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#41/2024

Willkommen zu Agora - Bilddiskussion intensiv
Wir freuen uns, dass Du Dich intensiver mit diesem Foto auseinandersetzen möchtest.

Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos
- NICHT in dessen Bewertung -

Es handelt sich bei diesem Bild um eine Fotografie

~.~.~.~

Diese Leitfragen können Dir dabei helfen, in die Welt des AGORA-Fotos einzutauchen

1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)

~.~.~.~


Auf diese Weise erhältst Du die Möglichkeit, ein Foto eingehend zu erforschen und (möglicherweise) faszinierende und neue Aspekte zu entdecken, die Deine Fotografie auf ein neues Level heben können. Gleichzeitig erfahren die Bildautoren, welche anderen Interpretationen des Fotos existieren. Sie entdecken neue Blickwinkel und können so über ihr Foto und dessen Entstehung nachdenken.

*** Wichtig ***
Wir bitten Dich darum, die Anmerkungen auf das Foto zu fokussieren und um Beachtung unserer Gemeinschaftsstandards:
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*Kommentare, die nichts zur inhaltlichen Diskussion des Bildes beitragen, Fragen zum Prozess, destruktive, bewertende und/oder verletzende Anmerkungen, werden von den TeilnehmerInnen u. LeserInnen gemeldet und durch die fotocommunity Administration geprüft und ggf. geahndet *

Um Dein eigenes, bisher unveröffentlichtes Bild in Agora zu präsentieren, bitte nutze diesen Link:
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Commentaire 39

  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 11/11/2024 6:56

    Die Diskussion hier ist beendet.
    Agora wird unter dem folgenden Bild fortgesetzt:
    #42/2024
    #42/2024
    Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv
  • wittebuxe 09/11/2024 20:51

    Wenn alte Menschen auf Stühlen hocken, vor Fenstern sitzen, und den lieben langen Tag sich das ewig Gleiche draußen anschauen (müssen), dann kommen mir eher Gedanken von Trostlosigkeit und Trübsinn und Hoffnungslosigkeit in den Sinn, und ich denke daran, wie es mir wohl dereinst gehen wird.

    Hoffentlich geht dieser Kelch an mir vorbei.
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 09/11/2024 6:47

    Jens Riesener schreibt:

    "Liebe Betrachtende,
    liebe Lesende,
    liebe Kommentierende,

    es war an diesem Nachmittag ungewöhnlich still in dem kleinen Café Frida.
    Das Café ist Teil einer sehr schönen Inhaberin geführten Buchhandlung und eigentlich immer gut besucht. An diesem Nachmittag waren wir jedoch nur zu zweit.

    Die ältere Dame saß ruhig, fast unbeweglich an ihrem Tisch, vor sich eine Tasse Kaffee. Kein Kuchenkrümel berührte ihren Tisch.
    Sie saß still da, schaute sich nicht um, wie ich es in einem Café gerne tue.
    Sie schaute aus dem Fenster, aber das Treiben auf der Straße berührte sie nicht.
    Manchmal nahm sie einen Schluck Kaffee, legte die Hände zurück auf die Beine und schaute weiter nach draußen.

    Eine Jacke lag auf dem Stuhl gegenüber.

    Ich wartete auf ihren Mann, ihre Tochter oder eine Freundin, für die sie den Stuhl freihielt. Ich wartete auf ein Gegenüber und schaute, aber es kam niemand.
    Sie blieb allein.

    Gedanken, Erinnerungen, Lebensgeschichten, sie sind schon lange ein wichtiger Teil meines Lebens und so war es auch bei dieser Dame.
    An wen erinnerte sie sich gerade?
    Welchen Menschen vermisste sie, oder genoss sie nur die Stille?
    Vielleicht wünschte sie sich ein Taxi ans Meer.
    Ich konnte es nicht erspüren.

