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Im Zentrum des Werks

Bruce Nauman, Square Depression (Quadratische Senkung), skulptur projekte münster 07

Von dieser Skulptur geht eine ausgesprochen große Öffentlichkeitswirkung aus, so dass man kaum Gelegenheit hat, sie einmal ohne Menschen zu fotografieren. Auch als ich am 1. August 2007 gegen 9.00 morgens vor Ort war, blieb ich nur sieben Minuten allein, bevor die beiden auf dem Foto sichtbaren Personen, die eine, die sich in das Zentrum der Skulptur stellte, und die andere, die die Szene filmte, erschienen. Nikon F 4s mit Sigma 12-24 mm f/4,5-5,6 auf Fuji 200. Scan: Nikon Coolscan V ED mit 3000 ppi (12 Megapixel). Bearbeitung: Ulead PhotoImpact 11 (Tonwertkorrektur, Entfärbung).

Bruce Nauman
* 1941 Fort Wayne/Indiana, USA, lebt und arbeitet in Galisteo/New Mexico, USA
Projekt: Square Depression (Quadratische Senkung)
Für die Skulptur Projekte 1977 entwarf der amerikanische Künstler Bruce Nauman eine Skulptur, die damals nicht realisiert werden konnte. 30 Jahre später hat das Kunstwerk „Square depression“ nichts an Aktualität verloren und wurde für die Ausstellung 2007 am ursprünglichen Ort, im Bereich der naturwissenschaftlichen Institute der Universität (Wilhelm-Klemm-Straße), aufgebaut. In „Square Depression“, oft als „negative Pyramide“ bezeichnet, konstruiert Nauman eine „geomorphologische Depression“: eine Senke. Bei der Skulptur handelt es sich um ein platzähnliches Gebilde mit einem Durchmesser von 25 Metern, eine quadratische Vertiefung, deren Kanten sich zum Mittelpunkt hin senken. Betritt man den Mittelpunkt, so sieht man die Außenkanten in Augenhöhe: Der Besucher steht auf einer „negativen Bühne“, er wird sozusagen im Inneren der Skulptur zur Schau gestellt.


Biographie
Es gibt wohl kaum eine Ehrung der internationalen Kunstwelt, die Bruce Nauman noch nicht zuteil geworden ist. Er war bereits bereits fünfmal Teilnehmer der Kasseler documenta (1968, 1972, 1977, 1982, 1992) und jeweils zweimal nahm er auch an der Biennale in Venedig (1999, 2005) sowie der Biennale in Lyon (1995, 1997) teil. Nauman wurden Einzelausstellungen und Retrospektiven in den bedeutenden Museen ausgerichtet, wie dem New Yorker Museum of Modern Art, der Londoner Tate, dem Pariser Centre Georges Pompidou, dem Madrider Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, dem Kunsthaus Zürich oder der Hamburger Kunsthalle.
In Naumans Oeuvre klingen seit den 1960er Jahren verschiedene Strömungen der Kunst an, u.a. Minimal- und Konzept-Kunst, Performance und Video. Dabei kommt der Sprache häufig eine tragende Rolle zu. Naumans Werk besticht insbesondere durch zwei Themenkomplexe: die Rolle des Körpers als Medium und die Frage nach dem Raum, mit dem der Körper in ein Wechselspiel tritt. So konzentrieren sich Naumans architekturbezogenen Projekte darauf, die Bewegungen der Rezipienten mit einzubeziehen und quasi bereits im Vorfeld darauf zu reagieren.
Naumans Projekte für die Skulptur Projekte 1977 und 1987 konnten aus technischen Gründen nicht realisiert werden. Dass 2007 der Entwurf des Künstlers von 1977 realisiert wird, ist auch als Hommage an einen Künstler zu verstehen, der in der Kunst seit 1960 nachhaltig Einfluss genommen hat.
(Webseite der Ausstellung)

Commentaire 8

  • E. W. R. 14/06/2024 17:08

    Wir sind weder für das Hören noch das Sehen kosmischer Signale ausgelegt, sonst gäbe es ja keinen Klimawandel.
  • Neydhart von Gmunden 13/06/2024 11:57

    In der Mitte stehend, kann man die Signale aus dem
    Kosmos hören, was wir aber nicht sehen können.
    Hörthört-Grüße,
    Neydhart
  • E. W. R. 04/08/2009 8:53

    Lieber Werner, seinerzeit kam es mir auf die Interaktion zwischen dem Mann im Zentrum und dem Kameramann an. Gewiss sind andere Schnitte möglich, etwa auch einer, der nur den Mann im Zentrum zeigt und sonst nichts. Ich schaue einmal, ob ich damals auch andere Fotos von der Szene aufgenommen habe. Das Bild war seinerzeit etwas aufgehellt worden, ansonsten würden die Personen mehr schattenrissartig wirken, was auch gut zum Motiv passen würde.
  • † werner weis 04/08/2009 6:27

    dies ist bewusst nicht perfekt
    es soll die Arbeitsschritte nur demonstrieren
    zum Schluss wäre jetzt ein End-Schnitt nötig
    das Ganze wird zum Quadrat
  • † werner weis 03/08/2009 20:52

    ich schaue jetzt wiede rnur das Foto an ohne mich über die konzeptionellen Umstände des hier Künstlerischem zu kümmern:
    hier wird es für mich spannend
    anders (enger) geschnitten
    mit dem Focus auf dem so hölzern dort stehenden Mann
    wäre diese Fotografie in s/w selber ein Kunstwerk
    (ich würde dann noch dunkler runterblenden und den Kontrast etwas erhöhen)
  • E. W. R. 22/11/2007 23:03

    Gerade bei diesem Motiv hat sich die Schwarzweißversion und auch eine teilentfärbte Version (s. "Allein") als für die Bildaussage günstiger herausgestellt, denn das Kunstwerk ist die materiale Symbolisierung einer menschlichen Depression, s. die Erläuterung oben. Ob es natürlich günstig ist, eine solche Arbeit neben ein Universitätsinstitut zu plazieren, ist eine andere Frage. Jedoch haben die Leute eher ihren Spaß an der Sache gehabt, wie ich es bei "Allein" beschrieben habe. Viele bewahrt eben ihr Alltagsverstand vor Verstörung, die hier eigentlich erzielt werden sollte.
  • Helene Kramarcsik 22/11/2007 8:44

    Diese Aufnahme gefällt mir besser, als die soeben kommentierte Farbversion. Woran es liegt, kann ich nicht sagen, sicher nicht nur daran, weil das Bild nun größer eingestellt ist. Vermutlich wohl auch deshalb, weil diese quadratische Senke nun nicht mehr mit Farben konkurrieren muß? So kommt sie besser zur Geltung? Auch die beiden Personen und deren Schattenwürfe kommen hier besser zur Geltung und durchbrechen diese große, auf den ersten Blick eher lieblos und kalt wirkende Senke. Sie geben aber auch der Senke hier einen Bezugsmaßstab, so daß ich glaube, diese Personen sind wichtig. Ohne dieser Menschen wäre es wohl wieder nur eine langweilige Senke?
    LG Helene