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Ein minimalistischer Roman. 22. Am gleichen Ufer

Ein minimalistischer Roman. 22. Am gleichen Ufer

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Ein minimalistischer Roman. 22. Am gleichen Ufer

Berlin, Max Liebermann-Villa am Wannsee, 3. Oktober 2007. Nikon D 100 mit Sigma f/2,8-4,5 24-135 mm bei 24 mm. JPEG (8 Bit) Fein. ISO 200. 1/250 sec f/8. Bearbeitung: Ulead PhotoImpact 12. Tonwertkorrektur: Beschnitt -3 für die Tiefen und -5 für die Lichter. Gamma 1,2. Rahmen.




Ein minimalistischer Roman. 21. Zur Sprache kommen
Ein minimalistischer Roman. 21. Zur Sprache kommen
E. W. R.

Commentaire 26

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  • Kerstin Stolzenburg 20/02/2008 15:45

    @Carsten:
    Jaaa, so betrachtet, liegst Du mit der Reggae-CD vielleicht ganz richtig ;-))
    Auch der politische Bezug wäre eine super Idee. Immerhin steht das neue Romankapitel im Zeichen der "Blume". Sonnenblume: auch so ein Symbol für Grün, ach so, für die Grünen ...

    -- Das sind, glaube ich, die Auswirkungen des Romans ... Eigentlich sollte ich mich mal besser auf meinen Vortrag heute abend konzentrieren; da geht's auch um Grün - um Hanf (passt wiederum zum Reggae) ;-)))

    Kerstin
  • Carsten Mundt 20/02/2008 15:01

    @Kerstin
    Eckhard schrieb einmal, dass ein guter Roman Bezug zur aktuellen politischen Situation habe.

    Ob wir natürlich nun "Grün" mit den "Grünen" gleichsetzen sollen, ist aber sehr fraglich.

    Am Ende entpuppt sich alles als die symbolische Darstellung von Koalitionsverhandlungen, die zu einer
    Jamaica-Konstellation führen ;-)

    Ich lege vorsorglich schon einmal eine Reggae-CD bereit....
  • Kerstin Stolzenburg 20/02/2008 14:34

    Obwohl wir zwischenzeitlich bereits beim nächsten Romankapitel sind, hat mich die Sache mit dem "ganz überwiegend" grün natürlich nicht losgelassen und habe ich noch einmal nachgelesen. Der symbolisch mit der Farbe verbundene Hoffnungsgedanke ist ja geläufig und wurde hier auch besprochen.
    Dieses Grün, in dessen Zeichen der gemeinsame Weg der beiden sozusagen stehen soll, könnte, wenn man beispielsweise zusätzlich die Symbolik des Mittelalters heranziehen würde, auch als Zeichen für die Liebe selbst stehen.

    "Im Mittelalter und der Zeit der Minnesänger war Grün die Farbe der Liebe. Der Held Céladon besingt im Schäferoman "Astrée" von Honoré d'Urfé auf etwa 5500 Seiten seine Geliebte und trägt dabei ein maigrünes Gewand. In einem bekannten Minnelied heißt es (Quelle: Bruns 1997):"

    "Grün ist allem meinen Sinn
    Ist der lieb ein anfing.
    Grün soltn allezeit haben wert,
    ob dein Herz dir lieb begehrt.
    (...)
    Grün soll niemant tragen,
    der in lieb will verzagen."
    http://www.seilnacht.com/Lexikon/Gruen.htm

    Vielleicht ist das ein Erklärungsansatz, vielleicht ist er jedoch auch zu naheliegend.

    Kerstin
  • Carsten Mundt 20/02/2008 12:28

    Danke für die ausführliche Erläuterung.