    Das schwarzweiße Foto über der älteren Dame erzählt mir eine ähnliche Begebenheit. Ein jüngere Frau, eine ältere Frau, beide sitzen allein am Tisch in oder vor einem Café. Die jüngere liest, die ältere schaut durchs Fenster nach draußen. Erinnerungen tauchen auf.

    Ganz verschiedene Geräusche drangen in dem Café Frida an diesem Nachmittag zu uns herüber.

    Nur ein Schritt nach rechts und schon beginnt die faszinierende Welt der Bücher. Die Ladentür ist ganz nahe, sie öffnete und schloss sich wieder, immer verbunden mit dem Läuten einer Schelle. Die ältere Dame bewegte nicht einmal den Kopf zur Seite.

    Irgendwann ist sie aufgestanden, hat ihre Jacke vom Stuhl gegenüber genommen und wir haben einander kurz zugelächelt.
    Dann ist sie gegangen.  

    Einige Tage später sah ich sie im Café Frida wieder.
    Mit mehreren Damen saß sie fröhlich am Tisch und sie unterhielten sich angeregt. Es hat mich sehr gefreut.  

    Es beeindruckt mich immer wieder, wie genau Ihr Bilder lesen könnt - auch wenn sie Euch nicht gefallen - und welche Verbindungen zu Fotografen Ihr herstellen könnt. Das hilft mir sehr.

    Ich danke allen, die mein Bild betrachtet und ihre Gedanken geschrieben haben und ich danke dem Team der Agora, dass es dieses Bild zur Diskussion gestellt hat.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Euer
    Jens Riesener "
    • Horst.F 09/11/2024 15:51

      Guten Tag Jens,
      ausgehend von dem im Frida-Namen enthaltenen Friedensbegriff, der auch als Überschrift über deinen  Erläuterungen der Szenerie stehen könnte, hast du aus meiner Sicht genau an dieser Stelle eine wesentliche Entscheidung im Hinblick auf die inhaltliche Bildausrichtung und auf das zugrundeliegende Friedensverständnis getroffen:
      „Die Schwierigkeit des Lichtes im Café“ […] “dem konnte ich nur durch eine Umwandlung in ein schwarzweiß Bild ein Stück weit entgegenwirken, da auch das Bild an der Wand schwarzweiß ist.“
      Warst du dir dessen bei der Wandlung deines Fotos in SW bewußt?
      Noch einen schönen Tag   Horst.F
    • Jens Riesener 09/11/2024 16:04

      Ja, ich habe mich sehr bewusst für die Wandlung entschieden. 
      Das farbige Bild reduziert für mich stark  die Wirkung und die Konzentration auf die ältere Dame und ihre besondere Ausstrahlung. Es wäre, so vermute ich, eine andere Diskussion geworden. 
      Viele Grüße,
      Jens.
    • Horst.F 09/11/2024 16:29

      ... mit Sicherheit, Jens. Es kommt immer auf die Zielrichtung an. Ich freue mich auf dein nächstes Foto. Noch ein schönes Wochenende   Horst.F
    • Jens Riesener 09/11/2024 16:39

      Das wünsche ich Dir auch. 
      Viele Grüße,
      Jens.
  • Bernadette O. 08/11/2024 22:12

