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Commentaire
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Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 10/08/2018 19:56
Hier:geht es weiter.
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 10/08/2018 19:55
Der Fotograf bedankt sich ganz herzlich für die ausgiebige Diskussion seines Fotos.Thomas Braunstorfinger 10/08/2018 16:42
Ich finde das Foto recht gelungen, weil es Fragen aufwirft. Zwei völlig unterschiedliche Muster prallen hier aufeinander : die Vögelchen und diese drei kreisförmigen Gebilde, von denen das rechte zu schweben scheint. Was ist das? Warum schauen da so verkohlte Stängel raus? Meine erste Assoziation waren Eisstöcke, wie sie gerne von älteren Herren über die gefrorenen Seen geschoben werden.Mit zugekniffenen Augen erkenne ich eine Art Flieger nach rechts, gebildet aus der pfeilförmigen Vogelanordnung plus zwei Triebwerken links. Da stört nur das Ufo rechts oben. Ich hätte vielleicht geschummelt, und dieses wegretuschiert.
elstp 09/08/2018 13:15
Möwen sieht man gewöhnlich am Strand, also auf Sand.Der Autor zeigt uns hier die Realität, nämlich eine Eisfläche mit Schmelzlöchern, die mich persönlich an 'Fliegende Untertassen' erinnern - ich hab noch keine gesehen, gibt's glaube ich auch nicht. Es ist also in diesem dokumentarischen Bild wenig, woran ich mich orientieren kann.
Bleibt mir, mich mit Hilfe ästhetischer Ansprüche mehr oder weniger zufrieden zu fühlen. Oder mir eine Meinung über die Ausdruckskraft zu bilden:
Einer macht eine Geschichte daraus, prima. Andere suchen Muster, um zu ordnen; usw.
Wir, die Betrachter, müssen uns also mal wieder - wenigstens in der Theorie - die 'Erde untertan ' machen, was ja auch ganz schön ist!
Gruß LILO
MarVero 08/08/2018 16:03
Ich habe mir das Foto jetzt längere Zeit angeschaut.....Für mich bilden die Möwen zentral ein gedachtes Dreieck.
Vielleicht hat der/die Bildautor/in, bewusst oder unbewusst, das Bild nach der klassischen Dreiecksregel aufgebaut und es wirkt deshalb auf manche, einschließlich meiner Person, faszinierend.
Mir gefällt's und hätte ich das so gesehen, hätte ich es auch fotografiert.
VG Veronika
Giralle 08/08/2018 15:04
Ich finde das Bild faszinierend. Ohne die Erklärung, dass es sich bei den dunklen Stellen um Löcher im Eis handelt, hätte ich an surreale "Stempel" gedacht, die ein unbekanntes Wesen in den "Sand" gedrückt hat, der ja in Wirklichkeit Schnee auf Eis ist. Und die Möwen laufen ganz unbeeindruckt von diesen merkwürdigen Gegenständen umher, sie ignorieren sie, so, wie auch wir Menschen dazu neigen, potentiell gefährliche Veränderungen in unserer Umwelt zu ignorieren, in der Hoffnung, dass es "schon nicht so schlimm kommen wird".Nun gut, vielleicht hat ja die andauernde Hitze (seit 17 Tagen ununterbrochen mehr als 30C Höchsttemperatur) mein Gehirn verwirrt, so dass ich in den "Stempeln" im Bild eine Gefährdungslage für die Möwen sehe ;-) - aber jedenfalls hat dieses Bild durch die Konvertierung in BW einen sehr interessanten und großen Bedeutungs - und Interpretationsspielraum erhalten. Ich habe bisher mit BW noch nicht so viel Erfahrung - dieses Foto regt mich aber dazu an, mich vielleicht intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. Und dafür, unbekannter Fotograf, bedanke ich mich recht herzlich!