    Mir war schon klar, dass Ihr Wissenschaftler alles anders macht, als die Normalsterblichen ;-.)
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  • Carsten Mundt 19/02/2008 22:46

    Lieber Eckhard, ohne das Buch der Dame zu kennen ( und ich denke auch nicht, dass ich es kennen *möchte' , aber man weiss ja nie):
    es ist natürlich legitim, um einen gewissen Sprachstil zu pflegen,bei Heimat von einem Begriff zu sprechen. Ich nehme einmal stark an, dass das Wort "Begriff" von greifen, etwas Greifbarem / Fassbarem abgeleitet ist.
    Ich stelle einmal die Frage in den Raum, ob es daher tatsächlich sinnvoll ist, Heimat mit einem "Begriff" in Verbindung zu setzen. Evtl. sollte man eher von einem
    "Ausdruck" Heimat reden ?
    Die Schwierigkeit, Heimat als Begriff zu begreifen zeigt sich doch wohl auch schon in der Notwendigkeit der Aufsplittung in Territorium, Gemeinschaft usw., eben in der Reduzierung auf einfache Begriffe, die zusammengenommen Heimat bilden.

    Heimat hat natürlich von allen diesen Komponenten auch grosse Anteile, letztendlich entscheidend ist aber doch wohl die emotionale Komponente, das Gefühl, das ein Mensch dem Territorium und der Gemeinschaft in der und mit der er lebt, entgegenbringt. Heimat ist dort, wo sich ein Mensch wohl und geborgen fühlen kann.

    Diese meine Betrachtungsweise ist natürlich nicht wissenschaftlich, aber ich denke, der Ausdruck Heimat ist auch wissentschaftlich gesehen recht schwer fassbar.

  • Kerstin Stolzenburg 19/02/2008 22:42

    Das klingt sehr interessant. Wieder etwas aus dem lohnenswerten Bereich, das man noch irgendwann einmal lesen könnte bzw. sollte ...
    Carstens letzter Satz ist auch ein wundervoller Ansatz.
    Kerstin
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  • Carsten Mundt 19/02/2008 0:34

    Ufff..

    Der reinste Lesemarathon.
    Komme gerade von einem überraschenden Kurztrip nach NRW zurück und es wurde schon soooo viel geschrieben.

    Nicht ganz zufällig fand ich folgendes:

    "Die Summe unserer Sitten und Unsitten, eine gewissen Gewöhnung, das Gemeinsame einer gleichen Umgebung, all das ist nicht wertlos. Am gleichen Ufer gespielt zu haben, natürlich hat es etwas Verbindendes; es für Wesensverwandtschaft anzusehen, wäre ein Irrtum, der uns früher oder später, indem wir ihn als Enttäuschung erleben und nicht als Irrtum erkennen, ungerecht macht. Heimat ist unerläßlich aber sie ist nicht nur an Ländereien gebunden. Heimat ist der Mensch, dessen Wesen wir vernehmen und erreichen. Insofern ist sie vielleicht an die Sprache gebunden. Vielleicht; denn in der Sprache allein ist sie ja nicht. Worte verbinden nur, wo unsere Wellenlängen übereinstimmen; das wiederum heißt nicht Einverständnis, das es nirgends so häufig gibt wie unter Wesensfremden, die einander mißdeuten, sondern Erreichbarkeit, und gerade wo man sich unter anderen Bedingungen trifft, erleben wir, durch keine gleichen Gewöhnungen getäuscht, das Verwandte oft um so reiner, um so überraschender und um so dankbarer, um so fruchtbarer."
    (Max Frisch in seinen Tagebüchern 1946 - 1949)

    Ich denke, einiges von dem, was ich beim betrachten des Bildes empfunden habe, ist auch in diesem Text enthalten.

    Emotional stehe ich natürlich auch noch ein wenig unter dem Eindruck der beruflich veranlassten Kurzreise an den Niederrhein, an dem ich heute sein musste und die Gelegenheit ergriff, mich bereits am Samstag auf den Weg zu machen, um einer lieben Freundin, die ich schon aus Sandkasten- / Kindergartentagen kenne und deren Familie auf den Wecker zu gehen.