    Durch den Zuckerstreuer und das Blümchen im Vordergrund bekommt das Bild etwas Voyeuristisches. Man fotografiert heimlich, weil man vielleicht die Dame nicht stören möchte oder aber, um beim Fotografieren selber nicht entdeckt zu werden. Und die Situation reizt zu fotografieren. Allerdings steht auf dem Tisch im Vordergrund keine Tasse, kein Glas - Ist die fotografierende Person erst angekommen? Oder macht sie das Foto im Vorbeigehen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie aktiv dazu aufgefordert worden wäre.
    Die ältere Dame sitzt ruhig und an sich unauffällig da. Und doch füllt sie den Raum aus. Sie hat für mein Empfinden eine starke Präsenz. Sie sitzt alleine am Tisch, es steht keine weitere Tasse auf dem Tisch. Also ist sie wohl alleine hierher gekommen. Ihren Mantel hat sie auf die gegenüberliegende Stuhllehne gelegt. Die Kleider deuten auf eine kühle Jahreszeit hin.
    Nun sitzt sie da, nippt wohl zwischendurch an ihrem Kaffee, und schaut durchs Fenster dem Treiben auf der Strasse zu. Was ihr durch den Kopf gehen mag? Liegt in ihrem Blick etwas Neugier, eine kleine Sehnsucht ...?
    Auf dem Foto hängt hinter ihr ein Bild, das eine ähnliche Szene zeigt wie die, in der sie sich gerade befindet. Allerdings mit einer jüngeren Frau. Symbolisch liegt es nahe, dass das Bild zeigt, was an Leben hinter ihr liegt.  
    Vor ihr - fast in ihrer Blickrichtung - steht auf dem Fenstergesimse der Karton mit dem Spruch: "Für mich einen Kaffee und ein Taxi ans Meer". Der Spruch suggeriert, wovon die Dame tagträumen könnte: ... einfach aufstehen, den Mantel anziehen und mit einem Taxi ans Meer fahren. Dem kühlen, blitzsauberen, aber unspektakulären Alltag entflliehen. Sich dem Ungeplanten ausliefern - für einen Tag, für eine Woche ... Der Spruch lädt ein zu etwas, das vor ihr liegen könnte.
    Das Bild könnte tatsächlich den Anfang liefern für eine Geschichte. Ein kleines Abenteuer, das beim Blick durchs Fenster aufs Leben beginnt.

    In diesem Sinne spricht mich das Bild sehr an. Danke fürs Zeigen.
  • Gerhard Körsgen 08/11/2024 1:42

    Eine Innenaufnahme eines Cafés in dem eine einzelne ältere Dame sozusagen
    "das Motiv" ist wobei das "Beiwerk" gut mit ihr korrespondiert.
    Insbesondere das Foto hinter ihr spiegelt gewissermaßen ihre eigene
    Situation wieder, nur "gefühlt" vielleicht früher - so meine Assoziation.
    Das Café namens Frida scheint bis auf die Dame (und den/die Fotografen*in)
    leer und ruhig.
    Ziemlich viel Bildraum, mehr als die Hälfte der Fläche,
    nehmen Elemente ein wie der Tisch im Vordergrund mit Zuckerstreuer und
    Tischdekoration oder die Schrifttafeln rechts oben und halblinks, die zwar
    einerseits dazugehören, mich andererseits aber auch von der Dame ablenken
    welche ich bei weitem am interessantesten finde, obwohl sie im Bildraum
    relativ klein ist und wenig Raum einnimmt.
    Das liegt an ihrer Mimik und Körpersprache die vieldeutig interpretierbar ist
    und mich in den Bann zieht.
    Das sähe ich gerne größer und detaillierter.
    Obwohl das Interieur eher nüchtern und schlicht-funktional ist herrscht durch die
    Dunkeltonigkeit der neutral-schwarzweissen Abbildung eine ruhige, fast schon
    andächtige Stimmung.
    Der Blick nach draußen auf die hellere Straße in dem sich unscharf noch ein paar
    Personen befinden betont den Gegensatz zwischen der empfundenen Stille drinnen zu
    der lebhaften "lauten Welt draußen".
    Eine humanistische Studie die auf mich ein wenig schüchtern wirkt, als habe der/die
    Fotograf*in Angst gehabt durch ein näheres Herangehen die Dame zu stören und damit
    die Aufnahme zu ZERstören.
    Durch die Einbeziehung der randständigen Details, aber insbesondere des Wandfotos,
    hat die Aufnahme genug lokalen Kontext um sie bei Kennerschaft verortbar zu machen,
    das gefällt mir wiederum gut wo ich ansonsten gerne näher bei den Damen (ich beziehe
    diejenige des Fotos mit ein) gewesen wäre.
    Machte mir Spaß zu betrachten und zu besprechen.
  • kmh 06/11/2024 21:21