milchschäfer2 05/08/2018 20:53
Bildsprache - Sprachbildfav
Wolf Schroedax 05/08/2018 20:10
Wenn es erlaubt ist, noch etwas zur Bildsprache ("auspicium"). Die drei Stangen dienten früher einmal zur Befestigung von Stellnetzen, heute zum Offenhalten von "Luftlöchern" im Eis. Der alte Fischer, der die Fische, vor allem Aale , aus den Netzen barg, hat seinerzeit Buch geführt darüber, aus welcher Richtung die Fische gekommen sein müssen bevor sie im Netz hängen blieben, von rechts (Osten) oder von links (Westen).Leider weiß man nur, dass er die Daten an eine Wahrsagerin weitergegeben hat, nicht aber welche Schlüsse diese daraus gezogen und wie sie den Fischer entlohnt hat... Heute, da hier offenbar nicht mehr gefischt wird und der letzte Fischer längst tot ist, geht die Wahrsagerin persönlich an diesen Ort, sie muss ja schließlich auch mal an die frische Luft. Sie hat sicher die Vögel auf dem Eis auch besucht, ihre Ausrichtung und die Windverhältnisse notiert. Vielleicht auch die Art der Vögel. Hier also 50 Lachmöven. 34 haben sich nach Westen ausgerichtet, von den übrigen 16 schauen je 8 nach Osten oder zum Betrachter bzw. von ihm weg. Bei der Deutung spielen sicher die Ruhe der Vögel neben der erwähnten Harmonie ihrer Verteilung eine Rolle. Obwohl : es gibt sicher hier auch eine Hirarchie , wenn auch eine flache.....
Bernard B.. 05/08/2018 20:07
Zu Ihrer Frage, ob das den Betrachtern auch so geht, dass die Muster/Konstellationen sie faszinieren oder sie etwas ganz anderes (oder nur beliebiges) sehen: mögliche Antworten darauf wären z.B.: Ja - Nein, ich sehe das und das - Ich sehe aber nur Beliebiges. Sollen diese Antworten Ihnen dazu dienen, sich zu vergewissern, wie wenig allein Sie mit Ihrer Interpretation dastehen? Weder Sie noch Betrachter/Leser lernen dadurch etwas für Ihre Fotografie und zugrundeliegende Motive der Motivauswahl – mein Vorschlag für erkenntnisfördernde Fragen, um sich die Gründe für Ihre Faszination, soweit möglich, bewusst zu machen und so in künftigen Situationen deren fotografische Potenzial noch gezielter nutzen, eventuell sogar ein kleines Oeuvre in dieser Richtung aufbauen zu können:Was fasziniert mich an diesen Mustern/Konstellationen, die ich sehe? Warum?
Was sagt das aus über mein fotografisches Sehen, meine Motive (im doppelten Sinn), mich?
Warum üben Muster und Konstellationen auf mich/auf viele Menschen einen Reiz aus?
Und um welche Art von Mustern und Konstellationen handelt es sich: reale oder vorgestellte?
Wenn ich das Foto gemacht hätte, würde ich einige Antworten wagen, zunächst darauf: Warum fasziniert mich wohl das Bild, warum fasziniert mich etwas überhaupt, neben formal Ästhetischem? Kann es sein, dass der Verstand zwar nach Klarheit und Gewissheit verlangt, eine andere Seite in uns aber gleichzeitig genau das Gegenteil bisweilen faszinierend findet?
Und was könnte das Faszinosum hier ausmachen – der Umstand, dass hier Interesse Weckendes, Rätselhaftes auf mehreren Ebenen wirkt? Nämlich:
a) auf der Ebene des Einzelnen (Hingucker: der Flügelschlag, schwebende Scheibe oben, no line on the horizon, abstrakte Wirkung),
b) auf der Ebene der Typen von Bildelementen (Möwe, Kreis): Gegensatz: musterlose Anordnung der Kreise auf dem Bild (mit Stock, eislos, und angedeutete, eisbedeckt) gegenüber vermeintlich musterartiger Anordnung der Möwen, fast wie ein am eisigen Boden erstarrter Vogelzug: fast alle halten den gleichen Abstand zu den nächsten, wenige sind enger zusammen, wenige sind auf Distanz); in die Vogelansammlung kann man nach Belieben und unnützerweise Substrukturen hineininterpretieren und nach Merkmalen gruppieren (z.B. Blickrichtung, auf 0/1/2 Beinen stehend) ;
c) auf der Ebene der Beziehungen zwischen den beiden Typen, optimalerweise ein rundes Ganzes ergebend.