    Ein Stück Heimat ist demnach auch ein Mensch, der einem so vertraut geworden ist, dass es eigentlich keiner Worte mehr bedarf, weil man in weiten Teilen eine gemeinsame Geschichte hat.
    Es gibt Gott sei Dank solche Verbindungen, die auch grosse Entfernungen und Jahre der Trennung überdauern.

    Ich meine, so etwas auch in dem Paar auf dem Foto zu erkennen. Es strahlt eine solche Freude und Gelassenheit aus, eine solche Vertrautheit.
    Ich denke, es ist nun vollkommen unerheblich, ob aus den beiden nochmals ein " Paar " wird. Sie werden auch im Ruderboot über den See gleiten können, denn ich glaube, diese Beziehung benötigt eigentlich kein Halt gebendes Ufer mehr.

    Ich bin auch davon überzeugt, dass ein einzelner Mensch für einen anderen Menschen "Heimat" sein kann.

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  • Kerstin Stolzenburg 18/02/2008 14:36

    Lieber Eckhard, der Hintergrund der Treppengeschichte lässt sich frühestens bei meinem nächsten Strasbourg-Besuch klären; im Internet ist dazu nichts zu finden, obwohl man ja dort auch manchmal fündig wird. - Badeanstalt wäre nicht grundsätzlich auszuschließen, immerhin befindet sich mit dem Bassin d'Austerlitz in unmittelbarer Nähe eine größere Wasserfläche, die auch eine solche Anstalt hätte speisen können. Ich weiß bis jetzt aber nicht, ob es eine solche an der Stelle gab. Ein direkter Hinweis ist nicht zu sehen, die Fläche ist zum größten Teil unbebaut bzw. grenzt an Straßen und Straßenbahnlinie an.

    Danke für die sehr schlüssige Erläuterung zu den Phraseologismen bezüglich gleichem bzw. selbem Ufer. Interessant für mich ist, dass man die Phrase "am gleichen Ufer" für den Ort tatsächlich nutzt und dass sie scheinbar sogar verbreiteter ist als der andere Begriff.
    Natürlich war mir bereits beim ersten Lesen des Titels klar, dass hier etwas nicht stimmt und dass diese Auslegung in das Bild hineinführen sollte (bitte nicht falsch verstehen, das ist mir sonst nicht immer so klar ;-)).

    Was das Ausdrücken betrifft, ist es natürlich so, dass die Texte, die ich sonst im beruflichen Alltag schreibe, sachlich und nüchtern aussehen müssen. Man gewöhnt sich damit auch einen gewissen Schreibstil an. Germanisten schreiben anders und haben dadurch auch ein anderes Vokabular, um dieselbe Sache zu beschreiben. Das ändert vielleicht nicht grundsätzlich etwas am Inhalt, es klingt jedoch einfach schöner, soll heißen, ich lese das lieber. Trotzdem oder gerade deshalb finde ich es äußerst erfrischend, wenn man dann an anderer Stelle ("Interesse?") von diesen sprachbegabten Menschen einmal ganz unerwartet etwas über weniger intelligente vierbeinige Nutztiere liest ;-)

    Das Paar im Roman könnte sich auf einem guten Weg befinden. Die Art dieses erneuten Kennenlernens deutet auf eine ernsthafte Beziehung hin. Indem sie ihre Vergangenheit bewältigt haben, sich selbst kennengelernt haben, ihre Gemeinsamkeiten ausloten und über den verbalen Austausch auch in der Lage sind, sich geistig zu nähern, schaffen die beiden Menschen nach und nach eine tragfähige Basis für ein dauerhaftes Bestehen dieser Verbindung.

    Dass der Anteil der Grünfläche drastisch zugenommen hatte, war mir nicht entgangen. Über diese genau 80 Prozent muss ich allerdings noch einmal nachdenken.

    Kerstin
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