    Der Blick des Betrachters (mein Blick) landet nach kurzem Herumirren unweigerlich bei der Frau in der Ecke. Sie sitzt bei einer Tasse (Kaffee?) und schaut aus dem Fenster. Die rein weisse Tasse sieht in Verbindung mit den völlig sauberen Tischflächen irgendwie steril und unbenutzt aus. Ob die Frau wartet, nachdenkt oder einfach einsam dasitzt sehe ich nicht. Ich glaube, der Fotograf will sie als einsam darstellen. Das klappt aber nicht, weil sie von 2 Seiten beleuchtet quasi wie auf einem Präsentierteller sitzt. Besonders die nicht im Bild sichtbare Lampe über ihr taucht sie in viel zu helles Licht. Dazu kommen die beiden unschönen Lichtreflektionen im Fenster und im Bild dahinter. Das stört die Atmosphäre des Bildes und nimmt ihm die Ruhe, die nötig wäre, um mehr auszudrücken. Deswegen gefällt mir das Bild nicht und ich kann nicht viel damit anfangen. Es veranlasst mich auch nicht, irgendwelche Wünsche zu formulieren.
  • Matthias von Schramm 06/11/2024 10:19

    Viele Ebenen - eine enge Staffelung in einem vom Grunde her sehr gutem Bildbeispiel für Symbolik. Eine ältere gut gekleidete Dame sitzt in einem Café namens Frida. Sie schaut nachdenklich, vielleicht leer, vielleicht aber auch in sich ruhend aus dem Fenster. Vor ihr auf dem Tisch eine Tasse Heißgetränk vermutlich. Ihr gegenüber ein "geköpftes" Kleidungsstück, möglicher Weise eine Jacke der Person gegenüber. Vielleicht ein Kleidungsstück  ihrer Begleitung, die entweder grad zahlt, auf Toilette ist, nach draussen zum rauchen gegangen ist, oder sich aktuell als FotografIn dieser Szene verdingt.

    Im Bild hinter der Dame spiegelt sich diese Szene. Auf einem Abbild einer Person in einem Café ist eine dekorative Fotografie angebracht. Hinter der Scheibe nach draussen, auf der der Name des Cafés seitenverkehrt sichtbar ist, sind weitere Gesichter in einem wohl eher städtischen Umfeld auszumachen. Unter Aufschriften wie "köstlich, lecker, Metzger ..." treiben sie ein wenig in der Unschärfe gehalten dahin. Im Vordergrund im Unscharfen gelassen ein Ensemble zum Café - Genuss. Ein Zuckerstreuer ist klar erkennbar, gleiches Ensemble befindet sich im Schärfebereich des Fokus vor der Dame.

    "Für mich einen Kaffee und ein Taxi ans Meer" steht da, eine Werbung von schwarzer-Kaffee.com - Poesie als Reklame, der sich das unsägliche stadionartige "bitte - danke" anschließt ... fehlt nur noch eine lang ausgelutschte Nuuuuulllll als Ergänzung, wenn das eigene Team ein Tor geschossen hat. Also so poetisch ist dieser Spruch gar nicht, aber er soll so wirken offenbar. Für Latte Macchiato wird geworben, also viel Schrift im Bild, welches eigentlich so vielschichtig ruhig ist und angedacht ist, ja quasi andächtig wirkt.