Und warum üben Muster einen Reiz aus, warum neigt der Mensch überhaupt dazu, in willkürlichen, unregelmäßigen Anordnungen und Formen Muster zu erkennen? Es geht nicht um Antworten aus der Evolutionsbiologie oder der Psychologie, sondern darum, sich der Motive des Fotografierens bewusst zu machen.
Übrigens, als Anregung, und sicher bekannt, waren Muster (reale, nicht hineininterpretierte, oft entstanden durch abstrahierende Nahaufnahmen in der Natur, in der Industrie, bei Gebrauchsgegenständen) ja vor rund 100 Jahren in der Fotografie ein beliebtes Motiv (z.B. bei P. Strand und A. Renger-Patzsch).
Perspektivwechsel zum Betrachter, weil Sie danach fragten (zur Sinnhaftigkeit s.o.): für mich: Die Spuren auf dem Eis erwecken nicht mein Interesse. Muster? Weder bei den Kreisen noch den Möwen; Komposition: keine optische (und natürlich keine reale) Beziehung („Konstellation“) zwischen den beiden Elementtypen erkennbar, alles wirkt hingewürfelt und bezuglos, es findet nicht einmal eine Addition der beiden Elemente statt, geschweige denn eine Multiplikation, im Sinne einer gegenseitigen Verstärkung der Bildwirkung; im Gegenteil, jedes Element steht für sich, die Kreise, so für sich, eislos und mit Stock, lenken ab – eventuell wäre es möglich gewesen, von einem leicht geänderten Aufnahmestandpunkt aus die beiden Elemente optisch mehr zu verbinden.
Und das Rätsel der eisfreien Kreise ließe sich bestimmt schnell wegerklären, wenn es einen wirklich interessiert.
Betrachtungen über die unterschiedliche Flüchtigkeit der einzelnen vermeintlichen Muster (von Möwen über die Spuren zu den Kreisen) bleiben auch müßig.
So bleibt es aus meiner Betrachter-Sicht ein Foto, das, weitgehend inhaltslos (und auch nicht diesen Anspruch erhebend, nicht negativ gemeint), in der Form zuhause ist, in der Form vermeintlicher Muster (und deren vermeintlichen Zusammenspiel), die sich in Wirklichkeit schnell als Hirngespinste herausstellen (oder vielleicht doch nicht, wenn wir in das, was im Gehirn von Möwen so vor sich geht, erkennen könnten?), im Versuch steckengeblieben, zufällige und triviale Details des Alltags zu einem rätselhaften Code für irgendetwas aufzublasen; einiges (Muster, Rätsel, in Lakonie dargeboten) auf den ersten Blick versprechend, wenig haltend, da nichts dahinter - ein kleines Foto, ohne ästhetischen Reiz, ohne emotionale Wirkung, ohne etwas Neues zu vermitteln, und dennoch mit einem gewissen Etwas.
Wäre ich – wieder Perspektivwechsel - der Fotograf dieses Bildes, würde ich mich auf jeden Fall freuen, dass ich den fotografischen Blick hatte, diese Situation aus schlichten Zutaten (Wasser, Eis, Stöcke, Spuren, Möwen) und in ihrer Gesamtheit trotz allem mehr als die Summe, zu erkennen, dass es mir gelang, sie festzuhalten, und dass vor allem die Voraussetzung dafür gegeben war, nämlich die Fähigkeit, die Erfahrung von Geheimnisvollem zu machen (Ursprung von Kunst und Wissenschaft) und fasziniert zu werden, ahnend, dass von Geheimnisvollem, auch wenn es, wie hier, einfach verpackt ist, ein besonderer Reiz ausgeht -
man versuche nur, diesem Charakter des Bildes nur anhand von Worten gerecht zu werden - wieviel ginge verloren? Ist die Fotografie als Medium nicht geradezu ideal, solche Situationen, in genau diesem Moment, in einem Bild festzuhalten?
