest du die Life Problemchen nicht beschreiben. Schön, dass dann doch noch diese beiden Fotos entstanden sind. Für euch garantiert ein fotografisches Highlight, an das ihr euch in vielen Jahren noch grinsend erinnern werdet.
Daumen hoch dafür, Reinhard
Jadugaar 09/03/2021 15:25
Zwei Meister treffen sich:Einer bekämpft eingefahrene Gleise
Mit einem Gefahren-Abenteuer
Der Abwechslung wegen.
Der andere zittert mit.
Wieder eine tolle Geschichte, mit Nervenkitzel!
HG Jadugaar
Torsten TBüttner 07/03/2021 20:00
Respekt für diese artistische EinlageMarina Luise 04/03/2021 15:56
Da kann ich kaum hinsehen - da wird mir ganz schwindelig! Mich erinnert das an Jugendliche, die egal welches Risiko eingehen für spektakuläre Bilder ...HJ.B. 25/02/2021 12:50
Auch solche Art von Portraits sollten vorzugsweise auf Augenhöhe und aus aller nächster Nähe aufgenommen werden.Viel Glück und komme gesund wieder runter.
Herzliche Grüße
Hans Jürgen.
-ansichtssache- 21/02/2021 12:53
Lieber Neydhart,da ist dir ja mal wieder ein echtes 'Meisterfoto' gelungen. Ja, so ist er, ich hatte ja auch mal das Vergnügen, ihn kennenzulernen. Damals ist er 'nur' in den Schlamm eines Fleets geklettert, ich erinnere mich gut. Aber dies hier ist schon eine andere Hausnummer. Ich hätte wahrscheinlich auch alle Einstellungen an der Kamera vermasselt. Aber deine Fotos sind durchaus gelungen und zusammen mit deinem Text ist eine lebendige, typische 'Meistergeschichte' entstanden. Wenn du ihn mal wieder triffst, grüße ihn herzlich von mir. Vielleicht liest er das hier ja auch ;-)
LG Danny
Jens Snuggle Beier 21/02/2021 8:15
Bei derAktion wäre wir der Stift whrscheinlich sowas von rausgerutscht :DWilhelma 20/02/2021 20:37
Feinste Litergrafie gepaart mit gekonnter Fotoratur .E. W. R. 20/02/2021 18:55
Das Leben ist vorbei, wenn man vom Baum fällt. (Lebensweisheit der Wildbienenbeuter.)Anke Gehlhaar 20/02/2021 18:37
Was für eine Geschichte........die erste Aufnahme zeigt noch Weitsicht und als Betrachter staune ich über die Waghalsigkeit, so ohne jede Absicherung. Doch die Tonung zeigt eine freundliche Stimmung. Der zweite Anblick wirkt schon leicht aufgebläht, das erinnert an deine Erzählung vom immer schmaler werdenden Träger und der Blick saust auch mehr in die Tiefe, also ja das reicht um sich Sorgen zu machen.Elke Wisniowski-Virano 20/02/2021 17:58
Das sind die Momente wo ich nicht mal mehr weiß wo der An-Schalter bei meiner Kamera ist!Du hast ein kühles Köpfchen bewahrt, lieber Neydhart, ...... alle Achtung, ...... und Aufnahmen gemacht!!
Aber man sieht, auch du hattest einen sehr nervösen Finger auf dem Auslöser!
Beim linken Bild sieht es so aus, als ob du hastig das Bild geschossen hättest, in der Hoffnung den Grenzgänger so schnell wieder auf sicheren Boden zu bekommen!!! :-))
L.G. Elke
Kerstin Stolzenburg 20/02/2021 17:13
War da nicht gerade noch ein längerer Text, lieber Neydhart?Auf jeden Fall kann ich mir dieses Bildensemble nicht lange anschauen, wenn ich nicht vor lauter Schwindelgefühlen vom Sofa kippen will. ;-) Ist dieser junge Mann ein bisschen lebensmüde oder befindet sich am Boden etwa ein größeres Trampolin für die besonders waghalsigen Mitmenschen unter uns, denen Achterbahnfahrten nicht mehr genug Adrenalinschübe verschaffen? :)
Ich will ja jetzt nicht auch als Spaßbremse gelten, aber Bewunderung kann ich hier nicht empfinden - höchstens für deine Aufnahmen (falls Du dafür nicht auch auf einen solchen Balken geklettert bist).
LG, Kerstin
Marion Jäger 20/02/2021 16:28
Uuuuaahh - ich leide nachträglich mit Dir.Das Foto vom Meister ist klasse.