    Die in sich ruhend wirkende Person wird von echten Vierecken und solchen mit Abrundungen eingerahmt. In der monochromen Aufnahme bilden Stühle und Tische Schatten, Linien und Spiegelungen. Für ein so "stilles Bild" ist hier ziemlich viel los. Eigentlich ruht nur die Person goldschnittig fast. Der Rest sind im Grunde Bestandteile von viel Oberfläche ohne wirkliche Tiefe. Durch die Person ändert sich schnell etwas. Es wird tiefer. Man denkt an die Frau mit ihrem gepflegten Äußeren, mutmaßt relativ schnell über ihren Gemütszustand, eben auch deswegen, weil sie offenbar schon ein längeres Leben hinter sich hat. Ein Mensch in dieser Welt in einem beliebigen Café welches wie etliche Cafés "Frida" heisst und man sofort geneigt ist an die verehrte Frida Kahlo zu denken. Outfit und Haltung der Dame unterstützen das.

    Mich inspiriert diese Szene, auf der anderen Seite interessiert mich eigentlich speziell nur diese Frau. Haartracht und Brille und umgebundener Schal harmonieren sehr mit ihrem Gesicht. Neben diesem Bild würde mich sofort ein konzentriertes näheres Porträts des Antlitzes "der alten Dame" interessieren.
  • Horst.F 05/11/2024 20:40

    Auf den ersten Blick fällt mir das Streben der Frau nach einem warmen, sicheren, möglichst unauffälligen und verdeckten Ausguckplatz auf, von dem aus sie einen guten Überblick sowohl im Raum als auch auf das Leben auf der davorliegenden Geschäftsstraße hat und dabei selbst unbeteiligt und unbeobachtet im Hintergrund bleiben kann.
    Aus (farb-)psychologischer, psychotherapeutischer und fotografisch-inhaltlicher Sicht wünsche ich mir, der Frida, dem Frida-Unternehmen, seinen Besuchern, allen anderen mit einem friedensverbunden Namen und allen Friedensbewegten; aber auch diesem Anblick und seinem Fotografen wegen und trotz der bekannten Anlässe    für die nächsten Monate und darüber hinaus anders als hier gezeigt ein bewußt-eindeutiges, buntes, vielfarbiges, vielfältiges und menschenbewegendes Treiben und Wirken auf allen angedeuteten Ebenen mit ebensolchen Erlebnissen, Ansichten, Bildern, Einstellungen und Erkenntnissen.
  • felixfoto01 05/11/2024 18:59

    Ich sehe eine Frau in einem Café, alleine vor einer Tasse sitzend, nach draußen schauend. Hinter ihr befindet sich ein Bild, das eine ähnliche Szene darstellt, wie ein Echo einer vergangenen Zeit. Draußen sitzend oder stehen zwei Menschen, wobei einer vielleicht sogar die fotografierende Person betrachtet. Der Blick auf die Frau führt über den Tisch, an dem die fotografierende Person ist. Über einen unscharf abgebildeten Zuckerstreuer und ein Gesteck und die sanft schimmernde Oberfläche des Tischs. Auf die Frau, ihre Tasse und ihre Zuckerstreuer/Gesteck Kombination.
    Da ist noch mehr, die Winkel in denen sich Tische und Stühle zu einander stehen.
    Für mich auffällige Muster im Bild:
    - die Zuckerstreuer im Raum und auf dem Bild hinter der Frau bilden ein Dreieck, das die Frau im Raum einschliesst.
    - Die Blickachsen der Frau im Raum führt von rechts nach links, der der stehenden Person von links nach rechts und die sitzende Person blickt “zum Betrachter”, für mich ergibt das eine Schleife der Blicke, wie ein über Bande gespielter Ball. Dabei sehen sich die Personen dabei nicht gegeneinander an.
    - Die Person im Bild ist von hinten dargestellt und ich kann nicht sicher sagen, wohin ihr Blick führt. Vielleicht nach unten, vielleicht lesend.
    - Die Wandsäule links wiederholt sich im Fachwerk draußen und ergibt so eine Art Dreiklang.
    - Link im Bild steht ein Schild mit Text, der lesbar ist und rechts oben ist ein weiteres Schild, dessen Text jedoch abgeschnitten wird von Bildrand
    Für mich ist dies ein Bild das mit viele Möglichkeiten gibt, mir Geschichten zu überlegen, über die Frau, ihr momentanes Alleinsein. Es wäre aus meiner Sicht auch als ein Symbolbild geeignet.
  • N. Nescio 05/11/2024 17:11