Letztendlich ist die Frage für den Urheber ja nicht, ob das Bild, in einem formalen, technischen Sinn, oder im Sinn von bei Fotoclubs und -Ratgebern beliebten sog. Kompositionsregeln (ohne jede evidenzbasierte Begründung in der Sache), „gut“ ist, sondern die: drückt das Bild das aus, was es ausdrücken soll? Bedeutet es, was es für mich bedeuten soll? Und diese Frage kann nur der Fotograf beantworten.
Frau Ke 05/08/2018 10:41
Ein schönes Startseitenfoto, um gleichzeitig auf die Agora-Bilddiskussion hinzuweisen.Das Beieinander der verschiedenen sich wiederholenden Formen wirkt sehr anregend, zumal sie durch den kontrastierenden und vereinheitlichenden Schneegrund in eine "erholsame" Reduzierung eingebunden sind - also kein "zuviel" an Formen, sondern eine Betonung und Konturierung. Drei Formgruppen mache ich aus:
1. die großen dunklen Kreise der Wasserlöcher, die sich um die Holzstecken gebildet haben ... woher kommt das eigentlich? Weil die Stecken von der Sonne aufgeheizt werden? ... Das entfernteste Wasserloch scheint fast zu schweben im fast konturlosen Weiß, das aber bis zum Bildrand feine Strukturen behält. Zwei weitere größere Kreise ähnlicher Größe zähle ich zu dieser Formengruppe; sie sind ebenfalls im Hintergrund erkennbar, allerdings nicht schwarz, sondern hell grau, denn hier ist die Eisschicht nicht geschmolzen.
2. die grafisch außerordentlich harmonisch verteilte Gruppe der Möwen. Sie verteilen sich - ähnlich Flugformationen auf japanischen Holzschnitten - vom Hinter- in den Vordergrund mäandernd über das ganze Foto, überschneiden sich kaum, sehr schön die Formvariation durch die aufgespannten Flügel der landenden Möwe.
3. Die schon angesprochenen feinen Trippelmuster der Krallenspuren im Schnee.
In seiner reduzierten Ästhetik erinnert mich das Foto an 1960er-Jahre sw-Fotografien, im besten Sinne - eine grafisch bedachte Naturbetrachtung ... für mich eine Art Haiku in Bildform.
_visual_notes_ 04/08/2018 15:14
"Mich haben aber die sich ergebenden Muster bzw. Konstellationen aus den seltsamen eisfreien Kreisen und den vielen Möwen fasziniert."Mich auch. Und auch die feinen Muster im Schnee.
Wolf Schroedax 04/08/2018 10:50
Auspiciumfelixfoto01 04/08/2018 7:55
Für mich ist das Bild sehr ansprechend. Die Aufteilung der Fläche im Bild, die Stäbe mit ihren runden, schwarzen Flächen, die Spuren in der hellen Fläche und die Vögel ergeben für mich ein sehr harmonisches Muster. Interessant für mich, empfinde ich den Vogel, der seine Flügel spreizt, als Gegenpol zu den drei Stäben.Erst jetzt habe ich den Begleittext gelesen, und verstehe, dass es sich um eine Eisfläche handelt und die runden, schwarzen Flächen sind in der Tat Löcher im Eis. Ohne die Beschreibung hatte ich die Funktion nicht so ganz verstanden und hielt die helle Fläche für Sand/Strand.
Danke für's zeigen.
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 03/08/2018 19:43
Die Fotografin / Der Fotograf schreibt:"gesehen im Greifswalder Hafen. Ich will hier gar nicht so viel vorgeben (und der Aufnahmeort tut hier wohl auch nichts zur Sache). Es ist aber ausdrücklich gewünscht, etwas zu schreiben.
Mich haben aber die sich ergebenden Muster bzw. Konstellationen aus den seltsamen eisfreien Kreisen und den vielen Möwen fasziniert. Ich wüsste gern, ob das den Betrachtern auch so geht oder ob sie vielleicht etwas ganz anderes (oder nur beliebiges) sehen"
Agora meint:
Wir könnten sicher alle eine Abkühlung gebrauchen.