    Sehr viele spitze ecken - tische, fenster, bild - zielen auf die Dame im Eck. SIe ist goldschnittig platziert. Außer dem Kaffeehäferl und den Zuckerstreuern ist die Dame das einzige angenehm nicht-kantige. Die Komposition suggeriert, daß die Dame allein im Raum sei.
    Kontrast des Geschehens im Raum mit dem Straßengeschehen, das die Frau beobachtet. Innen ist ein geschützt-ruhiger Raum. Das Wandbild hingegen verstärkt die Wirkung der Außenwelt - das Wandbild ist für mich unverständlich hinsichtlich Komposition des darin Dargestellten ... könnte das ein Bildschirm sein, der das Außengeschehen nach innnen überträgt?
    .
    Es gibt viel zu sehen. Ein angenehm-detailreiches Bild.
  • Michael Menz 05/11/2024 0:05

    Eine ältere Dame sitzt in eine Café, wahrscheinlich Café Frida, evtl.angelehnt an die Künstlerin Frida Kahlo. Das Schild oben rechts in der Ecke wird „professional bookworm“ lauten. Evtl. befinden wir uns in einem Literatur Café, oder in einem Lokal, dass diesen Eindruck erwecken möchte.

    Das Interieur dunkel, gediegen, die Tische extrem blank, keine Brötchenkrümel, keine Zuckerreste. Kleidung der Frau und Friseur ebenfalls gediegen und adrett, sie passt in diese literarische Umgebung.
    Ihr Blick ist entspannt und nach draußen in die Fußgängerzone gerichtet. Im Draußen dann einige Insignien einer Ladenstraße zu erkennen, ein Mann und eine Frau, hinten eine Metzgerei.

    Gegenüber der Frau ist auf dem Sitz eine übergestülpte Kapuzenjacke zu erkennen.
    Über der Frau ein Bild von einem Café-Außenbereich. Den Rücken zum Betrachter zugewandt, sitzt dort eine jüngere Frau, ebenfalls allein an einem Tisch. Es handelt sich dort um eine Gegenlichtszene, dessen Effekt wahrscheinlich durch einen Decken-Lichtspot über der älteren Dame verstärkt wird.

    Im Vordergrund ein bildfüllender, menschenleerer Tisch. Die Dame wurde von der linken Tischecke aus, mit mittig angeordnetem Zuckerstreuer/„Dekotopf“ fokussiert.
    Zuckerstreuer und Topf ausgeblendet, lässt mich der schräge Tisch in die Szene rutschen. Eine mögliche Dreiecksbeziehung wäre für mich der leere Stuhl rechts, der „Jackenstuhl“ links und die Dame auf dem Stuhl. Eine Zweierbeziehung die älter Dame und die jüngere Dame im Wandbild.

    Für mich ein leises Bild, mit einer gewissen Melancholie, die Menschen mit fortgeschrittener Lebenserfahrung umgeben kann. Ich sehe hier eine Person, die eine „altersadrette“ Selbstdisziplin ausstrahlt und es möglicherweise gewohnt ist, sich alleine einen Abstand von zuhause zu gönnen. Wie bereits erwähnt, passt da auch die Auswahl der sauberen, gediegenen Lokalität. Gäbe es in dem Café Bücher und Kunstangebote, würde das für mich ebenfalls zur Dame passen.

    Zu den optischen Beziehungen dann auch möglich Geschichten. Ein „Früher und Heute“ im Vergleich der Dame mit der Frau auf dem Wandbild. Ein leerer Stuhl, ein besetzter Stuhl und ein belegter Stuhl in der Dreiecksbeziehung.
    Der Besuch könnte neben Café und Kunstgenuss ganz pragmatische Gründe haben. Viele Menschen, für mich meistens Frauen, suchen beim längeren Einkaufsbummel gezielt Toiletten in Lokalitäten aus, in denen sie sich wohl fühlen. Damit verbunden dann ein schneller Cafe, weil es gefordert ist, oder man sich verpflichtet fühlt.
    Möglicherweise dann Bild, Bildidee, Arrangement auch von der Begleitung mit der Kapuzenjacke.
  • Clara Hase 04/11/2024 21:48

    1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
    Stille Momente, getrennt sein von anderen.Rechts im Fenster oder Bild eine junge Frau, alleine in der Aussengastro. Von Hinten.
    Links ein älterer Herr der sich freut. Er kommt mir bekannt vor. User hier.
    Hinter gut geputztem Tisch, eine ältere Dame mit hoher Stirn und sehr vollem Haar. Nur diese Person zeigt uns ihr Gesicht. Die Brauen hochgezogen in die kahle hohe Stirn, der Hals fast steif, und Mundwinkel der Resignation.
    Sie hat sehr herbe männliche Züge. Genetisches Problem?
    2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
    Der Herr in lichtdurchfluteter Passage, die Junge Frau bei Sonnenschein, Teil eines Rades im Rücken. Sie trägt einen dunklen Mantel. Nicht gegen und nicht miteinander, wie die Eier im Karton eine jede Person sitzt für sich.

    Und die ältere Dame im dunklen Winkel, mit einer Tasse Kaffee vor sich. Alleine. Gegenüber auf einem Stuhl liegt ein Bekleidungstück - vermutlich von ihr, evtl um dem Fremden zu sagen: Hier ist besetzt- da kommt gleich noch jemand.

    3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
    Das Foto zeigt etwas was ich ab und an in der Presse lese- die Einsamkeit - meist Ältere. Die tut weh - niemand möchte sie haben, sich so fühlen. Aber vielleicht geniesst eine der Personen auch, dass nicht viel Aufregung um sie gemacht wird. Man kann schlecht hineinsehen - und Gedanken die die Mundwinkel sinken lassen, können von übervorgestern oder akutes beschreiben. Man müsste die Menschen ansprechen.

    4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)
    Linien, und solche Bildaufteilungen sehe ich nicht. Ich sehe einen Lebensausschnitt, aus irgendeiner Zeit die nicht alt ist.
    Ein Schwarz-Weiss-Foto - evtl eine Schwarz-weiss Sicht? Auch von mir - wer weiss das schon?
    Fotografisch gibt es Scharfes und Nebensächliches im Unschärfebereich.
    Zwei Textstellen - rechts oben, Profession Bookwood - links im Fenster einen Kaffee und ein Taxi für die Fahrt ans Meer - Träume, Wünsche, Fehlstellen evtl im Leben der Protagonisten - oder ein Scherz Seitens des Cafes - dass es auch Glück verheissen möchte. das es dort besonders schön sein kann und Träume erfüllt werden.

    ich sollte die texte offline verfassen - soviele Korrekturen - sorry.

    Ich sehe gerade beim Mezger noch eine vierte Person, deren Geschlecht ich nicht ausmachen kann. Sie hat dunkle Haare.
    Und die Junge  Frau scheint etwas am Tisch zu lesen.
  • max liet 04/11/2024 21:14

    Die ältere Frau hat ihre Jacke über den zweiten Stuhl des Zweiertisches gelegt. Da kommt niemand mehr und setzt sich. Für mich ein eindeutiges Zeichen.
    • Clara Hase 04/11/2024 23:16

      ihre Hände liegen ineinander - die Ellenbogen etwas spitz nach aussen - hat sich abgeschlossen - vielleicht auch die Hoffnung aufgegeben, dass noch jemand kommt und sich auf den freien Stuhl setzt. Verabredet oder nicht.
      Bei aller Schlankheit ist auch der Oberkörper ein bisschen in sich zusammengesunken.
  • REN SEN 04/11/2024 12:15

    *Für mich einen Kaffee und ein Taxi ans Meer*
    Dieser Spruch bringt, in diese ansonsten Tristess, eine gewisse Leichtigkeit. Einen Gegenpol. Das gefällt mir. Aber nicht nur das. Ich sehe eine ältere Frau, allein, an einem Tisch. Fensterplatz. Ihr Blick richtet sich hinaus auf die Straße. Beobachtend, sinnierend ... Es hat für mich etwas vom alltäglichen.

    Sie trinkt ihren Kaffee und wirkt für einen kurzen Moment etwas traurig oder allein gelassen. Die nach unten fallenden Mundwinkel sind deutlich sichtbar. Die daraus resultierende Vermutung einer Traurigkeit ist allerdings nur eine mögliche Interpretation meinerseits. Die zu sehende Person könnte auch in einem Moment des kleinen Glücks abgelichtet wurden sein. Das alltägliche Glück allein raus gehen zu können, sein geliebtes Café besuchen zu können um willkommene Abwechslung in den Tag zu bringen. Vieles ist möglich – es ist an uns zu interpretieren.

    Der Bildaufbau wirkt im unteren Teil etwas sperrig und der Hintergrund recht unstrukturiert bis wuselig :) ... Die Gesamtwirkung funktioniert sehr gut. Die Person bekommt dadurch eine hervorgehobene Bedeutung – sie ist bildbestimmend und strahlt Ruhe aus.

    Ein weiteres Detail macht dieses Foto für mich interessant: Das Bild an der Wand zeigt inhaltlich eine ähnliche Szenerie (zumindest oberflächlich betrachtet). Dies wirkt auf mich wie eine zufällige Themendoppelung und verstärkt, zumindest unterbewusst, den Eindruck des allein seins.  

    Sehr interessantes, gewöhnliches Motiv. Kein gutes Licht und doch wurde eine feine Fotografie geschaffen. Eines dieser Fotos die farbig meiner Meinung nach, oder nach meinem Geschmack, sicher deutlich weniger überzeugend rüber kommen würde. SW eine gute Wahl.
  • _visual_notes_ 04/11/2024 11:01

    "Vordergrund macht Bild gesund.
    Mittelgrund tut Inhalt kund.
    Hintergrund nicht kunterbunt."

    Der Fotograf hat sich an diese Regeln für eine gute Bildgestaltung gehallten. Das Bild hat Tiefe. Es gibt mehrere Dimensionen auch in der Breite, Bilder im Bild, und man muss schon genauer hinschauen, ob es sich rechts um ein Bild oder einen Spiegel handelt.

    "Das Bild sieht "zeitlos" aus, dazu passt auch, dass es monochrom ist.

    Das Café heißt offenbar Frida. So ein Name kann viel bedeuten, vielleicht wurde es nach der Inhaberin benannt, vielleicht auch nach Frida Kahlo.

    Im Fenster spiegeln sich weitere Personen, aber die hagere ältere Dame ist allein und vielleicht auch einsam und verbittert. Möglicherweise ist sie aber auch ein lustiges Haus und diese Situation ist ganz untypisch für sie? Vielleicht kann das, was man ganz links erkennt und was aussieht wie ein Hundehaufen Antwort geben: das könnte eine Jacke sein; vielleicht ist ihr Mann, ihre Tochter, ihre Freundin nur mal kurz zur Toilette. Wäre es mein Bild, hätte ich das vielleicht nicht ins Foto integriert.

    Insgesamt in meinen Augen ein sehr schönes Bild mit Edward-Hopper-urbane-Einsamkeits-Flair, es erinnert mich auch an Fotografen wie Brassaï oder Robert Doisneau.

    Bin gespannt, von wem das ist.

    Eine schöne Woche an alle.